Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.Fragen an die unterschiedenen Alter. Lehrer. Jch höre daß des Säuglings Wesen So ist, wie ihn ein ander führt, Er gehet wie er wird regiert, Daraus kan man die Lehre lesen: Ein Kindlein das an Mutter Brüsten Den Nahrungssafft des Lebens nimt, Das saugt, was in der Milchkost schwimt, Schon an sich von der Mutter Lüsten. Mein Knäblein! sag mir deinen Sin Wo gehst du hin? Knabe. Jch lauffe fort zu meinen Spielen; So bald mein müder Schlaf vorbei, Denk ich wo Ball und Kegel sei, Wie ich muß nach der Scheibe zielen: Der Zwang treibt mich dan in die Schule, Da ich erlern bei Angst und Weh Das marter volle A. B. C. Auf einen harten Schüler Stuhle: Denn denk ich, wo des Spiels Gewin Da geh ich hin. Lehrer. Mein Knäblein! mag dir kein Gesezze Zu lauffen immer fort und fort, Bald hie bald an dem andern Ort. Da sind die Lust offt Lasterpläze: Die Sittsamkeit der Kindheit Krone, Jst eine Tugend die dich ziert, Wer solche schon so früh verliert, Komt selten zu dem Ehrenthrone: Mein
Fragen an die unterſchiedenen Alter. Lehrer. Jch hoͤre daß des Saͤuglings Weſen So iſt, wie ihn ein ander fuͤhrt, Er gehet wie er wird regiert, Daraus kan man die Lehre leſen: Ein Kindlein das an Mutter Bruͤſten Den Nahrungsſafft des Lebens nimt, Das ſaugt, was in der Milchkoſt ſchwimt, Schon an ſich von der Mutter Luͤſten. Mein Knaͤblein! ſag mir deinen Sin Wo gehſt du hin? Knabe. Jch lauffe fort zu meinen Spielen; So bald mein muͤder Schlaf vorbei, Denk ich wo Ball und Kegel ſei, Wie ich muß nach der Scheibe zielen: Der Zwang treibt mich dan in die Schule, Da ich erlern bei Angſt und Weh Das marter volle A. B. C. Auf einen harten Schuͤler Stuhle: Denn denk ich, wo des Spiels Gewin Da geh ich hin. Lehrer. Mein Knaͤblein! mag dir kein Geſezze Zu lauffen immer fort und fort, Bald hie bald an dem andern Ort. Da ſind die Luſt offt Laſterplaͤze: Die Sittſamkeit der Kindheit Krone, Jſt eine Tugend die dich ziert, Wer ſolche ſchon ſo fruͤh verliert, Komt ſelten zu dem Ehrenthrone: Mein
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0124" n="108"/> <fw place="top" type="header">Fragen an die unterſchiedenen Alter.</fw><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Lehrer.</hi> </speaker><lb/> <lg n="28"> <l><hi rendition="#in">J</hi>ch hoͤre daß des Saͤuglings Weſen<lb/> So iſt, wie ihn ein ander fuͤhrt,<lb/> Er gehet wie er wird regiert,<lb/> Daraus kan man die Lehre leſen:<lb/> Ein Kindlein das an Mutter Bruͤſten<lb/> Den Nahrungsſafft des Lebens nimt,<lb/> Das ſaugt, was in der Milchkoſt ſchwimt,<lb/> Schon an ſich von der Mutter Luͤſten.<lb/><hi rendition="#fr">Mein Knaͤblein</hi>! ſag mir deinen Sin<lb/> Wo gehſt du hin?</l> </lg> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Knabe.</hi> </speaker><lb/> <lg n="29"> <l><hi rendition="#in">J</hi>ch lauffe fort zu meinen Spielen;<lb/> So bald mein muͤder Schlaf vorbei,<lb/> Denk ich wo Ball und Kegel ſei,<lb/> Wie ich muß nach der Scheibe zielen:<lb/> Der Zwang treibt mich dan in die Schule,<lb/> Da ich erlern bei Angſt und Weh<lb/> Das marter volle A. B. C.<lb/> Auf einen harten Schuͤler Stuhle:<lb/> Denn denk ich, wo des Spiels Gewin<lb/> Da geh ich hin.</l> </lg> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Lehrer.</hi> </speaker><lb/> <lg n="30"> <l><hi rendition="#in">M</hi><hi rendition="#fr">ein Knaͤblein</hi>! mag dir kein Geſezze<lb/> Zu lauffen immer fort und fort,<lb/> Bald hie bald an dem andern Ort.<lb/> Da ſind die Luſt offt Laſterplaͤze:<lb/> Die Sittſamkeit der Kindheit Krone,<lb/> Jſt eine Tugend die dich ziert,<lb/> Wer ſolche ſchon ſo fruͤh verliert,<lb/> Komt ſelten zu dem Ehrenthrone:<lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">Mein</hi></fw><lb/></l> </lg> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [108/0124]
Fragen an die unterſchiedenen Alter.
Lehrer.
Jch hoͤre daß des Saͤuglings Weſen
So iſt, wie ihn ein ander fuͤhrt,
Er gehet wie er wird regiert,
Daraus kan man die Lehre leſen:
Ein Kindlein das an Mutter Bruͤſten
Den Nahrungsſafft des Lebens nimt,
Das ſaugt, was in der Milchkoſt ſchwimt,
Schon an ſich von der Mutter Luͤſten.
Mein Knaͤblein! ſag mir deinen Sin
Wo gehſt du hin?
Knabe.
Jch lauffe fort zu meinen Spielen;
So bald mein muͤder Schlaf vorbei,
Denk ich wo Ball und Kegel ſei,
Wie ich muß nach der Scheibe zielen:
Der Zwang treibt mich dan in die Schule,
Da ich erlern bei Angſt und Weh
Das marter volle A. B. C.
Auf einen harten Schuͤler Stuhle:
Denn denk ich, wo des Spiels Gewin
Da geh ich hin.
Lehrer.
Mein Knaͤblein! mag dir kein Geſezze
Zu lauffen immer fort und fort,
Bald hie bald an dem andern Ort.
Da ſind die Luſt offt Laſterplaͤze:
Die Sittſamkeit der Kindheit Krone,
Jſt eine Tugend die dich ziert,
Wer ſolche ſchon ſo fruͤh verliert,
Komt ſelten zu dem Ehrenthrone:
Mein
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |