Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Gedanken über die Wunder GOttes.
Es ist oft bei finstern Stunden,
Heller Sonnen Glanz verstekt,
Wenn sich Dunst und Wolken funden,
Die ihr strahlend Licht verdekt:
Kann man aber also schliessen,
Daß die Sonne selbst erbleicht
Wenn sie bei den Finsternissen
Nicht so bald die Blikke zeigt:
Da sie wieder, eh mans meinet,
Heller aus den Wolken scheinet.
So komt mir auch das Geschikke,
Trüber Unglüksstunden vor,
Da ich GOttes Gnaden Blikke
Nur aus dem Gesicht verlohr:
Denn da sich sein Aug verborgen
Machte mir, bei der Gefahr,
Sein recht väterliches Sorgen
Diese grosse Warheit klar:
Daß der Vorsicht ewigs Walten
Uns müß, könn und woll erhalten.
Wie nach dem Gewölk und Regen,
Jn dem Reiche der Natur
Spriesset ein viel größrer Segen,
Auf der Felder grüner Flur:
So hab ich nach kranken Wehen,
Jn dem Reich der Fürsehung,
Zu des Höchsten Preis gesehen
Bei des Orts Veränderung,
Da er mich hieher geführet,
Wie mich seine Hand regieret.
Wie-
Gedanken uͤber die Wunder GOttes.
Es iſt oft bei finſtern Stunden,
Heller Sonnen Glanz verſtekt,
Wenn ſich Dunſt und Wolken funden,
Die ihr ſtrahlend Licht verdekt:
Kann man aber alſo ſchlieſſen,
Daß die Sonne ſelbſt erbleicht
Wenn ſie bei den Finſterniſſen
Nicht ſo bald die Blikke zeigt:
Da ſie wieder, eh mans meinet,
Heller aus den Wolken ſcheinet.
So komt mir auch das Geſchikke,
Truͤber Ungluͤksſtunden vor,
Da ich GOttes Gnaden Blikke
Nur aus dem Geſicht verlohr:
Denn da ſich ſein Aug verborgen
Machte mir, bei der Gefahr,
Sein recht vaͤterliches Sorgen
Dieſe groſſe Warheit klar:
Daß der Vorſicht ewigs Walten
Uns muͤß, koͤnn und woll erhalten.
Wie nach dem Gewoͤlk und Regen,
Jn dem Reiche der Natur
Sprieſſet ein viel groͤßrer Segen,
Auf der Felder gruͤner Flur:
So hab ich nach kranken Wehen,
Jn dem Reich der Fuͤrſehung,
Zu des Hoͤchſten Preis geſehen
Bei des Orts Veraͤnderung,
Da er mich hieher gefuͤhret,
Wie mich ſeine Hand regieret.
Wie-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0140" n="124"/>
        <fw place="top" type="header">Gedanken u&#x0364;ber die Wunder GOttes.</fw><lb/>
        <lg n="31">
          <l><hi rendition="#in">E</hi>s i&#x017F;t oft bei fin&#x017F;tern Stunden,<lb/>
Heller Sonnen Glanz ver&#x017F;tekt,<lb/>
Wenn &#x017F;ich Dun&#x017F;t und Wolken funden,<lb/>
Die ihr &#x017F;trahlend Licht verdekt:<lb/>
Kann man aber al&#x017F;o &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
Daß die Sonne &#x017F;elb&#x017F;t erbleicht<lb/>
Wenn &#x017F;ie bei den Fin&#x017F;terni&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Nicht &#x017F;o bald die Blikke zeigt:<lb/>
Da &#x017F;ie wieder, eh mans meinet,<lb/>
Heller aus den Wolken &#x017F;cheinet.</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="32">
          <l><hi rendition="#in">S</hi>o komt mir auch das Ge&#x017F;chikke,<lb/>
Tru&#x0364;ber Unglu&#x0364;ks&#x017F;tunden vor,<lb/>
Da ich <hi rendition="#fr">GOttes</hi> Gnaden Blikke<lb/>
Nur aus dem Ge&#x017F;icht verlohr:<lb/>
Denn da &#x017F;ich &#x017F;ein Aug verborgen<lb/>
Machte mir, bei der Gefahr,<lb/>
Sein recht va&#x0364;terliches Sorgen<lb/>
Die&#x017F;e gro&#x017F;&#x017F;e Warheit klar:<lb/>
Daß der Vor&#x017F;icht ewigs Walten<lb/>
Uns mu&#x0364;ß, ko&#x0364;nn und woll erhalten.</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="33">
          <l><hi rendition="#in">W</hi>ie nach dem Gewo&#x0364;lk und Regen,<lb/>
Jn dem Reiche der Natur<lb/>
Sprie&#x017F;&#x017F;et ein viel gro&#x0364;ßrer Segen,<lb/>
Auf der Felder gru&#x0364;ner Flur:<lb/>
So hab ich nach kranken Wehen,<lb/>
Jn dem Reich der Fu&#x0364;r&#x017F;ehung,<lb/>
Zu des Ho&#x0364;ch&#x017F;ten Preis ge&#x017F;ehen<lb/>
Bei des Orts Vera&#x0364;nderung,<lb/>
Da er mich hieher gefu&#x0364;hret,<lb/>
Wie mich &#x017F;eine Hand regieret.</l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Wie-</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[124/0140] Gedanken uͤber die Wunder GOttes. Es iſt oft bei finſtern Stunden, Heller Sonnen Glanz verſtekt, Wenn ſich Dunſt und Wolken funden, Die ihr ſtrahlend Licht verdekt: Kann man aber alſo ſchlieſſen, Daß die Sonne ſelbſt erbleicht Wenn ſie bei den Finſterniſſen Nicht ſo bald die Blikke zeigt: Da ſie wieder, eh mans meinet, Heller aus den Wolken ſcheinet. So komt mir auch das Geſchikke, Truͤber Ungluͤksſtunden vor, Da ich GOttes Gnaden Blikke Nur aus dem Geſicht verlohr: Denn da ſich ſein Aug verborgen Machte mir, bei der Gefahr, Sein recht vaͤterliches Sorgen Dieſe groſſe Warheit klar: Daß der Vorſicht ewigs Walten Uns muͤß, koͤnn und woll erhalten. Wie nach dem Gewoͤlk und Regen, Jn dem Reiche der Natur Sprieſſet ein viel groͤßrer Segen, Auf der Felder gruͤner Flur: So hab ich nach kranken Wehen, Jn dem Reich der Fuͤrſehung, Zu des Hoͤchſten Preis geſehen Bei des Orts Veraͤnderung, Da er mich hieher gefuͤhret, Wie mich ſeine Hand regieret. Wie-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747/140
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747/140>, abgerufen am 21.11.2024.