Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.
Der Thoren sind zwar viel, doch nicht von einer Art, Der eine hat Vernunft, die er nicht wohl verwahrt; Die andern sind gar blind mit ihren Maulwurfs Augen, Weil sie nur zum Gewühl, auf diesen Erdklump taugen, Sie blicken in die Welt, und schauen hin und her, Sie finden hie und da, was zu begreifen schwer: Das Werk der Vorsehung hat viel verborgne Wege, Darin man Tiefen sieht und ungemeßne Stege, Die kein Verstand begreift, der in den Abgrund sinkt, Als wie ein Wassertropf, wenn ihn das Meer ver- schlingt: Der kurtze Jnbegriff, die gar zu engen Schranken, Der menschlichen Vernunft, der irrenden Gedanken, Der bringt sie auf den Wahn der Atheisterey, Daß da die Welt verkehrt, kein GOtt ihr Schöp- fer sey. Der Erden Bau ist da, aus der Geschicht ist klar, Daß er schon da gewest, vor viele tausend Jahr, Wer dieses leugnen will der zweifelt an den Dingen, Die seinen Eigensin, mit Macht zum Glauben zwin- gen: Doch die Materie, woraus die Welt gemacht, Die wird von einigen die dieses nachgedacht Mit GOtt den Ursprung nach gleich ewig angesehen, Und da kan kein Begriff vom wahren GOtt bestehen. Jst ihm am Dauer gleich der wüste Erdenklos, So ist er nicht das All, das nur alleine gros. Wer
Der Thoren ſind zwar viel, doch nicht von einer Art, Der eine hat Vernunft, die er nicht wohl verwahrt; Die andern ſind gar blind mit ihren Maulwurfs Augen, Weil ſie nur zum Gewuͤhl, auf dieſen Erdklump taugen, Sie blicken in die Welt, und ſchauen hin und her, Sie finden hie und da, was zu begreifen ſchwer: Das Werk der Vorſehung hat viel verborgne Wege, Darin man Tiefen ſieht und ungemeßne Stege, Die kein Verſtand begreift, der in den Abgrund ſinkt, Als wie ein Waſſertropf, wenn ihn das Meer ver- ſchlingt: Der kurtze Jnbegriff, die gar zu engen Schranken, Der menſchlichen Vernunft, der irrenden Gedanken, Der bringt ſie auf den Wahn der Atheiſterey, Daß da die Welt verkehrt, kein GOtt ihr Schoͤp- fer ſey. Der Erden Bau iſt da, aus der Geſchicht iſt klar, Daß er ſchon da geweſt, vor viele tauſend Jahr, Wer dieſes leugnen will der zweifelt an den Dingen, Die ſeinen Eigenſin, mit Macht zum Glauben zwin- gen: Doch die Materie, woraus die Welt gemacht, Die wird von einigen die dieſes nachgedacht Mit GOtt den Urſprung nach gleich ewig angeſehen, Und da kan kein Begriff vom wahren GOtt beſtehen. Jſt ihm am Dauer gleich der wuͤſte Erdenklos, So iſt er nicht das All, das nur alleine gros. Wer
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Der Atheiſt.
Ein aufgeblaſner Sin, ein Sonderling im Wiſſen,
Dem ſeine Einbildung den Zuͤgel weggeriſſen,
Der Abentheuer hekt mit ſeinen Witz hervor,
Ein Ungluͤkſeeliger, der allergroͤßte Thor.
Der Thoren ſind zwar viel, doch nicht von einer Art,
Der eine hat Vernunft, die er nicht wohl verwahrt;
Die andern ſind gar blind mit ihren Maulwurfs
Augen,
Weil ſie nur zum Gewuͤhl, auf dieſen Erdklump taugen,
Sie blicken in die Welt, und ſchauen hin und her,
Sie finden hie und da, was zu begreifen ſchwer:
Das Werk der Vorſehung hat viel verborgne Wege,
Darin man Tiefen ſieht und ungemeßne Stege,
Die kein Verſtand begreift, der in den Abgrund
ſinkt,
Als wie ein Waſſertropf, wenn ihn das Meer ver-
ſchlingt:
Der kurtze Jnbegriff, die gar zu engen Schranken,
Der menſchlichen Vernunft, der irrenden Gedanken,
Der bringt ſie auf den Wahn der Atheiſterey,
Daß da die Welt verkehrt, kein GOtt ihr Schoͤp-
fer ſey.
Der Erden Bau iſt da, aus der Geſchicht iſt klar,
Daß er ſchon da geweſt, vor viele tauſend Jahr,
Wer dieſes leugnen will der zweifelt an den Dingen,
Die ſeinen Eigenſin, mit Macht zum Glauben zwin-
gen:
Doch die Materie, woraus die Welt gemacht,
Die wird von einigen die dieſes nachgedacht
Mit GOtt den Urſprung nach gleich ewig angeſehen,
Und da kan kein Begriff vom wahren GOtt beſtehen.
Jſt ihm am Dauer gleich der wuͤſte Erdenklos,
So iſt er nicht das All, das nur alleine gros.
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