Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.
Jhr Bette war die sanffte Erd, Mit Laub und Blumen ausgeschmükket Darob kein Baldachin gekehrt Daran man Kunstgewirk erblikket. Der Himmel selbst mit seinen Bogen, Draus alle Schönheits Farbe strahlt, War über ihrem Haupt gezogen, Mit Licht und Farben übermahlt: Der helle Mond, die lichten Sternen, Die waren ihre Nacht Laternen. Sie durfften um die Ruhestat, Auch keinen dichten Vorhang kehren, Noch Schildwacht; weil kein Hochverrath Sie in der Ruhe konte stöhren. Sie lebten in den sichren Grentzen, Des Landes der Zufriedenheit: Allwo ein immergrüner Lenzen, Bei Tag und Nacht nur Rosen streut; Wo man bei dem erwachten Sorgen, Nicht seufzete nach Licht und Morgen. So ward in sanffter Sicherheit, Entfernt von schwartzen Gram und Kummer Der dunklen Nächte Ruhezeit Vollbracht in einem süssen Schlummer: Und wenn die Morgenröth erwachte, Mit ihren neu entglomnen Licht, Die Post des muntren Tages brachte; So sah ihr heitres Angesicht Bei
Jhr Bette war die ſanffte Erd, Mit Laub und Blumen ausgeſchmuͤkket Darob kein Baldachin gekehrt Daran man Kunſtgewirk erblikket. Der Himmel ſelbſt mit ſeinen Bogen, Draus alle Schoͤnheits Farbe ſtrahlt, War uͤber ihrem Haupt gezogen, Mit Licht und Farben uͤbermahlt: Der helle Mond, die lichten Sternen, Die waren ihre Nacht Laternen. Sie durfften um die Ruheſtat, Auch keinen dichten Vorhang kehren, Noch Schildwacht; weil kein Hochverrath Sie in der Ruhe konte ſtoͤhren. Sie lebten in den ſichren Grentzen, Des Landes der Zufriedenheit: Allwo ein immergruͤner Lenzen, Bei Tag und Nacht nur Roſen ſtreut; Wo man bei dem erwachten Sorgen, Nicht ſeufzete nach Licht und Morgen. So ward in ſanffter Sicherheit, Entfernt von ſchwartzen Gram und Kummer Der dunklen Naͤchte Ruhezeit Vollbracht in einem ſuͤſſen Schlummer: Und wenn die Morgenroͤth erwachte, Mit ihren neu entglomnen Licht, Die Poſt des muntren Tages brachte; So ſah ihr heitres Angeſicht Bei
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Das Paradies.
So wie ihr Wachen nur Vergnuͤgen,
So war nur Luſt ihr ſchlafend Liegen.
Jhr Bette war die ſanffte Erd,
Mit Laub und Blumen ausgeſchmuͤkket
Darob kein Baldachin gekehrt
Daran man Kunſtgewirk erblikket.
Der Himmel ſelbſt mit ſeinen Bogen,
Draus alle Schoͤnheits Farbe ſtrahlt,
War uͤber ihrem Haupt gezogen,
Mit Licht und Farben uͤbermahlt:
Der helle Mond, die lichten Sternen,
Die waren ihre Nacht Laternen.
Sie durfften um die Ruheſtat,
Auch keinen dichten Vorhang kehren,
Noch Schildwacht; weil kein Hochverrath
Sie in der Ruhe konte ſtoͤhren.
Sie lebten in den ſichren Grentzen,
Des Landes der Zufriedenheit:
Allwo ein immergruͤner Lenzen,
Bei Tag und Nacht nur Roſen ſtreut;
Wo man bei dem erwachten Sorgen,
Nicht ſeufzete nach Licht und Morgen.
So ward in ſanffter Sicherheit,
Entfernt von ſchwartzen Gram und Kummer
Der dunklen Naͤchte Ruhezeit
Vollbracht in einem ſuͤſſen Schlummer:
Und wenn die Morgenroͤth erwachte,
Mit ihren neu entglomnen Licht,
Die Poſt des muntren Tages brachte;
So ſah ihr heitres Angeſicht
Bei
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