Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.
So war ein ieder Gegenstand, Der ihre äusere Sinnen rührte, Ein Reitz, dabei das Hertz den Brand Empfundner Wollust freudig spürte. Und dis erheiterte Gemüthe Fand täglich neue Lustbarkeit, Die ihres Schöpfers Wundergüte Jm Ueberflusse ausgestreut: Und bei dem freudigen Geniessen, Wust dieses Paar nichts von Verdriessen. Wie glüklich war ihr Bündnis nicht, Das gleicher Sinn und Neigung krönte Da noch kein Theil, wie ietzt geschicht Den trüben Leidenschafften fröhnte. Hier war ein Hertz und eine Seele, Jn GOtt und in sich selbst vergnügt; Kein Blik der aus den Augen scheele, Dem andern zum Verdrusse fliegt: Es must ein ieder Zug der Mienen, Zum Zeugnis ächter Liebe dienen. So ward ein ieder Tag vollbracht, Jn diesen höchst zufriednen Leben, Und selbst die Demmrung stiller Nacht, Kont ihnen Lust nnd Ruhe geben. Ward gleich ihr Bette nicht von Seiden, Und weichen Polstern zubereit: So ward auch kein bedorntes Leiden, Geschwächten Gliedern unterstreut: So
So war ein ieder Gegenſtand, Der ihre aͤuſere Sinnen ruͤhrte, Ein Reitz, dabei das Hertz den Brand Empfundner Wolluſt freudig ſpuͤrte. Und dis erheiterte Gemuͤthe Fand taͤglich neue Luſtbarkeit, Die ihres Schoͤpfers Wunderguͤte Jm Ueberfluſſe ausgeſtreut: Und bei dem freudigen Genieſſen, Wuſt dieſes Paar nichts von Verdrieſſen. Wie gluͤklich war ihr Buͤndnis nicht, Das gleicher Sinn und Neigung kroͤnte Da noch kein Theil, wie ietzt geſchicht Den truͤben Leidenſchafften froͤhnte. Hier war ein Hertz und eine Seele, Jn GOtt und in ſich ſelbſt vergnuͤgt; Kein Blik der aus den Augen ſcheele, Dem andern zum Verdruſſe fliegt: Es muſt ein ieder Zug der Mienen, Zum Zeugnis aͤchter Liebe dienen. So ward ein ieder Tag vollbracht, Jn dieſen hoͤchſt zufriednen Leben, Und ſelbſt die Demmrung ſtiller Nacht, Kont ihnen Luſt nnd Ruhe geben. Ward gleich ihr Bette nicht von Seiden, Und weichen Polſtern zubereit: So ward auch kein bedorntes Leiden, Geſchwaͤchten Gliedern unterſtreut: So
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Das Paradies.
Das aus den naſſen Tieffen ſteiget,
Und ſichtbar GOttes Wunder zeiget.
So war ein ieder Gegenſtand,
Der ihre aͤuſere Sinnen ruͤhrte,
Ein Reitz, dabei das Hertz den Brand
Empfundner Wolluſt freudig ſpuͤrte.
Und dis erheiterte Gemuͤthe
Fand taͤglich neue Luſtbarkeit,
Die ihres Schoͤpfers Wunderguͤte
Jm Ueberfluſſe ausgeſtreut:
Und bei dem freudigen Genieſſen,
Wuſt dieſes Paar nichts von Verdrieſſen.
Wie gluͤklich war ihr Buͤndnis nicht,
Das gleicher Sinn und Neigung kroͤnte
Da noch kein Theil, wie ietzt geſchicht
Den truͤben Leidenſchafften froͤhnte.
Hier war ein Hertz und eine Seele,
Jn GOtt und in ſich ſelbſt vergnuͤgt;
Kein Blik der aus den Augen ſcheele,
Dem andern zum Verdruſſe fliegt:
Es muſt ein ieder Zug der Mienen,
Zum Zeugnis aͤchter Liebe dienen.
So ward ein ieder Tag vollbracht,
Jn dieſen hoͤchſt zufriednen Leben,
Und ſelbſt die Demmrung ſtiller Nacht,
Kont ihnen Luſt nnd Ruhe geben.
Ward gleich ihr Bette nicht von Seiden,
Und weichen Polſtern zubereit:
So ward auch kein bedorntes Leiden,
Geſchwaͤchten Gliedern unterſtreut:
So
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