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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.

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Das Paradies.
Es war ein Feld, auf dessen Auen,
Nur Seegensthau und Frucht zu schauen.

Jedoch ein Baum der darin stand,
Scheint diesen Lust Kreis zu verderben;
Denn als dadurch das Böß erkannt,
Da folgte auf das Leben, Sterben.
Die Unglüksfrucht, die von der Schlangen,
Mit Höllen Giffte angestekt,
Die hat der Eltern Lust, Verlangen
Mit sündlicher Begier beflekt:
Und dadurch, als die List gelungen,
Sie aus des Lehns Besitz verdrungen.
Ach! wäre dieser Probe Baum
Von GOttes Allmacht nicht erlesen:
So wäre der beglükte Raum,
Der Menschen Wohnplatz stets gewesen:
So aber waren bei den Rosen,
Ein scharffer Dornen Stachel auch
Die, wenn sie das Gehirn liebkosen,
Durch ihrer Dünste süssen Hauch,
Die unvorsichtgen Finger stechen,
Und ihre Anmuths Blätter brechen.
So denkt der blinde Unverstand,
Der nachgebliebnen Adams Kinder,
Die nunmehr ein bedorntes Land
Zu bauen, als verfluchte Sünder.
Das ist die Frucht von Schlangensaamen,
Denn bei dem schnöden Apfel Biß
Die ersten Eltern mit bekamen,
Daß sie den Baum im Paradies,
Als

Das Paradies.
Es war ein Feld, auf deſſen Auen,
Nur Seegensthau und Frucht zu ſchauen.

Jedoch ein Baum der darin ſtand,
Scheint dieſen Luſt Kreis zu verderben;
Denn als dadurch das Boͤß erkannt,
Da folgte auf das Leben, Sterben.
Die Ungluͤksfrucht, die von der Schlangen,
Mit Hoͤllen Giffte angeſtekt,
Die hat der Eltern Luſt, Verlangen
Mit ſuͤndlicher Begier beflekt:
Und dadurch, als die Liſt gelungen,
Sie aus des Lehns Beſitz verdrungen.
Ach! waͤre dieſer Probe Baum
Von GOttes Allmacht nicht erleſen:
So waͤre der begluͤkte Raum,
Der Menſchen Wohnplatz ſtets geweſen:
So aber waren bei den Roſen,
Ein ſcharffer Dornen Stachel auch
Die, wenn ſie das Gehirn liebkoſen,
Durch ihrer Duͤnſte ſuͤſſen Hauch,
Die unvorſichtgen Finger ſtechen,
Und ihre Anmuths Blaͤtter brechen.
So denkt der blinde Unverſtand,
Der nachgebliebnen Adams Kinder,
Die nunmehr ein bedorntes Land
Zu bauen, als verfluchte Suͤnder.
Das iſt die Frucht von Schlangenſaamen,
Denn bei dem ſchnoͤden Apfel Biß
Die erſten Eltern mit bekamen,
Daß ſie den Baum im Paradies,
Als
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[194/0210] Das Paradies. Es war ein Feld, auf deſſen Auen, Nur Seegensthau und Frucht zu ſchauen. Jedoch ein Baum der darin ſtand, Scheint dieſen Luſt Kreis zu verderben; Denn als dadurch das Boͤß erkannt, Da folgte auf das Leben, Sterben. Die Ungluͤksfrucht, die von der Schlangen, Mit Hoͤllen Giffte angeſtekt, Die hat der Eltern Luſt, Verlangen Mit ſuͤndlicher Begier beflekt: Und dadurch, als die Liſt gelungen, Sie aus des Lehns Beſitz verdrungen. Ach! waͤre dieſer Probe Baum Von GOttes Allmacht nicht erleſen: So waͤre der begluͤkte Raum, Der Menſchen Wohnplatz ſtets geweſen: So aber waren bei den Roſen, Ein ſcharffer Dornen Stachel auch Die, wenn ſie das Gehirn liebkoſen, Durch ihrer Duͤnſte ſuͤſſen Hauch, Die unvorſichtgen Finger ſtechen, Und ihre Anmuths Blaͤtter brechen. So denkt der blinde Unverſtand, Der nachgebliebnen Adams Kinder, Die nunmehr ein bedorntes Land Zu bauen, als verfluchte Suͤnder. Das iſt die Frucht von Schlangenſaamen, Denn bei dem ſchnoͤden Apfel Biß Die erſten Eltern mit bekamen, Daß ſie den Baum im Paradies, Als

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747/210>, abgerufen am 21.11.2024.