Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.Die aufgelebte Welt Es grünen, Auen, Feld und WaldUnd wirken eine Sonnenhaube, Für dem, was lebt, zum Aufenthalt Von Blumen, Saaten, frischen Laube. Dies merkt der Vögel muntres Heer Und kömt mit freudigen Gefieder, Und füllt die Lufft, zu GOttes Ehr, Mit neuen Lustgesängen wieder: Ein Theil schwingt sich in warmer Lufft; Ein anders klammert sich an Zweigen, Da eins zum andern schwitschernd rufft, Die Frühlings Zeit, sich anzuzeigen. Das Fusvolk, das im Thierreich lebt, Kreucht auch aus den verborgnen Hölen, Und läuft, da sich die Lufft bewegt, Gleichfals das Erdreich zu beseelen. Der laue Frosch erwacht im Teich, Und quakst, da andre im Gebüschen, Ob der empfundnen Lust zugleich, Mit heißrer Kehle murmelnd zischen. Die Auen sind belebt vom Vieh, Die aus dem Ställen losgelassen, Um da mit einer süssen Müh, Den jungen Grasklee aufzufassen: Sie finden ihren Tisch gedekt, Mit aufgekeimter Nahrungsblüthe; Und werden auch dadurch erwekt, Zu preisen ihres Schöpfers Güte. Der Schafe blökendes Geschrey, Erthönt in aufgegrünten Trifften, Dem der da alles machet neu, Gleichsam ein Danklied auch zu stifften. Das zarte Lam springt hin und her, Und rupft die Erd, als wen es wüste, Daß
Die aufgelebte Welt Es gruͤnen, Auen, Feld und WaldUnd wirken eine Sonnenhaube, Fuͤr dem, was lebt, zum Aufenthalt Von Blumen, Saaten, friſchen Laube. Dies merkt der Voͤgel muntres Heer Und koͤmt mit freudigen Gefieder, Und fuͤllt die Lufft, zu GOttes Ehr, Mit neuen Luſtgeſaͤngen wieder: Ein Theil ſchwingt ſich in warmer Lufft; Ein anders klammert ſich an Zweigen, Da eins zum andern ſchwitſchernd rufft, Die Fruͤhlings Zeit, ſich anzuzeigen. Das Fusvolk, das im Thierreich lebt, Kreucht auch aus den verborgnen Hoͤlen, Und laͤuft, da ſich die Lufft bewegt, Gleichfals das Erdreich zu beſeelen. Der laue Froſch erwacht im Teich, Und quakſt, da andre im Gebuͤſchen, Ob der empfundnen Luſt zugleich, Mit heißrer Kehle murmelnd ziſchen. Die Auen ſind belebt vom Vieh, Die aus dem Staͤllen losgelaſſen, Um da mit einer ſuͤſſen Muͤh, Den jungen Grasklee aufzufaſſen: Sie finden ihren Tiſch gedekt, Mit aufgekeimter Nahrungsbluͤthe; Und werden auch dadurch erwekt, Zu preiſen ihres Schoͤpfers Guͤte. Der Schafe bloͤkendes Geſchrey, Erthoͤnt in aufgegruͤnten Trifften, Dem der da alles machet neu, Gleichſam ein Danklied auch zu ſtifften. Das zarte Lam ſpringt hin und her, Und rupft die Erd, als wen es wuͤſte, Daß
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Die aufgelebte Welt
Es gruͤnen, Auen, Feld und Wald
Und wirken eine Sonnenhaube,
Fuͤr dem, was lebt, zum Aufenthalt
Von Blumen, Saaten, friſchen Laube.
Dies merkt der Voͤgel muntres Heer
Und koͤmt mit freudigen Gefieder,
Und fuͤllt die Lufft, zu GOttes Ehr,
Mit neuen Luſtgeſaͤngen wieder:
Ein Theil ſchwingt ſich in warmer Lufft;
Ein anders klammert ſich an Zweigen,
Da eins zum andern ſchwitſchernd rufft,
Die Fruͤhlings Zeit, ſich anzuzeigen.
Das Fusvolk, das im Thierreich lebt,
Kreucht auch aus den verborgnen Hoͤlen,
Und laͤuft, da ſich die Lufft bewegt,
Gleichfals das Erdreich zu beſeelen.
Der laue Froſch erwacht im Teich,
Und quakſt, da andre im Gebuͤſchen,
Ob der empfundnen Luſt zugleich,
Mit heißrer Kehle murmelnd ziſchen.
Die Auen ſind belebt vom Vieh,
Die aus dem Staͤllen losgelaſſen,
Um da mit einer ſuͤſſen Muͤh,
Den jungen Grasklee aufzufaſſen:
Sie finden ihren Tiſch gedekt,
Mit aufgekeimter Nahrungsbluͤthe;
Und werden auch dadurch erwekt,
Zu preiſen ihres Schoͤpfers Guͤte.
Der Schafe bloͤkendes Geſchrey,
Erthoͤnt in aufgegruͤnten Trifften,
Dem der da alles machet neu,
Gleichſam ein Danklied auch zu ſtifften.
Das zarte Lam ſpringt hin und her,
Und rupft die Erd, als wen es wuͤſte,
Daß
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