Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.im Frühlinge. Daß wen der Mutter Eyter leer,Es diese Mutter nähren müste. Es frist mit unversuchten Trieb, Und schmekt die safftig fetten Keimen, Und scheint darob die Mutter Lieb, Bey dieser Kost fast zu versäumen: Und wen es sich den satt gegras't, So legt es seine sanfften Glieder, Bey stiller und vergnügter Rast, Jns weiche Blumen Bette nieder. Der Rinder Trifften sind da auch, So bald die Morgenröth erwachet, Und durch der Nächte Nebelrauch, Die schimmernd graue Demmrung machet; Sie kosten ihren frischen Klee, Vom Thau beperlt, vom Licht vergüldet, Und sehen schmatzend in die Höh, Zu dem, der darin abgebildet Dem folgt, so bald es heller Tag, Ein schnatternd kreischendes Gewimmel Von Gänsen, auf dem Anger nach, Und lagert da auch sein Getümmel, Jhr Schnab lsucht den frischen Keim, So bald sie nur denselben schmecken, Pflegt sich nach diesen Honigseim, Nochmehr Begierd und Hals zu strecken. Sie werden satt bey dieser Lust, Nach langen emsigen Gewühle, Es reget sich in ihrer Brust Ein treibend freudiges Gefühle: Sie dehnen ihrer Flügel Krafft, Ausbreitent sich empor zu schwingen, Als wen sie, dem der alles schafft, Drauf wolten ein Dankopfer bringen. Dies
im Fruͤhlinge. Daß wen der Mutter Eyter leer,Es dieſe Mutter naͤhren muͤſte. Es friſt mit unverſuchten Trieb, Und ſchmekt die ſafftig fetten Keimen, Und ſcheint darob die Mutter Lieb, Bey dieſer Koſt faſt zu verſaͤumen: Und wen es ſich den ſatt gegraſ’t, So legt es ſeine ſanfften Glieder, Bey ſtiller und vergnuͤgter Raſt, Jns weiche Blumen Bette nieder. Der Rinder Trifften ſind da auch, So bald die Morgenroͤth erwachet, Und durch der Naͤchte Nebelrauch, Die ſchimmernd graue Demmrung machet; Sie koſten ihren friſchen Klee, Vom Thau beperlt, vom Licht verguͤldet, Und ſehen ſchmatzend in die Hoͤh, Zu dem, der darin abgebildet Dem folgt, ſo bald es heller Tag, Ein ſchnatternd kreiſchendes Gewimmel Von Gaͤnſen, auf dem Anger nach, Und lagert da auch ſein Getuͤmmel, Jhr Schnab lſucht den friſchen Keim, So bald ſie nur denſelben ſchmecken, Pflegt ſich nach dieſen Honigſeim, Nochmehr Begierd und Hals zu ſtrecken. Sie werden ſatt bey dieſer Luſt, Nach langen emſigen Gewuͤhle, Es reget ſich in ihrer Bruſt Ein treibend freudiges Gefuͤhle: Sie dehnen ihrer Fluͤgel Krafft, Ausbreitent ſich empor zu ſchwingen, Als wen ſie, dem der alles ſchafft, Drauf wolten ein Dankopfer bringen. Dies
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im Fruͤhlinge.
Daß wen der Mutter Eyter leer,
Es dieſe Mutter naͤhren muͤſte.
Es friſt mit unverſuchten Trieb,
Und ſchmekt die ſafftig fetten Keimen,
Und ſcheint darob die Mutter Lieb,
Bey dieſer Koſt faſt zu verſaͤumen:
Und wen es ſich den ſatt gegraſ’t,
So legt es ſeine ſanfften Glieder,
Bey ſtiller und vergnuͤgter Raſt,
Jns weiche Blumen Bette nieder.
Der Rinder Trifften ſind da auch,
So bald die Morgenroͤth erwachet,
Und durch der Naͤchte Nebelrauch,
Die ſchimmernd graue Demmrung machet;
Sie koſten ihren friſchen Klee,
Vom Thau beperlt, vom Licht verguͤldet,
Und ſehen ſchmatzend in die Hoͤh,
Zu dem, der darin abgebildet
Dem folgt, ſo bald es heller Tag,
Ein ſchnatternd kreiſchendes Gewimmel
Von Gaͤnſen, auf dem Anger nach,
Und lagert da auch ſein Getuͤmmel,
Jhr Schnab lſucht den friſchen Keim,
So bald ſie nur denſelben ſchmecken,
Pflegt ſich nach dieſen Honigſeim,
Nochmehr Begierd und Hals zu ſtrecken.
Sie werden ſatt bey dieſer Luſt,
Nach langen emſigen Gewuͤhle,
Es reget ſich in ihrer Bruſt
Ein treibend freudiges Gefuͤhle:
Sie dehnen ihrer Fluͤgel Krafft,
Ausbreitent ſich empor zu ſchwingen,
Als wen ſie, dem der alles ſchafft,
Drauf wolten ein Dankopfer bringen.
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