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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.

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Die klugen Ameisen.
Daß sie ungesäumet streben,
Jhre Nahrung aufzuheben.

Wer hat ihnen das gelehret,
Daß die Sommerszeit bescheret,
Was man in dem Winter nüzt?
Und daß, der in Erndte-Zeiten,
Nicht will Vorrath zubereiten,
Und darinnen müßig sizt,
Jn den rauhen Winter-Tagen,
Müsse sich mit Kummer plagen?
Du, allgütig weises Wesen
Bist es, wie wir klärlich lesen,
Der die Thiere klug gemacht:
Und wir müssen an Ameisen,
Deine Wundergüte preisen,
Die dem Thierlein beigebracht;
Daß man müsse Vorrath häuffen,
Wenn der Felder Früchte reiffen.
Jst der Boden angefüllet,
Und die Sehnsucht nun gestillet
Die sie so zum Fleis bewegt:
So bemerkt man an den Thieren,
Neue Wunder, die uns rühren,
Von der Vorsicht eingeprägt,
An dem klüglichen Anstalten,
Um die Früchte zu erhalten.
Kenner dieser Kreaturen,
Merken diese Vorsichts-Spuren,
Noch an diesen Thiergens an;
Daß sie jedes Korn benagen,
Des-
T 2

Die klugen Ameiſen.
Daß ſie ungeſaͤumet ſtreben,
Jhre Nahrung aufzuheben.

Wer hat ihnen das gelehret,
Daß die Sommerszeit beſcheret,
Was man in dem Winter nuͤzt?
Und daß, der in Erndte-Zeiten,
Nicht will Vorrath zubereiten,
Und darinnen muͤßig ſizt,
Jn den rauhen Winter-Tagen,
Muͤſſe ſich mit Kummer plagen?
Du, allguͤtig weiſes Weſen
Biſt es, wie wir klaͤrlich leſen,
Der die Thiere klug gemacht:
Und wir muͤſſen an Ameiſen,
Deine Wunderguͤte preiſen,
Die dem Thierlein beigebracht;
Daß man muͤſſe Vorrath haͤuffen,
Wenn der Felder Fruͤchte reiffen.
Jſt der Boden angefuͤllet,
Und die Sehnſucht nun geſtillet
Die ſie ſo zum Fleis bewegt:
So bemerkt man an den Thieren,
Neue Wunder, die uns ruͤhren,
Von der Vorſicht eingepraͤgt,
An dem kluͤglichen Anſtalten,
Um die Fruͤchte zu erhalten.
Kenner dieſer Kreaturen,
Merken dieſe Vorſichts-Spuren,
Noch an dieſen Thiergens an;
Daß ſie jedes Korn benagen,
Deſ-
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[291/0307] Die klugen Ameiſen. Daß ſie ungeſaͤumet ſtreben, Jhre Nahrung aufzuheben. Wer hat ihnen das gelehret, Daß die Sommerszeit beſcheret, Was man in dem Winter nuͤzt? Und daß, der in Erndte-Zeiten, Nicht will Vorrath zubereiten, Und darinnen muͤßig ſizt, Jn den rauhen Winter-Tagen, Muͤſſe ſich mit Kummer plagen? Du, allguͤtig weiſes Weſen Biſt es, wie wir klaͤrlich leſen, Der die Thiere klug gemacht: Und wir muͤſſen an Ameiſen, Deine Wunderguͤte preiſen, Die dem Thierlein beigebracht; Daß man muͤſſe Vorrath haͤuffen, Wenn der Felder Fruͤchte reiffen. Jſt der Boden angefuͤllet, Und die Sehnſucht nun geſtillet Die ſie ſo zum Fleis bewegt: So bemerkt man an den Thieren, Neue Wunder, die uns ruͤhren, Von der Vorſicht eingepraͤgt, An dem kluͤglichen Anſtalten, Um die Fruͤchte zu erhalten. Kenner dieſer Kreaturen, Merken dieſe Vorſichts-Spuren, Noch an dieſen Thiergens an; Daß ſie jedes Korn benagen, Deſ- T 2

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747/307>, abgerufen am 16.06.2024.