Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.
Der Affecten Plage Geist, Der Begierden Folterbänke, Das was sonsten Unruh heist Machet nicht, daß ich mich kränke: Denn mein Hertz gleicht einer See, Wo die starken Wirbel Wellen, Wo Verdrus, wo Angst und Weh Niemahls aus dem Ufern schwellen, Jch empfinde allezeit Ruhige Gelassenheit. Jch bin auf der Welt vergnügt, Meiner Nahrung Till und Kümmel, Das auf meinen Tische liegt, Schmekt wie Manna das vom Himmel: Denn mein Mund begehrt nichts mehr, Zur Erquikung matter Glieder, Und so offt mein Magen leer, Gebe mir GOtt dieses wieder; Wenn der Leib das Brod nur hat, So ist mein Gemüthe satt. Strebet nach der Eitelkeit, Menschen! schnode Erdenwürmer, Stekt das Ziel der Neigung weit, Bauet Babilonsche Thürmer; Gei-
Der Affecten Plage Geiſt, Der Begierden Folterbaͤnke, Das was ſonſten Unruh heiſt Machet nicht, daß ich mich kraͤnke: Denn mein Hertz gleicht einer See, Wo die ſtarken Wirbel Wellen, Wo Verdrus, wo Angſt und Weh Niemahls aus dem Ufern ſchwellen, Jch empfinde allezeit Ruhige Gelaſſenheit. Jch bin auf der Welt vergnuͤgt, Meiner Nahrung Till und Kuͤmmel, Das auf meinen Tiſche liegt, Schmekt wie Manna das vom Himmel: Denn mein Mund begehrt nichts mehr, Zur Erquikung matter Glieder, Und ſo offt mein Magen leer, Gebe mir GOtt dieſes wieder; Wenn der Leib das Brod nur hat, So iſt mein Gemuͤthe ſatt. Strebet nach der Eitelkeit, Menſchen! ſchnode Erdenwuͤrmer, Stekt das Ziel der Neigung weit, Bauet Babilonſche Thuͤrmer; Gei-
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Die Gluͤkſeeligkeit
Stets vergnuͤgt und froͤlig ſein
Jſt der Wallſpruch meines Hertzen;
Wenn mich Klippen, Stoß und Stein,
Gleich mit tauſend Unfall Schmertzen,
Lachet doch mein froher Sinn,
Weil ich ſtets zufrieden bin.
Der Affecten Plage Geiſt,
Der Begierden Folterbaͤnke,
Das was ſonſten Unruh heiſt
Machet nicht, daß ich mich kraͤnke:
Denn mein Hertz gleicht einer See,
Wo die ſtarken Wirbel Wellen,
Wo Verdrus, wo Angſt und Weh
Niemahls aus dem Ufern ſchwellen,
Jch empfinde allezeit
Ruhige Gelaſſenheit.
Jch bin auf der Welt vergnuͤgt,
Meiner Nahrung Till und Kuͤmmel,
Das auf meinen Tiſche liegt,
Schmekt wie Manna das vom Himmel:
Denn mein Mund begehrt nichts mehr,
Zur Erquikung matter Glieder,
Und ſo offt mein Magen leer,
Gebe mir GOtt dieſes wieder;
Wenn der Leib das Brod nur hat,
So iſt mein Gemuͤthe ſatt.
Strebet nach der Eitelkeit,
Menſchen! ſchnode Erdenwuͤrmer,
Stekt das Ziel der Neigung weit,
Bauet Babilonſche Thuͤrmer;
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