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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.

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eines zufriedenen Geistes.
Geitzet, wühlet Tag und Nacht,
Sucht des Crösus güldne Schätze:
Mein Verstand der dies bedacht,
Flieht des Reichthums güldne Netze;
Denn der Silber Müntzen Zahl,
Giebt zur Zinse Sorg und Qual.

Niemahls hat mir was gefehlt,
Auch bei ausgeleerten Sekkel,
Hat mein Sinn sich was erwählt;
So wirds also bald zum Ekel
Weil ich es nicht haben kann:
Denn wenn ich nichts hier besitze,
Bin ich doch am besten dran,
Weil es mir denn auch nicht nütze:
Und der Erden Eitelkeit,
Schaffet nicht Zufriedenheit.
Schwingt euch nur aus Einbildung,
Nach dem höchsten Ehren Zinnen;
Jch weis die Veränderung
Kützelt nur die äusren Sinnen:
Desto höher einer steht,
Desto tiefer kann er sinken
Und muß wie das Schiksahl geht,
Als ein Glükkes Krüppel hinken:
Die zufriedne Niedrigkeit,
Lebt in froher Sicherheit.
Ein Gemüth das Weisheit sucht
Trachtet nur nach wahren Kernen;
Und bemüht sich von der Frucht
Die vergifftet zu entfernen,
Es
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eines zufriedenen Geiſtes.
Geitzet, wuͤhlet Tag und Nacht,
Sucht des Croͤſus guͤldne Schaͤtze:
Mein Verſtand der dies bedacht,
Flieht des Reichthums guͤldne Netze;
Denn der Silber Muͤntzen Zahl,
Giebt zur Zinſe Sorg und Qual.

Niemahls hat mir was gefehlt,
Auch bei ausgeleerten Sekkel,
Hat mein Sinn ſich was erwaͤhlt;
So wirds alſo bald zum Ekel
Weil ich es nicht haben kann:
Denn wenn ich nichts hier beſitze,
Bin ich doch am beſten dran,
Weil es mir denn auch nicht nuͤtze:
Und der Erden Eitelkeit,
Schaffet nicht Zufriedenheit.
Schwingt euch nur aus Einbildung,
Nach dem hoͤchſten Ehren Zinnen;
Jch weis die Veraͤnderung
Kuͤtzelt nur die aͤuſren Sinnen:
Deſto hoͤher einer ſteht,
Deſto tiefer kann er ſinken
Und muß wie das Schikſahl geht,
Als ein Gluͤkkes Kruͤppel hinken:
Die zufriedne Niedrigkeit,
Lebt in froher Sicherheit.
Ein Gemuͤth das Weisheit ſucht
Trachtet nur nach wahren Kernen;
Und bemuͤht ſich von der Frucht
Die vergifftet zu entfernen,
Es
D 2
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[51/0067] eines zufriedenen Geiſtes. Geitzet, wuͤhlet Tag und Nacht, Sucht des Croͤſus guͤldne Schaͤtze: Mein Verſtand der dies bedacht, Flieht des Reichthums guͤldne Netze; Denn der Silber Muͤntzen Zahl, Giebt zur Zinſe Sorg und Qual. Niemahls hat mir was gefehlt, Auch bei ausgeleerten Sekkel, Hat mein Sinn ſich was erwaͤhlt; So wirds alſo bald zum Ekel Weil ich es nicht haben kann: Denn wenn ich nichts hier beſitze, Bin ich doch am beſten dran, Weil es mir denn auch nicht nuͤtze: Und der Erden Eitelkeit, Schaffet nicht Zufriedenheit. Schwingt euch nur aus Einbildung, Nach dem hoͤchſten Ehren Zinnen; Jch weis die Veraͤnderung Kuͤtzelt nur die aͤuſren Sinnen: Deſto hoͤher einer ſteht, Deſto tiefer kann er ſinken Und muß wie das Schikſahl geht, Als ein Gluͤkkes Kruͤppel hinken: Die zufriedne Niedrigkeit, Lebt in froher Sicherheit. Ein Gemuͤth das Weisheit ſucht Trachtet nur nach wahren Kernen; Und bemuͤht ſich von der Frucht Die vergifftet zu entfernen, Es D 2

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747/67>, abgerufen am 27.11.2024.