Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.Die Allmacht, Weisheit und Güte GOttes Nach dem Stand der Sonne bringt. Diese Wit-terung hingegen, Bringt uns durch den Wechsel-Lauf mehr als tausend- fachen Segen. Was wär unsre Erdenfläche, wenn die Sonn im höchsten Grad Jhres Kreises immer stünde? Würde nicht ihr bren- nend Rad Durch der heissen Strahlen Schein, unsern Bo- den so erhitzen, Daß die Keimen müsten dorrn und wir selbst in Aengsten schwizzen. Was wär unser Ball der Erden, wenn dies wär- mend Lebenslicht Jmmer in dem Steinbock bliebe? Es wüchs auf demselben nicht. Unsre Nahrung würde fehln, wenn nicht die vier Jahres Zeiten, Durch die Sonn und Witterung reiffe Früchte zu bereiten. Welche Weisheit, Macht und Güte, deinen Nah- men zu erhöhn, Kan man nicht o grosser Schöpfer! in den Zeiten selbsten sehn? Brich vergnügter Frühling an, der du alle Welt belebest, Und durch ein erwärmend Ziehn aus der Mutter Schoosse hebest, Was der Vater alles Lichtes, darin reichlich aus- gestreut, Und nun unsre Augen sehen, da sich die Natur verneut O! welch unbegreifliches, welch allmächtig weises Walten, Hat in der erstorbnen Erd, so viel zarte Frucht er- halten, Als
Die Allmacht, Weisheit und Guͤte GOttes Nach dem Stand der Sonne bringt. Dieſe Wit-terung hingegen, Bringt uns durch den Wechſel-Lauf mehr als tauſend- fachen Segen. Was waͤr unſre Erdenflaͤche, wenn die Sonn im hoͤchſten Grad Jhres Kreiſes immer ſtuͤnde? Wuͤrde nicht ihr bren- nend Rad Durch der heiſſen Strahlen Schein, unſern Bo- den ſo erhitzen, Daß die Keimen muͤſten dorrn und wir ſelbſt in Aengſten ſchwizzen. Was waͤr unſer Ball der Erden, wenn dies waͤr- mend Lebenslicht Jmmer in dem Steinbock bliebe? Es wuͤchs auf demſelben nicht. Unſre Nahrung wuͤrde fehln, wenn nicht die vier Jahres Zeiten, Durch die Sonn und Witterung reiffe Fruͤchte zu bereiten. Welche Weisheit, Macht und Guͤte, deinen Nah- men zu erhoͤhn, Kan man nicht o groſſer Schoͤpfer! in den Zeiten ſelbſten ſehn? Brich vergnuͤgter Fruͤhling an, der du alle Welt belebeſt, Und durch ein erwaͤrmend Ziehn aus der Mutter Schooſſe hebeſt, Was der Vater alles Lichtes, darin reichlich aus- geſtreut, Und nun unſre Augen ſehen, da ſich die Natur verneut O! welch unbegreifliches, welch allmaͤchtig weiſes Walten, Hat in der erſtorbnen Erd, ſo viel zarte Frucht er- halten, Als
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Die Allmacht, Weisheit und Guͤte GOttes
Nach dem Stand der Sonne bringt. Dieſe Wit-
terung hingegen,
Bringt uns durch den Wechſel-Lauf mehr als tauſend-
fachen Segen.
Was waͤr unſre Erdenflaͤche, wenn die Sonn im
hoͤchſten Grad
Jhres Kreiſes immer ſtuͤnde? Wuͤrde nicht ihr bren-
nend Rad
Durch der heiſſen Strahlen Schein, unſern Bo-
den ſo erhitzen,
Daß die Keimen muͤſten dorrn und wir ſelbſt in
Aengſten ſchwizzen.
Was waͤr unſer Ball der Erden, wenn dies waͤr-
mend Lebenslicht
Jmmer in dem Steinbock bliebe? Es wuͤchs auf
demſelben nicht.
Unſre Nahrung wuͤrde fehln, wenn nicht die vier
Jahres Zeiten,
Durch die Sonn und Witterung reiffe Fruͤchte zu
bereiten.
Welche Weisheit, Macht und Guͤte, deinen Nah-
men zu erhoͤhn,
Kan man nicht o groſſer Schoͤpfer! in den Zeiten
ſelbſten ſehn?
Brich vergnuͤgter Fruͤhling an, der du alle Welt
belebeſt,
Und durch ein erwaͤrmend Ziehn aus der Mutter
Schooſſe hebeſt,
Was der Vater alles Lichtes, darin reichlich aus-
geſtreut,
Und nun unſre Augen ſehen, da ſich die Natur verneut
O! welch unbegreifliches, welch allmaͤchtig weiſes
Walten,
Hat in der erſtorbnen Erd, ſo viel zarte Frucht er-
halten,
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