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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.

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Der Neid.

Er trachtet tugendhafte Seelen,
Wie eine Furie zu quälen.

Der erste Neider ist ohn Zweiffel,
Der Menschenfeind der falsche Teufel
Der Eva zu dem Fall gebracht,
Und alle nakt und arm gemacht.
Von Lästern führt er seinen Nahmen;
Die Neider sind sein Schlangen-Saamen,
Die er mit seinen Gift beflekt,
Mit dieser Seuche angestekt;
Sie sind bemüht, sich zu erfreuen,
Jhr Gift auf andre auszuspeien.
Die Laster sind der Tugend Feinde,
Sie streiten wieder die die Freunde
Der Frömmigkeit, im steten Krieg;
Und kämpfen immer um den Sieg.
Der Geiz verfolgt die milde Güte
Die Ehrsucht ein sittsam Gemüthe
Die Wollust greift die feurig an,
Die reiner Keuschheit zugethan.
Die Lüge sumßt um die Geschichte,
Wie eine Wespe an dem Lichte.
Der Zorn bläst seine Feuerflammen,
Geht mit der Sanftmuth auch zusammen,
Der Has und die Versöhnlichkeit,
Sind mit einander stets in Streit.
Die Falschheit hat der Warheit Wesen,
Als ihre Feindin auserlesen,
Mit einem Wort: der Laster Brut,
Die in des einem Herzen ruht
Steht

Der Neid.

Er trachtet tugendhafte Seelen,
Wie eine Furie zu quaͤlen.

Der erſte Neider iſt ohn Zweiffel,
Der Menſchenfeind der falſche Teufel
Der Eva zu dem Fall gebracht,
Und alle nakt und arm gemacht.
Von Laͤſtern fuͤhrt er ſeinen Nahmen;
Die Neider ſind ſein Schlangen-Saamen,
Die er mit ſeinen Gift beflekt,
Mit dieſer Seuche angeſtekt;
Sie ſind bemuͤht, ſich zu erfreuen,
Jhr Gift auf andre auszuſpeien.
Die Laſter ſind der Tugend Feinde,
Sie ſtreiten wieder die die Freunde
Der Froͤmmigkeit, im ſteten Krieg;
Und kaͤmpfen immer um den Sieg.
Der Geiz verfolgt die milde Guͤte
Die Ehrſucht ein ſittſam Gemuͤthe
Die Wolluſt greift die feurig an,
Die reiner Keuſchheit zugethan.
Die Luͤge ſumßt um die Geſchichte,
Wie eine Wespe an dem Lichte.
Der Zorn blaͤſt ſeine Feuerflammen,
Geht mit der Sanftmuth auch zuſammen,
Der Has und die Verſoͤhnlichkeit,
Sind mit einander ſtets in Streit.
Die Falſchheit hat der Warheit Weſen,
Als ihre Feindin auserleſen,
Mit einem Wort: der Laſter Brut,
Die in des einem Herzen ruht
Steht
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[198/0210] Der Neid. Er trachtet tugendhafte Seelen, Wie eine Furie zu quaͤlen. Der erſte Neider iſt ohn Zweiffel, Der Menſchenfeind der falſche Teufel Der Eva zu dem Fall gebracht, Und alle nakt und arm gemacht. Von Laͤſtern fuͤhrt er ſeinen Nahmen; Die Neider ſind ſein Schlangen-Saamen, Die er mit ſeinen Gift beflekt, Mit dieſer Seuche angeſtekt; Sie ſind bemuͤht, ſich zu erfreuen, Jhr Gift auf andre auszuſpeien. Die Laſter ſind der Tugend Feinde, Sie ſtreiten wieder die die Freunde Der Froͤmmigkeit, im ſteten Krieg; Und kaͤmpfen immer um den Sieg. Der Geiz verfolgt die milde Guͤte Die Ehrſucht ein ſittſam Gemuͤthe Die Wolluſt greift die feurig an, Die reiner Keuſchheit zugethan. Die Luͤge ſumßt um die Geſchichte, Wie eine Wespe an dem Lichte. Der Zorn blaͤſt ſeine Feuerflammen, Geht mit der Sanftmuth auch zuſammen, Der Has und die Verſoͤhnlichkeit, Sind mit einander ſtets in Streit. Die Falſchheit hat der Warheit Weſen, Als ihre Feindin auserleſen, Mit einem Wort: der Laſter Brut, Die in des einem Herzen ruht Steht

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/210>, abgerufen am 24.11.2024.