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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.

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Der Neid.

Steht solcher Tugend stets entgegen
Die andre ihr zuwieder hegen.

So wie ein Wolf die Lämmer jager,
Der Fuchs an Vieh von Federn naget,
Der Habicht hintern Vögeln her;
Bey ihren Flug und Wiederkehr:
So sind die Lasterhaften Seelen,
Die sich zu ihren Feind erwählen,
Die Tugend die das Laster höhnt,
Der man als ein Leibeigner fröhnt:
Die andern lassen sie frei gehen,
Die ihnen nicht so wiederstehen.
Der Neid das grimmge Ungeheuer,
Bläßt seiner Wuth entflammtes Feuer:
Auf alle Tugendhafte ein;
Sie mögen mildreich, sittsam seyn.
Ein Neider ist ein Feind von allen,
Denn keiner kan ihm wolgefallen,
Der sich der Tugend treu ergiebt,
Und den der Himmel wieder liebt;
Und wird er gleich mit Macht erhoben,
Will er doch keinen andern loben.
Das ist die Art der wahren Liebe,
Sie wünscht nach ihrem regen Triebe,
Das alles Gute sey gemein:
Der Neid begehret es allein.
Er wünscht in dessen keine Gaben,
Als die, die andere schon haben
Er
N 4

Der Neid.

Steht ſolcher Tugend ſtets entgegen
Die andre ihr zuwieder hegen.

So wie ein Wolf die Laͤmmer jager,
Der Fuchs an Vieh von Federn naget,
Der Habicht hintern Voͤgeln her;
Bey ihren Flug und Wiederkehr:
So ſind die Laſterhaften Seelen,
Die ſich zu ihren Feind erwaͤhlen,
Die Tugend die das Laſter hoͤhnt,
Der man als ein Leibeigner froͤhnt:
Die andern laſſen ſie frei gehen,
Die ihnen nicht ſo wiederſtehen.
Der Neid das grimmge Ungeheuer,
Blaͤßt ſeiner Wuth entflammtes Feuer:
Auf alle Tugendhafte ein;
Sie moͤgen mildreich, ſittſam ſeyn.
Ein Neider iſt ein Feind von allen,
Denn keiner kan ihm wolgefallen,
Der ſich der Tugend treu ergiebt,
Und den der Himmel wieder liebt;
Und wird er gleich mit Macht erhoben,
Will er doch keinen andern loben.
Das iſt die Art der wahren Liebe,
Sie wuͤnſcht nach ihrem regen Triebe,
Das alles Gute ſey gemein:
Der Neid begehret es allein.
Er wuͤnſcht in deſſen keine Gaben,
Als die, die andere ſchon haben
Er
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[199/0211] Der Neid. Steht ſolcher Tugend ſtets entgegen Die andre ihr zuwieder hegen. So wie ein Wolf die Laͤmmer jager, Der Fuchs an Vieh von Federn naget, Der Habicht hintern Voͤgeln her; Bey ihren Flug und Wiederkehr: So ſind die Laſterhaften Seelen, Die ſich zu ihren Feind erwaͤhlen, Die Tugend die das Laſter hoͤhnt, Der man als ein Leibeigner froͤhnt: Die andern laſſen ſie frei gehen, Die ihnen nicht ſo wiederſtehen. Der Neid das grimmge Ungeheuer, Blaͤßt ſeiner Wuth entflammtes Feuer: Auf alle Tugendhafte ein; Sie moͤgen mildreich, ſittſam ſeyn. Ein Neider iſt ein Feind von allen, Denn keiner kan ihm wolgefallen, Der ſich der Tugend treu ergiebt, Und den der Himmel wieder liebt; Und wird er gleich mit Macht erhoben, Will er doch keinen andern loben. Das iſt die Art der wahren Liebe, Sie wuͤnſcht nach ihrem regen Triebe, Das alles Gute ſey gemein: Der Neid begehret es allein. Er wuͤnſcht in deſſen keine Gaben, Als die, die andere ſchon haben Er N 4

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/211>, abgerufen am 21.11.2024.