Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Wind.

Wie die aufgeschäumten Wellen,
Schnauben, durcheinander schwellen,
Welzend in die Höhe gehn,
Kräuseln, sich in Wirbel drehn.

Wie die Fluthen zischend schäumen,
Wird eur Auge denn gewahr,
Wenn sie sich erschröklich bäumen,
Und mit drohender Gefahr
Gleich den abgerißnen Thürmen,
Ueber eure Schiffe stürmen,
Da ihr bei dem Niederfall,
Sinket in des Abgrunds Thal.
Solche Macht stekt in den Winden,
Wenn ihr Schnauben daher fährt,
Und in denen tieffen Schlünden,
Die gewelzten Sprudel mehrt.
Alsdenn treibt er starke Wogen,
Bis zum blauen Wolken-Bogen
Und wirft sie aus ihrer Höh,
Wieder in den Schoos der See.
Und vor seinen harten Streichen,
Wenn er seine Wirbel dreht,
Muß auch auf der Erde weichen,
Was dem Braus entgegen steht.
Schießt er in die tieffen Grüfte,
So zerspalten sich die Klüfte,
Alles wo sein Zug hindringt
Wenn er raset, fällt, zerspringt.
Wenn
U 5

Der Wind.

Wie die aufgeſchaͤumten Wellen,
Schnauben, durcheinander ſchwellen,
Welzend in die Hoͤhe gehn,
Kraͤuſeln, ſich in Wirbel drehn.

Wie die Fluthen ziſchend ſchaͤumen,
Wird eur Auge denn gewahr,
Wenn ſie ſich erſchroͤklich baͤumen,
Und mit drohender Gefahr
Gleich den abgerißnen Thuͤrmen,
Ueber eure Schiffe ſtuͤrmen,
Da ihr bei dem Niederfall,
Sinket in des Abgrunds Thal.
Solche Macht ſtekt in den Winden,
Wenn ihr Schnauben daher faͤhrt,
Und in denen tieffen Schluͤnden,
Die gewelzten Sprudel mehrt.
Alsdenn treibt er ſtarke Wogen,
Bis zum blauen Wolken-Bogen
Und wirft ſie aus ihrer Hoͤh,
Wieder in den Schoos der See.
Und vor ſeinen harten Streichen,
Wenn er ſeine Wirbel dreht,
Muß auch auf der Erde weichen,
Was dem Braus entgegen ſteht.
Schießt er in die tieffen Gruͤfte,
So zerſpalten ſich die Kluͤfte,
Alles wo ſein Zug hindringt
Wenn er raſet, faͤllt, zerſpringt.
Wenn
U 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="39">
            <l>
              <pb facs="#f0325" n="313"/>
              <fw place="top" type="header">Der Wind.</fw>
            </l><lb/>
            <l>Wie die aufge&#x017F;cha&#x0364;umten Wellen,</l><lb/>
            <l>Schnauben, durcheinander &#x017F;chwellen,</l><lb/>
            <l>Welzend in die Ho&#x0364;he gehn,</l><lb/>
            <l>Kra&#x0364;u&#x017F;eln, &#x017F;ich in Wirbel drehn.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="40">
            <l><hi rendition="#in">W</hi>ie die Fluthen zi&#x017F;chend &#x017F;cha&#x0364;umen,</l><lb/>
            <l>Wird eur Auge denn gewahr,</l><lb/>
            <l>Wenn &#x017F;ie &#x017F;ich er&#x017F;chro&#x0364;klich ba&#x0364;umen,</l><lb/>
            <l>Und mit drohender Gefahr</l><lb/>
            <l>Gleich den abgerißnen Thu&#x0364;rmen,</l><lb/>
            <l>Ueber eure Schiffe &#x017F;tu&#x0364;rmen,</l><lb/>
            <l>Da ihr bei dem Niederfall,</l><lb/>
            <l>Sinket in des Abgrunds Thal.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="41">
            <l><hi rendition="#in">S</hi>olche Macht &#x017F;tekt in den Winden,</l><lb/>
            <l>Wenn ihr Schnauben daher fa&#x0364;hrt,</l><lb/>
            <l>Und in denen tieffen Schlu&#x0364;nden,</l><lb/>
            <l>Die gewelzten Sprudel mehrt.</l><lb/>
            <l>Alsdenn treibt er &#x017F;tarke Wogen,</l><lb/>
            <l>Bis zum blauen Wolken-Bogen</l><lb/>
            <l>Und wirft &#x017F;ie aus ihrer Ho&#x0364;h,</l><lb/>
            <l>Wieder in den Schoos der See.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="42">
            <l><hi rendition="#in">U</hi>nd vor &#x017F;einen harten Streichen,</l><lb/>
            <l>Wenn er &#x017F;eine Wirbel dreht,</l><lb/>
            <l>Muß auch auf der Erde weichen,</l><lb/>
            <l>Was dem Braus entgegen &#x017F;teht.</l><lb/>
            <l>Schießt er in die tieffen Gru&#x0364;fte,</l><lb/>
            <l>So zer&#x017F;palten &#x017F;ich die Klu&#x0364;fte,</l><lb/>
            <l>Alles wo &#x017F;ein Zug hindringt</l><lb/>
            <l>Wenn er ra&#x017F;et, fa&#x0364;llt, zer&#x017F;pringt.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">U 5</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Wenn</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[313/0325] Der Wind. Wie die aufgeſchaͤumten Wellen, Schnauben, durcheinander ſchwellen, Welzend in die Hoͤhe gehn, Kraͤuſeln, ſich in Wirbel drehn. Wie die Fluthen ziſchend ſchaͤumen, Wird eur Auge denn gewahr, Wenn ſie ſich erſchroͤklich baͤumen, Und mit drohender Gefahr Gleich den abgerißnen Thuͤrmen, Ueber eure Schiffe ſtuͤrmen, Da ihr bei dem Niederfall, Sinket in des Abgrunds Thal. Solche Macht ſtekt in den Winden, Wenn ihr Schnauben daher faͤhrt, Und in denen tieffen Schluͤnden, Die gewelzten Sprudel mehrt. Alsdenn treibt er ſtarke Wogen, Bis zum blauen Wolken-Bogen Und wirft ſie aus ihrer Hoͤh, Wieder in den Schoos der See. Und vor ſeinen harten Streichen, Wenn er ſeine Wirbel dreht, Muß auch auf der Erde weichen, Was dem Braus entgegen ſteht. Schießt er in die tieffen Gruͤfte, So zerſpalten ſich die Kluͤfte, Alles wo ſein Zug hindringt Wenn er raſet, faͤllt, zerſpringt. Wenn U 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/325
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/325>, abgerufen am 24.11.2024.