Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.Der stolze Pfau. Sie meinen weil ihr Leib mit schönen Schmuk ver-hüllt: So würden sie dadurch der Schönheit Ebenbild; Sie wollen Stand und Rang, nicht nach Verdienst und Gaben, Nur nach verbrämten Schmuk erborgter Schön- heit haben. Jhr Tokken! lernet doch hie euren albern Sinn, Komts auf die Kleider an, so tretet unten hin: Der Pfau das schöne Thier; wird mit den schwarzen Füssen, Für euch nach diesem Schlus zuerst hertreten müssen. So folget ihr erst nach; so seid ihr recht gestellt, Weil denn ein gleiches Paar, sich gleich und gleich gesellt. Jhr Tohren lernet doch euch eurer Torheit schämen, Und wolt ihr euch recht sehn; so müst ihr Spiegel nehmen; Daran ein Todten-Kopf mit schwarzen Staub ge- mahlt, So seht ihr was ihr seid, wenn euch das Kleid um- strahlt, Beschaut beim äusren Glanz der Schönheit, auch das Herze, Womit ist das geschmükt? mit eitler Laster-Schwär- ze. Die Zweyter Theil. X
Der ſtolze Pfau. Sie meinen weil ihr Leib mit ſchoͤnen Schmuk ver-huͤllt: So wuͤrden ſie dadurch der Schoͤnheit Ebenbild; Sie wollen Stand und Rang, nicht nach Verdienſt und Gaben, Nur nach verbraͤmten Schmuk erborgter Schoͤn- heit haben. Jhr Tokken! lernet doch hie euren albern Sinn, Komts auf die Kleider an, ſo tretet unten hin: Der Pfau das ſchoͤne Thier; wird mit den ſchwarzen Fuͤſſen, Fuͤr euch nach dieſem Schlus zuerſt hertreten muͤſſen. So folget ihr erſt nach; ſo ſeid ihr recht geſtellt, Weil denn ein gleiches Paar, ſich gleich und gleich geſellt. Jhr Tohren lernet doch euch eurer Torheit ſchaͤmen, Und wolt ihr euch recht ſehn; ſo muͤſt ihr Spiegel nehmen; Daran ein Todten-Kopf mit ſchwarzen Staub ge- mahlt, So ſeht ihr was ihr ſeid, wenn euch das Kleid um- ſtrahlt, Beſchaut beim aͤuſren Glanz der Schoͤnheit, auch das Herze, Womit iſt das geſchmuͤkt? mit eitler Laſter-Schwaͤr- ze. Die Zweyter Theil. X
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Der ſtolze Pfau.
Sie meinen weil ihr Leib mit ſchoͤnen Schmuk ver-
huͤllt:
So wuͤrden ſie dadurch der Schoͤnheit Ebenbild;
Sie wollen Stand und Rang, nicht nach Verdienſt
und Gaben,
Nur nach verbraͤmten Schmuk erborgter Schoͤn-
heit haben.
Jhr Tokken! lernet doch hie euren albern Sinn,
Komts auf die Kleider an, ſo tretet unten hin:
Der Pfau das ſchoͤne Thier; wird mit den ſchwarzen
Fuͤſſen,
Fuͤr euch nach dieſem Schlus zuerſt hertreten muͤſſen.
So folget ihr erſt nach; ſo ſeid ihr recht geſtellt,
Weil denn ein gleiches Paar, ſich gleich und gleich
geſellt.
Jhr Tohren lernet doch euch eurer Torheit ſchaͤmen,
Und wolt ihr euch recht ſehn; ſo muͤſt ihr Spiegel
nehmen;
Daran ein Todten-Kopf mit ſchwarzen Staub ge-
mahlt,
So ſeht ihr was ihr ſeid, wenn euch das Kleid um-
ſtrahlt,
Beſchaut beim aͤuſren Glanz der Schoͤnheit, auch
das Herze,
Womit iſt das geſchmuͤkt? mit eitler Laſter-Schwaͤr-
ze.
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