Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Tieffen der GOttheit.

Schweig und fasse dein Gemüthe,
Denke GOtt ist reich von Güte,
Des Verstandes enger Kreis,
Faßt nicht was GOtt sieht und weis.

Auch der GOttheit dunkle Tieffen,
Gleichen einem breiten Meer,
Woraus Seegensströme trieffen:
Es gereicht zu seiner Ehr,
Daß wir eingestehen müssen
Daß wir nichts mehr von ihm wissen,
Als was jezt nur dem Verstand,
Aus Natur und Schrift bekant.
Eine GOttheit zu ergründen,
Das heist blos Ohnmöglichkeit;
Und sich das kühn unterwinden,
Das heist aus Verwegenheit,
Etwas klärlich fassen wollen,
Was wir hier nur gläuben sollen,
Da das Auge nicht geschikt,
Daß es einen GOtt erblikt.
Das Erkenntnis ihn zu lieben,
Haben wir in dieser Welt,
Wer sich darin wird recht üben,
Komt in jenes Himmels-Zelt,
Dort in den verklärten Auen,
Jst er deutlicher zu schauen:
Wo des Abgrunds Dunkelheit,
Jmmer helle Strahlen streut.
Seh-

Die Tieffen der GOttheit.

Schweig und faſſe dein Gemuͤthe,
Denke GOtt iſt reich von Guͤte,
Des Verſtandes enger Kreis,
Faßt nicht was GOtt ſieht und weis.

Auch der GOttheit dunkle Tieffen,
Gleichen einem breiten Meer,
Woraus Seegensſtroͤme trieffen:
Es gereicht zu ſeiner Ehr,
Daß wir eingeſtehen muͤſſen
Daß wir nichts mehr von ihm wiſſen,
Als was jezt nur dem Verſtand,
Aus Natur und Schrift bekant.
Eine GOttheit zu ergruͤnden,
Das heiſt blos Ohnmoͤglichkeit;
Und ſich das kuͤhn unterwinden,
Das heiſt aus Verwegenheit,
Etwas klaͤrlich faſſen wollen,
Was wir hier nur glaͤuben ſollen,
Da das Auge nicht geſchikt,
Daß es einen GOtt erblikt.
Das Erkenntnis ihn zu lieben,
Haben wir in dieſer Welt,
Wer ſich darin wird recht uͤben,
Komt in jenes Himmels-Zelt,
Dort in den verklaͤrten Auen,
Jſt er deutlicher zu ſchauen:
Wo des Abgrunds Dunkelheit,
Jmmer helle Strahlen ſtreut.
Seh-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg>
            <l>
              <pb facs="#f0354" n="342"/>
              <fw place="top" type="header">Die Tieffen der GOttheit.</fw>
            </l><lb/>
            <l>Schweig und fa&#x017F;&#x017F;e dein Gemu&#x0364;the,</l><lb/>
            <l>Denke <hi rendition="#fr">GOtt</hi> i&#x017F;t reich von Gu&#x0364;te,</l><lb/>
            <l>Des Ver&#x017F;tandes enger Kreis,</l><lb/>
            <l>Faßt nicht was <hi rendition="#fr">GOtt</hi> &#x017F;ieht und weis.</l>
          </lg><lb/>
          <lg>
            <l><hi rendition="#in">A</hi>uch der GOttheit dunkle Tieffen,</l><lb/>
            <l>Gleichen einem breiten Meer,</l><lb/>
            <l>Woraus Seegens&#x017F;tro&#x0364;me trieffen:</l><lb/>
            <l>Es gereicht zu &#x017F;einer Ehr,</l><lb/>
            <l>Daß wir einge&#x017F;tehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
            <l>Daß wir nichts mehr von ihm wi&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Als was jezt nur dem Ver&#x017F;tand,</l><lb/>
            <l>Aus Natur und Schrift bekant.</l>
          </lg><lb/>
          <lg>
            <l><hi rendition="#in">E</hi>ine GOttheit zu ergru&#x0364;nden,</l><lb/>
            <l>Das hei&#x017F;t blos Ohnmo&#x0364;glichkeit;</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;ich das ku&#x0364;hn unterwinden,</l><lb/>
            <l>Das hei&#x017F;t aus Verwegenheit,</l><lb/>
            <l>Etwas kla&#x0364;rlich fa&#x017F;&#x017F;en wollen,</l><lb/>
            <l>Was wir hier nur gla&#x0364;uben &#x017F;ollen,</l><lb/>
            <l>Da das Auge nicht ge&#x017F;chikt,</l><lb/>
            <l>Daß es einen <hi rendition="#fr">GOtt</hi> erblikt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg>
            <l><hi rendition="#in">D</hi>as Erkenntnis ihn zu lieben,</l><lb/>
            <l>Haben wir in die&#x017F;er Welt,</l><lb/>
            <l>Wer &#x017F;ich darin wird recht u&#x0364;ben,</l><lb/>
            <l>Komt in jenes Himmels-Zelt,</l><lb/>
            <l>Dort in den verkla&#x0364;rten Auen,</l><lb/>
            <l>J&#x017F;t er deutlicher zu &#x017F;chauen:</l><lb/>
            <l>Wo des Abgrunds Dunkelheit,</l><lb/>
            <l>Jmmer helle Strahlen &#x017F;treut.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Seh-</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[342/0354] Die Tieffen der GOttheit. Schweig und faſſe dein Gemuͤthe, Denke GOtt iſt reich von Guͤte, Des Verſtandes enger Kreis, Faßt nicht was GOtt ſieht und weis. Auch der GOttheit dunkle Tieffen, Gleichen einem breiten Meer, Woraus Seegensſtroͤme trieffen: Es gereicht zu ſeiner Ehr, Daß wir eingeſtehen muͤſſen Daß wir nichts mehr von ihm wiſſen, Als was jezt nur dem Verſtand, Aus Natur und Schrift bekant. Eine GOttheit zu ergruͤnden, Das heiſt blos Ohnmoͤglichkeit; Und ſich das kuͤhn unterwinden, Das heiſt aus Verwegenheit, Etwas klaͤrlich faſſen wollen, Was wir hier nur glaͤuben ſollen, Da das Auge nicht geſchikt, Daß es einen GOtt erblikt. Das Erkenntnis ihn zu lieben, Haben wir in dieſer Welt, Wer ſich darin wird recht uͤben, Komt in jenes Himmels-Zelt, Dort in den verklaͤrten Auen, Jſt er deutlicher zu ſchauen: Wo des Abgrunds Dunkelheit, Jmmer helle Strahlen ſtreut. Seh-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/354
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/354>, abgerufen am 23.05.2024.