Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.Die Tieffen der GOttheit. Dieser steigt und jener sinket, Wie des Schiksals Sphere geht, Die wenn GOttes Vorsicht winket Sich im Augenblik verdreht. Was zum Trost der eitlen Zeiten, Vor die späten Ewigkeiten, Als ein Denkmal aufgesezt, Wird im Augenblik verlezt. Und dasselbe bleibet stehen, Was auf leichten Grund gebaut, Und wird bey dem Untergehen, Gleichsam wieder neu geschaut. Alle diese Wunderdinge, Die da scheinen gros, geringe Alle diese kommen mir, Wie verborgne Tieffen für. Wagt sich das begierge Wissen Jn der Höchsten Macht-Gericht Zu der Vorsicht dunklen Schlüssen, Was vor Tieffen sieht es nicht? Was vor Räthsel künftger Zeiten, Sind in den Begebenheiten Dieser Welt? was wird geschehn, Eh dies Rund wird untergehn? Nimmermehr -- was wilt du wagen, Blöder Geist halt plözlich ein! Du kanst nicht den Glanz ertragen Von der GOttheit Sonnenschein: Schweig Y 3
Die Tieffen der GOttheit. Dieſer ſteigt und jener ſinket, Wie des Schikſals Sphere geht, Die wenn GOttes Vorſicht winket Sich im Augenblik verdreht. Was zum Troſt der eitlen Zeiten, Vor die ſpaͤten Ewigkeiten, Als ein Denkmal aufgeſezt, Wird im Augenblik verlezt. Und daſſelbe bleibet ſtehen, Was auf leichten Grund gebaut, Und wird bey dem Untergehen, Gleichſam wieder neu geſchaut. Alle dieſe Wunderdinge, Die da ſcheinen gros, geringe Alle dieſe kommen mir, Wie verborgne Tieffen fuͤr. Wagt ſich das begierge Wiſſen Jn der Hoͤchſten Macht-Gericht Zu der Vorſicht dunklen Schluͤſſen, Was vor Tieffen ſieht es nicht? Was vor Raͤthſel kuͤnftger Zeiten, Sind in den Begebenheiten Dieſer Welt? was wird geſchehn, Eh dies Rund wird untergehn? Nimmermehr -- was wilt du wagen, Bloͤder Geiſt halt ploͤzlich ein! Du kanſt nicht den Glanz ertragen Von der GOttheit Sonnenſchein: Schweig Y 3
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Die Tieffen der GOttheit.
Dieſer ſteigt und jener ſinket,
Wie des Schikſals Sphere geht,
Die wenn GOttes Vorſicht winket
Sich im Augenblik verdreht.
Was zum Troſt der eitlen Zeiten,
Vor die ſpaͤten Ewigkeiten,
Als ein Denkmal aufgeſezt,
Wird im Augenblik verlezt.
Und daſſelbe bleibet ſtehen,
Was auf leichten Grund gebaut,
Und wird bey dem Untergehen,
Gleichſam wieder neu geſchaut.
Alle dieſe Wunderdinge,
Die da ſcheinen gros, geringe
Alle dieſe kommen mir,
Wie verborgne Tieffen fuͤr.
Wagt ſich das begierge Wiſſen
Jn der Hoͤchſten Macht-Gericht
Zu der Vorſicht dunklen Schluͤſſen,
Was vor Tieffen ſieht es nicht?
Was vor Raͤthſel kuͤnftger Zeiten,
Sind in den Begebenheiten
Dieſer Welt? was wird geſchehn,
Eh dies Rund wird untergehn?
Nimmermehr -- was wilt du wagen,
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