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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.

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der lehrenden Blumen.
So wenig sich die Blumen kleiden;
So wenig könnt ihr euch ernährn;
Der Höchste muß zu Speis und Freuden,
Euch alles mittelbahr beschern.
Wär das von jeden selbst erzielet,
Was er zum Eigenthum geniest;
Womit er herrlich prangt und spielet;
So würde das, was wächst und spriest,
Auch von sich selbst die Farben haben,
Die doch des Höchsten Gnadengaben.
So giebest du O! weises Wesen,
Jn schöner Blumen Herrlichkeit,
Uns deiner Vorsicht Macht zu lesen,
Und würkst in uns Zufriedenheit.
Wir schliessen: der GOtt der da kleidet
Der Frühlings-Kinder bunte Schaar,
Woran sich Herz und Auge weidet;
Der macht uns durch ihr Sinnbild klar:
Wir Menschen sollen ihm vertrauen,
Er werde unsre Wollfahrt bauen.
Jedoch der Schmuk der schönsten Nelken,
Der Tulpen-Blätter güldne Pracht,
Die müssen heute schon verwelken,
Wenn sie uns gestern angelacht.
Die noch in frischer Blüte schienen,
Als Könige im Blumen-Reich;
Die sehn schon den entfärbten Mienen
Der Todten, die erblasset gleich,
Sie wachsen, blühen und vergehen
Sie prangen, fallen ab, verwehen.
Ein
Zweyter Theil. E
der lehrenden Blumen.
So wenig ſich die Blumen kleiden;
So wenig koͤnnt ihr euch ernaͤhrn;
Der Hoͤchſte muß zu Speis und Freuden,
Euch alles mittelbahr beſchern.
Waͤr das von jeden ſelbſt erzielet,
Was er zum Eigenthum genieſt;
Womit er herrlich prangt und ſpielet;
So wuͤrde das, was waͤchſt und ſprieſt,
Auch von ſich ſelbſt die Farben haben,
Die doch des Hoͤchſten Gnadengaben.
So giebeſt du O! weiſes Weſen,
Jn ſchoͤner Blumen Herrlichkeit,
Uns deiner Vorſicht Macht zu leſen,
Und wuͤrkſt in uns Zufriedenheit.
Wir ſchlieſſen: der GOtt der da kleidet
Der Fruͤhlings-Kinder bunte Schaar,
Woran ſich Herz und Auge weidet;
Der macht uns durch ihr Sinnbild klar:
Wir Menſchen ſollen ihm vertrauen,
Er werde unſre Wollfahrt bauen.
Jedoch der Schmuk der ſchoͤnſten Nelken,
Der Tulpen-Blaͤtter guͤldne Pracht,
Die muͤſſen heute ſchon verwelken,
Wenn ſie uns geſtern angelacht.
Die noch in friſcher Bluͤte ſchienen,
Als Koͤnige im Blumen-Reich;
Die ſehn ſchon den entfaͤrbten Mienen
Der Todten, die erblaſſet gleich,
Sie wachſen, bluͤhen und vergehen
Sie prangen, fallen ab, verwehen.
Ein
Zweyter Theil. E
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[65/0077] der lehrenden Blumen. So wenig ſich die Blumen kleiden; So wenig koͤnnt ihr euch ernaͤhrn; Der Hoͤchſte muß zu Speis und Freuden, Euch alles mittelbahr beſchern. Waͤr das von jeden ſelbſt erzielet, Was er zum Eigenthum genieſt; Womit er herrlich prangt und ſpielet; So wuͤrde das, was waͤchſt und ſprieſt, Auch von ſich ſelbſt die Farben haben, Die doch des Hoͤchſten Gnadengaben. So giebeſt du O! weiſes Weſen, Jn ſchoͤner Blumen Herrlichkeit, Uns deiner Vorſicht Macht zu leſen, Und wuͤrkſt in uns Zufriedenheit. Wir ſchlieſſen: der GOtt der da kleidet Der Fruͤhlings-Kinder bunte Schaar, Woran ſich Herz und Auge weidet; Der macht uns durch ihr Sinnbild klar: Wir Menſchen ſollen ihm vertrauen, Er werde unſre Wollfahrt bauen. Jedoch der Schmuk der ſchoͤnſten Nelken, Der Tulpen-Blaͤtter guͤldne Pracht, Die muͤſſen heute ſchon verwelken, Wenn ſie uns geſtern angelacht. Die noch in friſcher Bluͤte ſchienen, Als Koͤnige im Blumen-Reich; Die ſehn ſchon den entfaͤrbten Mienen Der Todten, die erblaſſet gleich, Sie wachſen, bluͤhen und vergehen Sie prangen, fallen ab, verwehen. Ein Zweyter Theil. E

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/77>, abgerufen am 21.11.2024.