Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.Die heilige Garten-Schule Ein trauriges betrübtes Scheiden, Entzeucht sie aus dem Lustrevier, Wo wir in süß und stillen Freuden, Bewundert ihrer Blätter Zier. Betrübter Wechsel dieser Zeiten Der Schauplaz, wo die Lust regiert, Wird in dem Land der Eitelkeiten, Gar bald aus dem Gesicht entführt; Das lernen wir stat bunter Tokken, Sehn wir nun nichts als Todes-Glokken. Da wo vorher ein klarer Spiegel, Und Abglanz aller Lieblichkeit, Sind eh mans meint, des Todes-Hügel; Wo Blum und Schönheit ausgestreut Wo Lustgefilde auf der Erden, Muß bald wie es das Schiksal fügt, Ein Kirchhof der Verwesung werden, Wo Glanz und Pracht im Staube liegt, Und wo die Blumen im Erblassen, Die Lehren uns zurükke lassen: Jhr Menschen! lernet in dem Tempel Des bunten Reiches der Natur, An uns der Eitelkeit Exempel, Was eine schöne Kreatur, Wie lange ihre Daurung währet, Jm Lande dieser Sterblichkeit: Wir haben euch, was GOtt, gelehret, Lernt nun noch, was ihr selber seid; Seht wie ihr uns in vielen gleichet, Wie ihr, gleich uns entsteht, verbleichet. Der
Die heilige Garten-Schule Ein trauriges betruͤbtes Scheiden, Entzeucht ſie aus dem Luſtrevier, Wo wir in ſuͤß und ſtillen Freuden, Bewundert ihrer Blaͤtter Zier. Betruͤbter Wechſel dieſer Zeiten Der Schauplaz, wo die Luſt regiert, Wird in dem Land der Eitelkeiten, Gar bald aus dem Geſicht entfuͤhrt; Das lernen wir ſtat bunter Tokken, Sehn wir nun nichts als Todes-Glokken. Da wo vorher ein klarer Spiegel, Und Abglanz aller Lieblichkeit, Sind eh mans meint, des Todes-Huͤgel; Wo Blum und Schoͤnheit ausgeſtreut Wo Luſtgefilde auf der Erden, Muß bald wie es das Schikſal fuͤgt, Ein Kirchhof der Verweſung werden, Wo Glanz und Pracht im Staube liegt, Und wo die Blumen im Erblaſſen, Die Lehren uns zuruͤkke laſſen: Jhr Menſchen! lernet in dem Tempel Des bunten Reiches der Natur, An uns der Eitelkeit Exempel, Was eine ſchoͤne Kreatur, Wie lange ihre Daurung waͤhret, Jm Lande dieſer Sterblichkeit: Wir haben euch, was GOtt, gelehret, Lernt nun noch, was ihr ſelber ſeid; Seht wie ihr uns in vielen gleichet, Wie ihr, gleich uns entſteht, verbleichet. Der
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Die heilige Garten-Schule
Ein trauriges betruͤbtes Scheiden,
Entzeucht ſie aus dem Luſtrevier,
Wo wir in ſuͤß und ſtillen Freuden,
Bewundert ihrer Blaͤtter Zier.
Betruͤbter Wechſel dieſer Zeiten
Der Schauplaz, wo die Luſt regiert,
Wird in dem Land der Eitelkeiten,
Gar bald aus dem Geſicht entfuͤhrt;
Das lernen wir ſtat bunter Tokken,
Sehn wir nun nichts als Todes-Glokken.
Da wo vorher ein klarer Spiegel,
Und Abglanz aller Lieblichkeit,
Sind eh mans meint, des Todes-Huͤgel;
Wo Blum und Schoͤnheit ausgeſtreut
Wo Luſtgefilde auf der Erden,
Muß bald wie es das Schikſal fuͤgt,
Ein Kirchhof der Verweſung werden,
Wo Glanz und Pracht im Staube liegt,
Und wo die Blumen im Erblaſſen,
Die Lehren uns zuruͤkke laſſen:
Jhr Menſchen! lernet in dem Tempel
Des bunten Reiches der Natur,
An uns der Eitelkeit Exempel,
Was eine ſchoͤne Kreatur,
Wie lange ihre Daurung waͤhret,
Jm Lande dieſer Sterblichkeit:
Wir haben euch, was GOtt, gelehret,
Lernt nun noch, was ihr ſelber ſeid;
Seht wie ihr uns in vielen gleichet,
Wie ihr, gleich uns entſteht, verbleichet.
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