Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.der lehrenden Blumen. Der Schöpfer macht uns aus der Erde, Die uns auch beide Nahrung schaft, Die seiner Allmacht würkend Werde, Erhält in ihres Wachsthums Kraft. Wir blühen auf; ihr wachst imgleichen, Jm Lenzen sind wir schön geschmükt: Jhr auch, wenn man der Jugend Zeichen Auf rothen Wangen noch erblikt; Wir glänzen, wenn wir lustig grünen, Jhr brüstet euch mit euren Mienen. Kaum sind wir aus der Erd gekrochen, Und haben uns der Welt gezeigt; Kaum sind die Knospen durchgebrochen So ist das Ziel schon oft erreicht. Der Winde stürmisch kaltes Blasen, Saugt uns mit ihren dürren Braus, Wenn sie von Ost und Norden rasen, Die Sonn mit ihrer Hizze aus; Da oft die flüchtgen Lebensstunden, Bei uns nur fliegende Secunden. So gehts euch auch, wie viele sterben, Die kaum des Lebens Othem ziehn; Da sie durch innren Wurm verderben, Wie Rosen die im Blühn, verblühn. Der Krankheit Uebel die euch quälen, Davon der Saame bei euch liegt; Die Uebel die nicht zu erzählen, Die haben viele schon besiegt, Und in dem Staub zurük gezogen, Wenn sie kaum Nahrungs-Milch gesogen. Wir E 2
der lehrenden Blumen. Der Schoͤpfer macht uns aus der Erde, Die uns auch beide Nahrung ſchaft, Die ſeiner Allmacht wuͤrkend Werde, Erhaͤlt in ihres Wachsthums Kraft. Wir bluͤhen auf; ihr wachſt imgleichen, Jm Lenzen ſind wir ſchoͤn geſchmuͤkt: Jhr auch, wenn man der Jugend Zeichen Auf rothen Wangen noch erblikt; Wir glaͤnzen, wenn wir luſtig gruͤnen, Jhr bruͤſtet euch mit euren Mienen. Kaum ſind wir aus der Erd gekrochen, Und haben uns der Welt gezeigt; Kaum ſind die Knospen durchgebrochen So iſt das Ziel ſchon oft erreicht. Der Winde ſtuͤrmiſch kaltes Blaſen, Saugt uns mit ihren duͤrren Braus, Wenn ſie von Oſt und Norden raſen, Die Sonn mit ihrer Hizze aus; Da oft die fluͤchtgen Lebensſtunden, Bei uns nur fliegende Secunden. So gehts euch auch, wie viele ſterben, Die kaum des Lebens Othem ziehn; Da ſie durch innren Wurm verderben, Wie Roſen die im Bluͤhn, verbluͤhn. Der Krankheit Uebel die euch quaͤlen, Davon der Saame bei euch liegt; Die Uebel die nicht zu erzaͤhlen, Die haben viele ſchon beſiegt, Und in dem Staub zuruͤk gezogen, Wenn ſie kaum Nahrungs-Milch geſogen. Wir E 2
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der lehrenden Blumen.
Der Schoͤpfer macht uns aus der Erde,
Die uns auch beide Nahrung ſchaft,
Die ſeiner Allmacht wuͤrkend Werde,
Erhaͤlt in ihres Wachsthums Kraft.
Wir bluͤhen auf; ihr wachſt imgleichen,
Jm Lenzen ſind wir ſchoͤn geſchmuͤkt:
Jhr auch, wenn man der Jugend Zeichen
Auf rothen Wangen noch erblikt;
Wir glaͤnzen, wenn wir luſtig gruͤnen,
Jhr bruͤſtet euch mit euren Mienen.
Kaum ſind wir aus der Erd gekrochen,
Und haben uns der Welt gezeigt;
Kaum ſind die Knospen durchgebrochen
So iſt das Ziel ſchon oft erreicht.
Der Winde ſtuͤrmiſch kaltes Blaſen,
Saugt uns mit ihren duͤrren Braus,
Wenn ſie von Oſt und Norden raſen,
Die Sonn mit ihrer Hizze aus;
Da oft die fluͤchtgen Lebensſtunden,
Bei uns nur fliegende Secunden.
So gehts euch auch, wie viele ſterben,
Die kaum des Lebens Othem ziehn;
Da ſie durch innren Wurm verderben,
Wie Roſen die im Bluͤhn, verbluͤhn.
Der Krankheit Uebel die euch quaͤlen,
Davon der Saame bei euch liegt;
Die Uebel die nicht zu erzaͤhlen,
Die haben viele ſchon beſiegt,
Und in dem Staub zuruͤk gezogen,
Wenn ſie kaum Nahrungs-Milch geſogen.
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