Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.Die Weisheit GOttes Die Kräfte zu probirn. Der Schöpfer will dasNicht, Das wir mit Dingen uns, zu dem Verdrus der Seelen, Die uns unangenehm Zeitlebens ängstlich quälen. Wo seine Weisheit sich vor andern sehen läst, Da sieht man öfters an, wie man die Menschen preßt, Zu einer Lebens-Art, die wieder ihren Willen. Wie manche läst sich nicht in eine Kappe hüllen, Wie manche zwingt man nicht aus falscher Heiligkeit, Wird aus der Welt gebannt, der Keuschheit ein- geweiht, Da sie geschikter wär, zu einem freien Leben, Daß sie dem Manne würd zur Helferin gegeben? Wozu man keine Lust, das solte man nicht wähln, Sonst wird man allemahl, das beste Ziel verfehln, Das der uns hat bestimmt, der es zuvor gesehen, Ob wir dazu geschikt, daß er uns könne erhöhen. Kein Stand der ist veracht, wenn er nur ehrlich heist, Darin man sich mit Treu, der Welt zum Nuz be- fleißt, Es können alle nicht der Hoheit Scepter führen, Die Länder dieser Welt mit ihren Wink regieren, Es müssen auch dabei die Unterthanen seyn, Der HErr macht reich und arm, er schaffet gros, und klein; Er macht die Wizzigen, er schaffet auch die Wei- sen, Auch die den Akker baun, darum ist er zu preisen, Als ein allweiser GOtt. Ach! sehe jederman Der Stände Ordnung recht, wie sichs gebührte an, So würden wir die nicht, mit Sprödigkeit verach- ten, Die
Die Weisheit GOttes Die Kraͤfte zu probirn. Der Schoͤpfer will dasNicht, Das wir mit Dingen uns, zu dem Verdrus der Seelen, Die uns unangenehm Zeitlebens aͤngſtlich quaͤlen. Wo ſeine Weisheit ſich vor andern ſehen laͤſt, Da ſieht man oͤfters an, wie man die Menſchen preßt, Zu einer Lebens-Art, die wieder ihren Willen. Wie manche laͤſt ſich nicht in eine Kappe huͤllen, Wie manche zwingt man nicht aus falſcher Heiligkeit, Wird aus der Welt gebannt, der Keuſchheit ein- geweiht, Da ſie geſchikter waͤr, zu einem freien Leben, Daß ſie dem Manne wuͤrd zur Helferin gegeben? Wozu man keine Luſt, das ſolte man nicht waͤhln, Sonſt wird man allemahl, das beſte Ziel verfehln, Das der uns hat beſtimmt, der es zuvor geſehen, Ob wir dazu geſchikt, daß er uns koͤnne erhoͤhen. Kein Stand der iſt veracht, wenn er nur ehrlich heiſt, Darin man ſich mit Treu, der Welt zum Nuz be- fleißt, Es koͤnnen alle nicht der Hoheit Scepter fuͤhren, Die Laͤnder dieſer Welt mit ihren Wink regieren, Es muͤſſen auch dabei die Unterthanen ſeyn, Der HErr macht reich und arm, er ſchaffet gros, und klein; Er macht die Wizzigen, er ſchaffet auch die Wei- ſen, Auch die den Akker baun, darum iſt er zu preiſen, Als ein allweiſer GOtt. Ach! ſehe jederman Der Staͤnde Ordnung recht, wie ſichs gebuͤhrte an, So wuͤrden wir die nicht, mit Sproͤdigkeit verach- ten, Die
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0152" n="140"/> <fw place="top" type="header">Die Weisheit GOttes</fw><lb/> <l>Die Kraͤfte zu probirn. Der Schoͤpfer will das<lb/><hi rendition="#et">Nicht,</hi></l><lb/> <l>Das wir mit Dingen uns, zu dem Verdrus der<lb/><hi rendition="#et">Seelen,</hi></l><lb/> <l>Die uns unangenehm Zeitlebens aͤngſtlich quaͤlen.</l><lb/> <l>Wo ſeine Weisheit ſich vor andern ſehen laͤſt,</l><lb/> <l>Da ſieht man oͤfters an, wie man die Menſchen<lb/><hi rendition="#et">preßt,</hi></l><lb/> <l>Zu einer Lebens-Art, die wieder ihren Willen.</l><lb/> <l>Wie manche laͤſt ſich nicht in eine Kappe huͤllen,</l><lb/> <l>Wie manche zwingt man nicht aus falſcher Heiligkeit,</l><lb/> <l>Wird aus der Welt gebannt, der Keuſchheit ein-<lb/><hi rendition="#et">geweiht,</hi></l><lb/> <l>Da ſie geſchikter waͤr, zu einem freien Leben,</l><lb/> <l>Daß ſie dem Manne wuͤrd zur Helferin gegeben?</l><lb/> <l>Wozu man keine Luſt, das ſolte man nicht waͤhln,</l><lb/> <l>Sonſt wird man allemahl, das beſte Ziel verfehln,</l><lb/> <l>Das der uns hat beſtimmt, der es zuvor geſehen,</l><lb/> <l>Ob wir dazu geſchikt, daß er uns koͤnne erhoͤhen.</l><lb/> <l>Kein Stand der iſt veracht, wenn er nur ehrlich<lb/><hi rendition="#et">heiſt,</hi></l><lb/> <l>Darin man ſich mit Treu, der Welt zum Nuz be-<lb/><hi rendition="#et">fleißt,</hi></l><lb/> <l>Es koͤnnen alle nicht der Hoheit Scepter fuͤhren,</l><lb/> <l>Die Laͤnder dieſer Welt mit ihren Wink regieren,</l><lb/> <l>Es muͤſſen auch dabei die Unterthanen ſeyn,</l><lb/> <l>Der HErr macht reich und arm, er ſchaffet gros,<lb/><hi rendition="#et">und klein;</hi></l><lb/> <l>Er macht die Wizzigen, er ſchaffet auch die Wei-<lb/><hi rendition="#et">ſen,</hi></l><lb/> <l>Auch die den Akker baun, darum iſt er zu preiſen,</l><lb/> <l>Als ein allweiſer <hi rendition="#fr">GOtt.</hi> Ach! ſehe jederman</l><lb/> <l>Der Staͤnde Ordnung recht, wie ſichs gebuͤhrte an,</l><lb/> <l>So wuͤrden wir die nicht, mit Sproͤdigkeit verach-<lb/><hi rendition="#et">ten,</hi></l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [140/0152]
Die Weisheit GOttes
Die Kraͤfte zu probirn. Der Schoͤpfer will das
Nicht,
Das wir mit Dingen uns, zu dem Verdrus der
Seelen,
Die uns unangenehm Zeitlebens aͤngſtlich quaͤlen.
Wo ſeine Weisheit ſich vor andern ſehen laͤſt,
Da ſieht man oͤfters an, wie man die Menſchen
preßt,
Zu einer Lebens-Art, die wieder ihren Willen.
Wie manche laͤſt ſich nicht in eine Kappe huͤllen,
Wie manche zwingt man nicht aus falſcher Heiligkeit,
Wird aus der Welt gebannt, der Keuſchheit ein-
geweiht,
Da ſie geſchikter waͤr, zu einem freien Leben,
Daß ſie dem Manne wuͤrd zur Helferin gegeben?
Wozu man keine Luſt, das ſolte man nicht waͤhln,
Sonſt wird man allemahl, das beſte Ziel verfehln,
Das der uns hat beſtimmt, der es zuvor geſehen,
Ob wir dazu geſchikt, daß er uns koͤnne erhoͤhen.
Kein Stand der iſt veracht, wenn er nur ehrlich
heiſt,
Darin man ſich mit Treu, der Welt zum Nuz be-
fleißt,
Es koͤnnen alle nicht der Hoheit Scepter fuͤhren,
Die Laͤnder dieſer Welt mit ihren Wink regieren,
Es muͤſſen auch dabei die Unterthanen ſeyn,
Der HErr macht reich und arm, er ſchaffet gros,
und klein;
Er macht die Wizzigen, er ſchaffet auch die Wei-
ſen,
Auch die den Akker baun, darum iſt er zu preiſen,
Als ein allweiſer GOtt. Ach! ſehe jederman
Der Staͤnde Ordnung recht, wie ſichs gebuͤhrte an,
So wuͤrden wir die nicht, mit Sproͤdigkeit verach-
ten,
Die
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |