Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Gedanken bei eiuem bebbrütetem Ey.
Das wenn die Schale bricht, wie milchicht Wasser
rinnet;

Das andre Weiß ist steif, am Dotter angeklebt,
Und durch die Knötchens fest und gleichsam durch-
gewebt.

Der Dotter und das Weiß sind zwiefach ganz um-
geben

Von doppelt zarter Haut, worin sie sanfte schwe-
ben:

Und diese wiederum sind sicher, wohl verwahrt,
Durch eine dichte Schal, die rundlicht, fest und
hart,

Die harte Schale hängt an denen dünnen Häuten
Nur an dem Ende nicht, wo sich die Eyr ausbrei-
ten,

Woselbst ein kleines Loch mit Luft gefüllet bleibt,
Die Schale und die Haut ein wenig abwerts treibt.
Der Dotter faßt in sich der Früchte ersten Saa-
men

Den wir den Urstof sonst, die Urbildung benah-
men,

Der wie ein weisser Ring an seiner Fläche fließt,
So lang das Ey noch frisch und unbebrütet ist.
Wenn es bebrütet wird; und sich der Ring aus-
breitet,

So wird daraus die Frucht recht wunderbahr ge-
leitet.

Das dünne Eyerweiß nährt solche Küchelein,
So lange sie annoch in denen Schalen seyn,
Es fließt die Röhren durch, die in dem Ey zu fin-
den,

Und durch die Nabelschnur sich mit der Frucht
verbinden.

Die Luftgefüllte Höh wird durch die Wärm erregt,
Die
Gedanken bei eiuem bebbruͤtetem Ey.
Das wenn die Schale bricht, wie milchicht Waſſer
rinnet;

Das andre Weiß iſt ſteif, am Dotter angeklebt,
Und durch die Knoͤtchens feſt und gleichſam durch-
gewebt.

Der Dotter und das Weiß ſind zwiefach ganz um-
geben

Von doppelt zarter Haut, worin ſie ſanfte ſchwe-
ben:

Und dieſe wiederum ſind ſicher, wohl verwahrt,
Durch eine dichte Schal, die rundlicht, feſt und
hart,

Die harte Schale haͤngt an denen duͤnnen Haͤuten
Nur an dem Ende nicht, wo ſich die Eyr ausbrei-
ten,

Woſelbſt ein kleines Loch mit Luft gefuͤllet bleibt,
Die Schale und die Haut ein wenig abwerts treibt.
Der Dotter faßt in ſich der Fruͤchte erſten Saa-
men

Den wir den Urſtof ſonſt, die Urbildung benah-
men,

Der wie ein weiſſer Ring an ſeiner Flaͤche fließt,
So lang das Ey noch friſch und unbebruͤtet iſt.
Wenn es bebruͤtet wird; und ſich der Ring aus-
breitet,

So wird daraus die Frucht recht wunderbahr ge-
leitet.

Das duͤnne Eyerweiß naͤhrt ſolche Kuͤchelein,
So lange ſie annoch in denen Schalen ſeyn,
Es fließt die Roͤhren durch, die in dem Ey zu fin-
den,

Und durch die Nabelſchnur ſich mit der Frucht
verbinden.

Die Luftgefuͤllte Hoͤh wird durch die Waͤrm erregt,
Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0199" n="187"/>
          <fw place="top" type="header">Gedanken bei eiuem bebbru&#x0364;tetem Ey.</fw><lb/>
          <l>Das wenn die Schale bricht, wie milchicht Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/><hi rendition="#et">rinnet;</hi></l><lb/>
          <l>Das andre Weiß i&#x017F;t &#x017F;teif, am Dotter angeklebt,</l><lb/>
          <l>Und durch die Kno&#x0364;tchens fe&#x017F;t und gleich&#x017F;am durch-<lb/><hi rendition="#et">gewebt.</hi></l><lb/>
          <l>Der Dotter und das Weiß &#x017F;ind zwiefach ganz um-<lb/><hi rendition="#et">geben</hi></l><lb/>
          <l>Von doppelt zarter Haut, worin &#x017F;ie &#x017F;anfte &#x017F;chwe-<lb/><hi rendition="#et">ben:</hi></l><lb/>
          <l>Und die&#x017F;e wiederum &#x017F;ind &#x017F;icher, wohl verwahrt,</l><lb/>
          <l>Durch eine dichte Schal, die rundlicht, fe&#x017F;t und<lb/><hi rendition="#et">hart,</hi></l><lb/>
          <l>Die harte Schale ha&#x0364;ngt an denen du&#x0364;nnen Ha&#x0364;uten</l><lb/>
          <l>Nur an dem Ende nicht, wo &#x017F;ich die Eyr ausbrei-<lb/><hi rendition="#et">ten,</hi></l><lb/>
          <l>Wo&#x017F;elb&#x017F;t ein kleines Loch mit Luft gefu&#x0364;llet bleibt,</l><lb/>
          <l>Die Schale und die Haut ein wenig abwerts treibt.</l><lb/>
          <l>Der Dotter faßt in &#x017F;ich der Fru&#x0364;chte er&#x017F;ten Saa-<lb/><hi rendition="#et">men</hi></l><lb/>
          <l>Den wir den Ur&#x017F;tof &#x017F;on&#x017F;t, die Urbildung benah-<lb/><hi rendition="#et">men,</hi></l><lb/>
          <l>Der wie ein wei&#x017F;&#x017F;er Ring an &#x017F;einer Fla&#x0364;che fließt,</l><lb/>
          <l>So lang das Ey noch fri&#x017F;ch und unbebru&#x0364;tet i&#x017F;t.</l><lb/>
          <l>Wenn es bebru&#x0364;tet wird; und &#x017F;ich der Ring aus-<lb/><hi rendition="#et">breitet,</hi></l><lb/>
          <l>So wird daraus die Frucht recht wunderbahr ge-<lb/><hi rendition="#et">leitet.</hi></l><lb/>
          <l>Das du&#x0364;nne Eyerweiß na&#x0364;hrt &#x017F;olche Ku&#x0364;chelein,</l><lb/>
          <l>So lange &#x017F;ie annoch in denen Schalen &#x017F;eyn,</l><lb/>
          <l>Es fließt die Ro&#x0364;hren durch, die in dem Ey zu fin-<lb/><hi rendition="#et">den,</hi></l><lb/>
          <l>Und durch die Nabel&#x017F;chnur &#x017F;ich mit der Frucht<lb/><hi rendition="#et">verbinden.</hi></l><lb/>
          <l>Die Luftgefu&#x0364;llte Ho&#x0364;h wird durch die Wa&#x0364;rm erregt,</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[187/0199] Gedanken bei eiuem bebbruͤtetem Ey. Das wenn die Schale bricht, wie milchicht Waſſer rinnet; Das andre Weiß iſt ſteif, am Dotter angeklebt, Und durch die Knoͤtchens feſt und gleichſam durch- gewebt. Der Dotter und das Weiß ſind zwiefach ganz um- geben Von doppelt zarter Haut, worin ſie ſanfte ſchwe- ben: Und dieſe wiederum ſind ſicher, wohl verwahrt, Durch eine dichte Schal, die rundlicht, feſt und hart, Die harte Schale haͤngt an denen duͤnnen Haͤuten Nur an dem Ende nicht, wo ſich die Eyr ausbrei- ten, Woſelbſt ein kleines Loch mit Luft gefuͤllet bleibt, Die Schale und die Haut ein wenig abwerts treibt. Der Dotter faßt in ſich der Fruͤchte erſten Saa- men Den wir den Urſtof ſonſt, die Urbildung benah- men, Der wie ein weiſſer Ring an ſeiner Flaͤche fließt, So lang das Ey noch friſch und unbebruͤtet iſt. Wenn es bebruͤtet wird; und ſich der Ring aus- breitet, So wird daraus die Frucht recht wunderbahr ge- leitet. Das duͤnne Eyerweiß naͤhrt ſolche Kuͤchelein, So lange ſie annoch in denen Schalen ſeyn, Es fließt die Roͤhren durch, die in dem Ey zu fin- den, Und durch die Nabelſchnur ſich mit der Frucht verbinden. Die Luftgefuͤllte Hoͤh wird durch die Waͤrm erregt, Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/199
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/199>, abgerufen am 22.12.2024.