Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Warhafte Mittel

Der drüke sich die Warheit ein,
Was Sichtbar kan vergänglich seyn.

Wer nicht im Kummer will verzagen,
Der glaube eine Vorsehung,
Die weiß und kennet unste Plagen,
Die schaffet uns auch Linderung,
Und schenket uns den Freuden-Wein,
Jn einem Thränen-Becher ein.
Was uns auf dieser Welt begegnet,
Das nüzzet in der Ewigkeit;
Was schadts dem Akker wens drauf regnet?
Es dient zur guten Erndte-Zeit:
So auch wer freudig erndten will,
Der bleibe hier in Thränen still.
Man muß in Leiden dieser Zeiten,
Jm Glauben auf das Künfftge sehn,
Was GOtt uns wird vor Lust bereiten,
Jn Salems hellgestirnten Höhn;
So wird das bange Herz verklärt,
Wenn es von Kummer wird beschwert.
Man muß was Zeitlich ist bedenken,
Wie bald dasselbige vergeht,
Das Herze auf das Ewge lenken,
Das ohne Aenderung besteht:
Es schwindet alle Kümmerniß,
So bald man gläubt daß dies gewis.
Darum ihr traurigen Gemüther,
Die ihr im Gram und Schwermuth liegt,
Be-

Warhafte Mittel

Der druͤke ſich die Warheit ein,
Was Sichtbar kan vergaͤnglich ſeyn.

Wer nicht im Kummer will verzagen,
Der glaube eine Vorſehung,
Die weiß und kennet unſte Plagen,
Die ſchaffet uns auch Linderung,
Und ſchenket uns den Freuden-Wein,
Jn einem Thraͤnen-Becher ein.
Was uns auf dieſer Welt begegnet,
Das nuͤzzet in der Ewigkeit;
Was ſchadts dem Akker wens drauf regnet?
Es dient zur guten Erndte-Zeit:
So auch wer freudig erndten will,
Der bleibe hier in Thraͤnen ſtill.
Man muß in Leiden dieſer Zeiten,
Jm Glauben auf das Kuͤnfftge ſehn,
Was GOtt uns wird vor Luſt bereiten,
Jn Salems hellgeſtirnten Hoͤhn;
So wird das bange Herz verklaͤrt,
Wenn es von Kummer wird beſchwert.
Man muß was Zeitlich iſt bedenken,
Wie bald daſſelbige vergeht,
Das Herze auf das Ewge lenken,
Das ohne Aenderung beſteht:
Es ſchwindet alle Kuͤmmerniß,
So bald man glaͤubt daß dies gewis.
Darum ihr traurigen Gemuͤther,
Die ihr im Gram und Schwermuth liegt,
Be-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="13">
            <l>
              <pb facs="#f0206" n="194"/>
              <fw place="top" type="header">Warhafte Mittel</fw>
            </l><lb/>
            <l>Der dru&#x0364;ke &#x017F;ich die Warheit ein,</l><lb/>
            <l>Was Sichtbar kan verga&#x0364;nglich &#x017F;eyn.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="14">
            <l><hi rendition="#in">W</hi>er nicht im Kummer will verzagen,</l><lb/>
            <l>Der glaube eine Vor&#x017F;ehung,</l><lb/>
            <l>Die weiß und kennet un&#x017F;te Plagen,</l><lb/>
            <l>Die &#x017F;chaffet uns auch Linderung,</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;chenket uns den Freuden-Wein,</l><lb/>
            <l>Jn einem Thra&#x0364;nen-Becher ein.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="15">
            <l><hi rendition="#in">W</hi>as uns auf die&#x017F;er Welt begegnet,</l><lb/>
            <l>Das nu&#x0364;zzet in der Ewigkeit;</l><lb/>
            <l>Was &#x017F;chadts dem Akker wens drauf regnet?</l><lb/>
            <l>Es dient zur guten Erndte-Zeit:</l><lb/>
            <l>So auch wer freudig erndten will,</l><lb/>
            <l>Der bleibe hier in Thra&#x0364;nen &#x017F;till.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="16">
            <l><hi rendition="#in">M</hi>an muß in Leiden die&#x017F;er Zeiten,</l><lb/>
            <l>Jm Glauben auf das Ku&#x0364;nfftge &#x017F;ehn,</l><lb/>
            <l>Was <hi rendition="#fr">GOtt</hi> uns wird vor Lu&#x017F;t bereiten,</l><lb/>
            <l>Jn Salems hellge&#x017F;tirnten Ho&#x0364;hn;</l><lb/>
            <l>So wird das bange Herz verkla&#x0364;rt,</l><lb/>
            <l>Wenn es von Kummer wird be&#x017F;chwert.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="17">
            <l><hi rendition="#in">M</hi>an muß was Zeitlich i&#x017F;t bedenken,</l><lb/>
            <l>Wie bald da&#x017F;&#x017F;elbige vergeht,</l><lb/>
            <l>Das Herze auf das Ewge lenken,</l><lb/>
            <l>Das ohne Aenderung be&#x017F;teht:</l><lb/>
            <l>Es &#x017F;chwindet alle Ku&#x0364;mmerniß,</l><lb/>
            <l>So bald man gla&#x0364;ubt daß dies gewis.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="18">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>arum ihr traurigen Gemu&#x0364;ther,</l><lb/>
            <l>Die ihr im Gram und Schwermuth liegt,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Be-</fw><lb/></l>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[194/0206] Warhafte Mittel Der druͤke ſich die Warheit ein, Was Sichtbar kan vergaͤnglich ſeyn. Wer nicht im Kummer will verzagen, Der glaube eine Vorſehung, Die weiß und kennet unſte Plagen, Die ſchaffet uns auch Linderung, Und ſchenket uns den Freuden-Wein, Jn einem Thraͤnen-Becher ein. Was uns auf dieſer Welt begegnet, Das nuͤzzet in der Ewigkeit; Was ſchadts dem Akker wens drauf regnet? Es dient zur guten Erndte-Zeit: So auch wer freudig erndten will, Der bleibe hier in Thraͤnen ſtill. Man muß in Leiden dieſer Zeiten, Jm Glauben auf das Kuͤnfftge ſehn, Was GOtt uns wird vor Luſt bereiten, Jn Salems hellgeſtirnten Hoͤhn; So wird das bange Herz verklaͤrt, Wenn es von Kummer wird beſchwert. Man muß was Zeitlich iſt bedenken, Wie bald daſſelbige vergeht, Das Herze auf das Ewge lenken, Das ohne Aenderung beſteht: Es ſchwindet alle Kuͤmmerniß, So bald man glaͤubt daß dies gewis. Darum ihr traurigen Gemuͤther, Die ihr im Gram und Schwermuth liegt, Be-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/206
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/206>, abgerufen am 22.12.2024.