Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.
So bald ein Volk nur was verbrochen, Den Grenzstein Fingerlang verrükt, So ward die That durch Krieg gerochen, Ein Heer mit Waffen ausgeschikt; Um einem Fusbreit von der Erden, Mußt Menschen Blut vergossen werden. O! was vor Blut ist nicht vergossen So lang die Erde auferbaut: Wie viele Ströme sind geflossen, Vor deren Anblik man auch graut, Wenn wir in den Geschichten lesen, Wo Schlachtungs-Felder sind gewesen! Was vor ein Anblik wenn die Spizzen Von Schwerdtern durch einander gehn, Wenn Schlag auf Schlag, wenn Bliz auf Blizen, Sich schwirrend durch einander drehn, Und wenn die schäumenden Schwadronen, Sich schlagen um die Sieges-Kronen. Wie kan man bei dem Anblik glauben, Daß dieses edle Menschen seyn, Die sich das theure Leben rauben, Um einen eingebildten Schein? Man glaubte leichter daß es Bären, Als daß es wahre Menschen wären. O! welch ein jämmerlich Gehäule, Ent-
So bald ein Volk nur was verbrochen, Den Grenzſtein Fingerlang verruͤkt, So ward die That durch Krieg gerochen, Ein Heer mit Waffen ausgeſchikt; Um einem Fusbreit von der Erden, Mußt Menſchen Blut vergoſſen werden. O! was vor Blut iſt nicht vergoſſen So lang die Erde auferbaut: Wie viele Stroͤme ſind gefloſſen, Vor deren Anblik man auch graut, Wenn wir in den Geſchichten leſen, Wo Schlachtungs-Felder ſind geweſen! Was vor ein Anblik wenn die Spizzen Von Schwerdtern durch einander gehn, Wenn Schlag auf Schlag, wenn Bliz auf Blizen, Sich ſchwirrend durch einander drehn, Und wenn die ſchaͤumenden Schwadronen, Sich ſchlagen um die Sieges-Kronen. Wie kan man bei dem Anblik glauben, Daß dieſes edle Menſchen ſeyn, Die ſich das theure Leben rauben, Um einen eingebildten Schein? Man glaubte leichter daß es Baͤren, Als daß es wahre Menſchen waͤren. O! welch ein jaͤmmerlich Gehaͤule, Ent-
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Der Krieg.
Die Wuth verſchlang die Reich und Laͤnder:
Wenn dieſer, jenen Held geſtuͤrzt:
So kam ein maͤchtger Alexander,
Und ſtuͤrzte ſie drauf miteinander.
So bald ein Volk nur was verbrochen,
Den Grenzſtein Fingerlang verruͤkt,
So ward die That durch Krieg gerochen,
Ein Heer mit Waffen ausgeſchikt;
Um einem Fusbreit von der Erden,
Mußt Menſchen Blut vergoſſen werden.
O! was vor Blut iſt nicht vergoſſen
So lang die Erde auferbaut:
Wie viele Stroͤme ſind gefloſſen,
Vor deren Anblik man auch graut,
Wenn wir in den Geſchichten leſen,
Wo Schlachtungs-Felder ſind geweſen!
Was vor ein Anblik wenn die Spizzen
Von Schwerdtern durch einander gehn,
Wenn Schlag auf Schlag, wenn Bliz auf Blizen,
Sich ſchwirrend durch einander drehn,
Und wenn die ſchaͤumenden Schwadronen,
Sich ſchlagen um die Sieges-Kronen.
Wie kan man bei dem Anblik glauben,
Daß dieſes edle Menſchen ſeyn,
Die ſich das theure Leben rauben,
Um einen eingebildten Schein?
Man glaubte leichter daß es Baͤren,
Als daß es wahre Menſchen waͤren.
O! welch ein jaͤmmerlich Gehaͤule,
Ent-
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