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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.

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Der Krieg.

Entstehet auf der Lagerstat,
Wenn so viel tausend durch die Beile,
Der Krieg zerfezt, verstümmelt hat:
Wenn diese todt, und jene wimmeln,
Wie Würmer in dem Blute krimmeln!

Wenn dieser rufft, das GOtt erbarme!
Es hat mich die erfochtne Schlacht,
Um meine ausgestrekten Arme
Um mein gesundes Bein gebracht:
So kan man was der Krieg vor Wehen
Zu weg bringt, nicht ohn Thränen sehen.
Wie ist es müglich könt man denken,
Daß man die Menschligkeit vergißt,
Daß man sich sucht in Blut zu tränken,
Darin des Bruders Leben fließt:
Wo bleiben da, die reinen Triebe
Der eingepflanzten Menschenliebe?
Vielleicht hat nur in alten Zeiten,
Der Haß die Wilden angeflammt,
Das unvernünfftig zu bestreiten,
Was ihre Wuth zum Todt verdammt,
Es sind woll keine Krieges-Schaaren,
Als bei den grausamsten Barbaren?
O! nein! die grossen Erden-Götter,
Die Thronen in der Christenheit,
Vergnügen sich beim Krieges-Wetter,
Auch noch in einer neuen Zeit,
Wo wir im hellen Lichte sehen,
Wie man mit Menschen muß umgehen.
Seid

Der Krieg.

Entſtehet auf der Lagerſtat,
Wenn ſo viel tauſend durch die Beile,
Der Krieg zerfezt, verſtuͤmmelt hat:
Wenn dieſe todt, und jene wimmeln,
Wie Wuͤrmer in dem Blute krimmeln!

Wenn dieſer rufft, das GOtt erbarme!
Es hat mich die erfochtne Schlacht,
Um meine ausgeſtrekten Arme
Um mein geſundes Bein gebracht:
So kan man was der Krieg vor Wehen
Zu weg bringt, nicht ohn Thraͤnen ſehen.
Wie iſt es muͤglich koͤnt man denken,
Daß man die Menſchligkeit vergißt,
Daß man ſich ſucht in Blut zu traͤnken,
Darin des Bruders Leben fließt:
Wo bleiben da, die reinen Triebe
Der eingepflanzten Menſchenliebe?
Vielleicht hat nur in alten Zeiten,
Der Haß die Wilden angeflammt,
Das unvernuͤnfftig zu beſtreiten,
Was ihre Wuth zum Todt verdammt,
Es ſind woll keine Krieges-Schaaren,
Als bei den grauſamſten Barbaren?
O! nein! die groſſen Erden-Goͤtter,
Die Thronen in der Chriſtenheit,
Vergnuͤgen ſich beim Krieges-Wetter,
Auch noch in einer neuen Zeit,
Wo wir im hellen Lichte ſehen,
Wie man mit Menſchen muß umgehen.
Seid
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[219/0231] Der Krieg. Entſtehet auf der Lagerſtat, Wenn ſo viel tauſend durch die Beile, Der Krieg zerfezt, verſtuͤmmelt hat: Wenn dieſe todt, und jene wimmeln, Wie Wuͤrmer in dem Blute krimmeln! Wenn dieſer rufft, das GOtt erbarme! Es hat mich die erfochtne Schlacht, Um meine ausgeſtrekten Arme Um mein geſundes Bein gebracht: So kan man was der Krieg vor Wehen Zu weg bringt, nicht ohn Thraͤnen ſehen. Wie iſt es muͤglich koͤnt man denken, Daß man die Menſchligkeit vergißt, Daß man ſich ſucht in Blut zu traͤnken, Darin des Bruders Leben fließt: Wo bleiben da, die reinen Triebe Der eingepflanzten Menſchenliebe? Vielleicht hat nur in alten Zeiten, Der Haß die Wilden angeflammt, Das unvernuͤnfftig zu beſtreiten, Was ihre Wuth zum Todt verdammt, Es ſind woll keine Krieges-Schaaren, Als bei den grauſamſten Barbaren? O! nein! die groſſen Erden-Goͤtter, Die Thronen in der Chriſtenheit, Vergnuͤgen ſich beim Krieges-Wetter, Auch noch in einer neuen Zeit, Wo wir im hellen Lichte ſehen, Wie man mit Menſchen muß umgehen. Seid

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/231>, abgerufen am 22.12.2024.