Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Krieg.
Da liegen sie die Schrekgesichter,
Davor die Raserei erschrikt;
Daß Herz der ärgsten Bösewichter,
Wird weich, wenn es daselbst erblikt,
Wie scheußlich durch das grimge Morden,
Die jezt entseelten Krieger worden.
Verfluchter Ort! wo sie gesunken,
Und wo die Erde so viel Blut,
Von Menschen häuffig eingetrunken,
Und wo die wilde Krieges Wuth,
Da wo die Körner ausgesäet,
Stat Aehren, Köpfe abgemähet.
Du must zum Denkmal später Tage,
Ein Auffenthalt der Pardel seyn,
Ein öder Ort voll Jammerklage
Der Zihim und der Kaüzelein;
Ein Kirchhoff wo die wilden Eulen,
Wie Schrekgespenster immer heulen.
Besehet hier gewaltge Fürsten!
Was Eigennuz darniederschlägt,
Was euer Herschsucht lechzend Dürsten,
Vor Jammer und vor Noth erregt:
Beschaut die Opfer eurer Staaten
Wie kläglich sind die Heldenthaten?
Wie könnt ihr auf den Menschenknochen,
Der Herrschafft feste Thronen baun,
Gebeine die das Schwerd zerstochen,
Als Säulen eures Reichs anschaun,
Wie
Der Krieg.
Da liegen ſie die Schrekgeſichter,
Davor die Raſerei erſchrikt;
Daß Herz der aͤrgſten Boͤſewichter,
Wird weich, wenn es daſelbſt erblikt,
Wie ſcheußlich durch das grimge Morden,
Die jezt entſeelten Krieger worden.
Verfluchter Ort! wo ſie geſunken,
Und wo die Erde ſo viel Blut,
Von Menſchen haͤuffig eingetrunken,
Und wo die wilde Krieges Wuth,
Da wo die Koͤrner ausgeſaͤet,
Stat Aehren, Koͤpfe abgemaͤhet.
Du muſt zum Denkmal ſpaͤter Tage,
Ein Auffenthalt der Pardel ſeyn,
Ein oͤder Ort voll Jammerklage
Der Zihim und der Kauͤzelein;
Ein Kirchhoff wo die wilden Eulen,
Wie Schrekgeſpenſter immer heulen.
Beſehet hier gewaltge Fuͤrſten!
Was Eigennuz darniederſchlaͤgt,
Was euer Herſchſucht lechzend Duͤrſten,
Vor Jammer und vor Noth erregt:
Beſchaut die Opfer eurer Staaten
Wie klaͤglich ſind die Heldenthaten?
Wie koͤnnt ihr auf den Menſchenknochen,
Der Herrſchafft feſte Thronen baun,
Gebeine die das Schwerd zerſtochen,
Als Saͤulen eures Reichs anſchaun,
Wie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0238" n="226"/>
          <fw place="top" type="header">Der Krieg.</fw><lb/>
          <lg n="51">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>a liegen &#x017F;ie die Schrekge&#x017F;ichter,</l><lb/>
            <l>Davor die Ra&#x017F;erei er&#x017F;chrikt;</l><lb/>
            <l>Daß Herz der a&#x0364;rg&#x017F;ten Bo&#x0364;&#x017F;ewichter,</l><lb/>
            <l>Wird weich, wenn es da&#x017F;elb&#x017F;t erblikt,</l><lb/>
            <l>Wie &#x017F;cheußlich durch das grimge Morden,</l><lb/>
            <l>Die jezt ent&#x017F;eelten Krieger worden.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="52">
            <l><hi rendition="#in">V</hi>erfluchter Ort! wo &#x017F;ie ge&#x017F;unken,</l><lb/>
            <l>Und wo die Erde &#x017F;o viel Blut,</l><lb/>
            <l>Von Men&#x017F;chen ha&#x0364;uffig eingetrunken,</l><lb/>
            <l>Und wo die wilde Krieges Wuth,</l><lb/>
            <l>Da wo die Ko&#x0364;rner ausge&#x017F;a&#x0364;et,</l><lb/>
            <l>Stat Aehren, Ko&#x0364;pfe abgema&#x0364;het.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="53">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>u mu&#x017F;t zum Denkmal &#x017F;pa&#x0364;ter Tage,</l><lb/>
            <l>Ein Auffenthalt der Pardel &#x017F;eyn,</l><lb/>
            <l>Ein o&#x0364;der Ort voll Jammerklage</l><lb/>
            <l>Der Zihim und der Kau&#x0364;zelein;</l><lb/>
            <l>Ein Kirchhoff wo die wilden Eulen,</l><lb/>
            <l>Wie Schrekge&#x017F;pen&#x017F;ter immer heulen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="54">
            <l><hi rendition="#in">B</hi>e&#x017F;ehet hier gewaltge Fu&#x0364;r&#x017F;ten!</l><lb/>
            <l>Was Eigennuz darnieder&#x017F;chla&#x0364;gt,</l><lb/>
            <l>Was euer Her&#x017F;ch&#x017F;ucht lechzend Du&#x0364;r&#x017F;ten,</l><lb/>
            <l>Vor Jammer und vor Noth erregt:</l><lb/>
            <l>Be&#x017F;chaut die Opfer eurer Staaten</l><lb/>
            <l>Wie kla&#x0364;glich &#x017F;ind die Heldenthaten?</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="55">
            <l><hi rendition="#in">W</hi>ie ko&#x0364;nnt ihr auf den Men&#x017F;chenknochen,</l><lb/>
            <l>Der Herr&#x017F;chafft fe&#x017F;te Thronen baun,</l><lb/>
            <l>Gebeine die das Schwerd zer&#x017F;tochen,</l><lb/>
            <l>Als Sa&#x0364;ulen eures Reichs an&#x017F;chaun,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Wie</fw><lb/></l>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[226/0238] Der Krieg. Da liegen ſie die Schrekgeſichter, Davor die Raſerei erſchrikt; Daß Herz der aͤrgſten Boͤſewichter, Wird weich, wenn es daſelbſt erblikt, Wie ſcheußlich durch das grimge Morden, Die jezt entſeelten Krieger worden. Verfluchter Ort! wo ſie geſunken, Und wo die Erde ſo viel Blut, Von Menſchen haͤuffig eingetrunken, Und wo die wilde Krieges Wuth, Da wo die Koͤrner ausgeſaͤet, Stat Aehren, Koͤpfe abgemaͤhet. Du muſt zum Denkmal ſpaͤter Tage, Ein Auffenthalt der Pardel ſeyn, Ein oͤder Ort voll Jammerklage Der Zihim und der Kauͤzelein; Ein Kirchhoff wo die wilden Eulen, Wie Schrekgeſpenſter immer heulen. Beſehet hier gewaltge Fuͤrſten! Was Eigennuz darniederſchlaͤgt, Was euer Herſchſucht lechzend Duͤrſten, Vor Jammer und vor Noth erregt: Beſchaut die Opfer eurer Staaten Wie klaͤglich ſind die Heldenthaten? Wie koͤnnt ihr auf den Menſchenknochen, Der Herrſchafft feſte Thronen baun, Gebeine die das Schwerd zerſtochen, Als Saͤulen eures Reichs anſchaun, Wie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/238
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/238>, abgerufen am 22.12.2024.