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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.

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Der Krieg.

Wie theur ist nicht der Sieg gegeben,
Es kostet vieler Menschen Leben?

Seht der erschlagnen Helden Hauffen,
Berechnet wie viel solcher gilt;
Seht hier die rothen Ströme lauffen,
Wovon die Wallstat annoch schwillt;
Bedenket die sind euch genommen,
Was habet ihr dafür bekommen?
Ein Land, ein Raum zerstöhrter Erde,
Wo Kümmerniß und Elend wohnt;
Worüber ihr nicht ohn Beschwerde
Bei kummervollen Nächten thront,
Wofür ihr müßt an jeden Morgen,
Bei neuerwachter Unruh sorgen.
O! Krieg du mördrisches Geschikke,
Was bringest du vor Noth der Welt,
O! was vor banges Ungelükke
Dringt durch dein aufgeschlagnes Zelt,
Bei deinen ausgegossnen Flammen,
Kommt alles Elend recht zusammen.
Du reissest durch dein herbes Streiten,
Der Wollfahrt feste Säulen ein,
Du nimmst den Weibern von der Seiten,
Die ihre Schüzer, Nährer seyn,
Du machst daß viele arme Waisen,
Mit Winseln hin und wieder reisen.
Du machst durch Sengen und durch Brennen,
Die Städte zu den Wüstenein,
Du
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Der Krieg.

Wie theur iſt nicht der Sieg gegeben,
Es koſtet vieler Menſchen Leben?

Seht der erſchlagnen Helden Hauffen,
Berechnet wie viel ſolcher gilt;
Seht hier die rothen Stroͤme lauffen,
Wovon die Wallſtat annoch ſchwillt;
Bedenket die ſind euch genommen,
Was habet ihr dafuͤr bekommen?
Ein Land, ein Raum zerſtoͤhrter Erde,
Wo Kuͤmmerniß und Elend wohnt;
Woruͤber ihr nicht ohn Beſchwerde
Bei kummervollen Naͤchten thront,
Wofuͤr ihr muͤßt an jeden Morgen,
Bei neuerwachter Unruh ſorgen.
O! Krieg du moͤrdriſches Geſchikke,
Was bringeſt du vor Noth der Welt,
O! was vor banges Ungeluͤkke
Dringt durch dein aufgeſchlagnes Zelt,
Bei deinen ausgegoſſnen Flammen,
Kommt alles Elend recht zuſammen.
Du reiſſeſt durch dein herbes Streiten,
Der Wollfahrt feſte Saͤulen ein,
Du nimmſt den Weibern von der Seiten,
Die ihre Schuͤzer, Naͤhrer ſeyn,
Du machſt daß viele arme Waiſen,
Mit Winſeln hin und wieder reiſen.
Du machſt durch Sengen und durch Brennen,
Die Staͤdte zu den Wuͤſtenein,
Du
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[227/0239] Der Krieg. Wie theur iſt nicht der Sieg gegeben, Es koſtet vieler Menſchen Leben? Seht der erſchlagnen Helden Hauffen, Berechnet wie viel ſolcher gilt; Seht hier die rothen Stroͤme lauffen, Wovon die Wallſtat annoch ſchwillt; Bedenket die ſind euch genommen, Was habet ihr dafuͤr bekommen? Ein Land, ein Raum zerſtoͤhrter Erde, Wo Kuͤmmerniß und Elend wohnt; Woruͤber ihr nicht ohn Beſchwerde Bei kummervollen Naͤchten thront, Wofuͤr ihr muͤßt an jeden Morgen, Bei neuerwachter Unruh ſorgen. O! Krieg du moͤrdriſches Geſchikke, Was bringeſt du vor Noth der Welt, O! was vor banges Ungeluͤkke Dringt durch dein aufgeſchlagnes Zelt, Bei deinen ausgegoſſnen Flammen, Kommt alles Elend recht zuſammen. Du reiſſeſt durch dein herbes Streiten, Der Wollfahrt feſte Saͤulen ein, Du nimmſt den Weibern von der Seiten, Die ihre Schuͤzer, Naͤhrer ſeyn, Du machſt daß viele arme Waiſen, Mit Winſeln hin und wieder reiſen. Du machſt durch Sengen und durch Brennen, Die Staͤdte zu den Wuͤſtenein, Du P 2

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/239>, abgerufen am 22.12.2024.