Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite

Preis GOttes wegen der

Wie viel tausend Kleinigkeiten
Sind, die die zur Andacht leiten,
Die mit Messern scharf gespizt,
Alle Theile aufgerizt.

Wie viel unzählbahre Hölen
Stekken in dem Schedel nicht,
Jm Gehirn dem Siz der Seelen,
Die ein blosses Augenlicht
Nicht entdekt: doch aber merket,
Wenn den Strahl ein Glas verstärket;
Wie viel kleine Aederlein
Werden noch verborgen seyn?
Wie viel noch verborgne Dinge,
Welche unsichtbahre Glut,
Theilgen die doch nicht geringe,
Schwimmen in dem fetten Blut?
Welch geheimer Lebens-Zunder,
Welche unsichtbahre Wunder,
Sind in rothen Safft verstekt,
Die kein Aug annoch entdekt?
O! wie viele feste Rippen,
Sind ums Eingeweid gepaßt,
Worin als in steinern Klippen,
Ein recht stärkend Mark gefaßt;
Dadurch unser theures Leben,
Als mit Panzern ist umgeben.
Was wird nicht vor manche Haut,
Jn und um uns angeschaut?
Wie

Preis GOttes wegen der

Wie viel tauſend Kleinigkeiten
Sind, die die zur Andacht leiten,
Die mit Meſſern ſcharf geſpizt,
Alle Theile aufgerizt.

Wie viel unzaͤhlbahre Hoͤlen
Stekken in dem Schedel nicht,
Jm Gehirn dem Siz der Seelen,
Die ein bloſſes Augenlicht
Nicht entdekt: doch aber merket,
Wenn den Strahl ein Glas verſtaͤrket;
Wie viel kleine Aederlein
Werden noch verborgen ſeyn?
Wie viel noch verborgne Dinge,
Welche unſichtbahre Glut,
Theilgen die doch nicht geringe,
Schwimmen in dem fetten Blut?
Welch geheimer Lebens-Zunder,
Welche unſichtbahre Wunder,
Sind in rothen Safft verſtekt,
Die kein Aug annoch entdekt?
O! wie viele feſte Rippen,
Sind ums Eingeweid gepaßt,
Worin als in ſteinern Klippen,
Ein recht ſtaͤrkend Mark gefaßt;
Dadurch unſer theures Leben,
Als mit Panzern iſt umgeben.
Was wird nicht vor manche Haut,
Jn und um uns angeſchaut?
Wie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="79">
            <l>
              <pb facs="#f0106" n="90"/>
              <fw place="top" type="header">Preis GOttes wegen der</fw>
            </l><lb/>
            <l>Wie viel tau&#x017F;end Kleinigkeiten</l><lb/>
            <l>Sind, die die zur Andacht leiten,</l><lb/>
            <l>Die mit Me&#x017F;&#x017F;ern &#x017F;charf ge&#x017F;pizt,</l><lb/>
            <l>Alle Theile aufgerizt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="80">
            <l><hi rendition="#in">W</hi>ie viel unza&#x0364;hlbahre Ho&#x0364;len</l><lb/>
            <l>Stekken in dem Schedel nicht,</l><lb/>
            <l>Jm Gehirn dem Siz der Seelen,</l><lb/>
            <l>Die ein blo&#x017F;&#x017F;es Augenlicht</l><lb/>
            <l>Nicht entdekt: doch aber merket,</l><lb/>
            <l>Wenn den Strahl ein Glas ver&#x017F;ta&#x0364;rket;</l><lb/>
            <l>Wie viel kleine Aederlein</l><lb/>
            <l>Werden noch verborgen &#x017F;eyn?</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="81">
            <l><hi rendition="#in">W</hi>ie viel noch verborgne Dinge,</l><lb/>
            <l>Welche un&#x017F;ichtbahre Glut,</l><lb/>
            <l>Theilgen die doch nicht geringe,</l><lb/>
            <l>Schwimmen in dem fetten Blut?</l><lb/>
            <l>Welch geheimer Lebens-Zunder,</l><lb/>
            <l>Welche un&#x017F;ichtbahre Wunder,</l><lb/>
            <l>Sind in rothen Safft ver&#x017F;tekt,</l><lb/>
            <l>Die kein Aug annoch entdekt?</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="82">
            <l><hi rendition="#in">O</hi>! wie viele fe&#x017F;te Rippen,</l><lb/>
            <l>Sind ums Eingeweid gepaßt,</l><lb/>
            <l>Worin als in &#x017F;teinern Klippen,</l><lb/>
            <l>Ein recht &#x017F;ta&#x0364;rkend Mark gefaßt;</l><lb/>
            <l>Dadurch un&#x017F;er theures Leben,</l><lb/>
            <l>Als mit Panzern i&#x017F;t umgeben.</l><lb/>
            <l>Was wird nicht vor manche Haut,</l><lb/>
            <l>Jn und um uns ange&#x017F;chaut?</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Wie</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[90/0106] Preis GOttes wegen der Wie viel tauſend Kleinigkeiten Sind, die die zur Andacht leiten, Die mit Meſſern ſcharf geſpizt, Alle Theile aufgerizt. Wie viel unzaͤhlbahre Hoͤlen Stekken in dem Schedel nicht, Jm Gehirn dem Siz der Seelen, Die ein bloſſes Augenlicht Nicht entdekt: doch aber merket, Wenn den Strahl ein Glas verſtaͤrket; Wie viel kleine Aederlein Werden noch verborgen ſeyn? Wie viel noch verborgne Dinge, Welche unſichtbahre Glut, Theilgen die doch nicht geringe, Schwimmen in dem fetten Blut? Welch geheimer Lebens-Zunder, Welche unſichtbahre Wunder, Sind in rothen Safft verſtekt, Die kein Aug annoch entdekt? O! wie viele feſte Rippen, Sind ums Eingeweid gepaßt, Worin als in ſteinern Klippen, Ein recht ſtaͤrkend Mark gefaßt; Dadurch unſer theures Leben, Als mit Panzern iſt umgeben. Was wird nicht vor manche Haut, Jn und um uns angeſchaut? Wie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/106
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/106>, abgerufen am 23.11.2024.