Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Moralische Betrachtung über den Schnee.
So lehrt mich dieses auch, daß ich nur werde
rein,

Von dem Gewissens Schmuz durch GOttes Gna-
denschein.

Jch wende mich zu dir, HErr Himmels und der Er-
den!

Durch dich kan jeder Mensch der Blutroth Schneeweiß
werden, (*)

Jch traue deinem Wort, ich kom in Buß zu dir,
Jch nehme Christi Blut, das reinigt für und für.
Wollan ich bin nun rein, in der Erlößten Or-
den,

Durch deiner Gnaden Licht so weis als Schnee ge-
worden:

Und leb ich ferner from, da die Gerechtigkeit
Des Heilands, mich geschmükt mit seinem Unschulds-
Kleid;

So ist mein ganzes Thun, als unbeflekt zu se-
hen,

So wird mein Tugendschein mich vor der Welt er
höhen.

Allein bewahre mich vor aller Prahlerei,
Flöß mir stets in den Sinn daß ich ein Mensche
sey,

Ein schwarzer Erdenklos, ein Schneeklump der nicht
strahlet,

Wenn ihn des Himmels Licht mit seinen Schein nicht
mahlet.

Jhr Heuchler die ihr euch bei euren Glanz nicht
kennt,

Und von gemahlten Licht zwar scheinet, doch nicht
brennt,

Jhr
(*) Es c. I. 18.
G 3
Moraliſche Betrachtung uͤber den Schnee.
So lehrt mich dieſes auch, daß ich nur werde
rein,

Von dem Gewiſſens Schmuz durch GOttes Gna-
denſchein.

Jch wende mich zu dir, HErr Himmels und der Er-
den!

Durch dich kan jeder Menſch der Blutroth Schneeweiß
werden, (*)

Jch traue deinem Wort, ich kom in Buß zu dir,
Jch nehme Chriſti Blut, das reinigt fuͤr und fuͤr.
Wollan ich bin nun rein, in der Erloͤßten Or-
den,

Durch deiner Gnaden Licht ſo weis als Schnee ge-
worden:

Und leb ich ferner from, da die Gerechtigkeit
Des Heilands, mich geſchmuͤkt mit ſeinem Unſchulds-
Kleid;

So iſt mein ganzes Thun, als unbeflekt zu ſe-
hen,

So wird mein Tugendſchein mich vor der Welt er
hoͤhen.

Allein bewahre mich vor aller Prahlerei,
Floͤß mir ſtets in den Sinn daß ich ein Menſche
ſey,

Ein ſchwarzer Erdenklos, ein Schneeklump der nicht
ſtrahlet,

Wenn ihn des Himmels Licht mit ſeinen Schein nicht
mahlet.

Jhr Heuchler die ihr euch bei euren Glanz nicht
kennt,

Und von gemahlten Licht zwar ſcheinet, doch nicht
brennt,

Jhr
(*) Eſ c. I. 18.
G 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0117" n="101"/>
          <fw place="top" type="header">Morali&#x017F;che Betrachtung u&#x0364;ber den Schnee.</fw><lb/>
          <l>So lehrt mich die&#x017F;es auch, daß ich nur werde<lb/><hi rendition="#et">rein,</hi></l><lb/>
          <l>Von dem Gewi&#x017F;&#x017F;ens Schmuz durch <hi rendition="#fr">GOttes</hi> Gna-<lb/><hi rendition="#et">den&#x017F;chein.</hi></l><lb/>
          <l>Jch wende mich zu dir, HErr Himmels und der Er-<lb/><hi rendition="#et">den!</hi></l><lb/>
          <l>Durch dich kan jeder Men&#x017F;ch der Blutroth Schneeweiß<lb/><hi rendition="#et">werden, <note place="foot" n="(*)">E&#x017F; c. <hi rendition="#aq">I.</hi> 18.</note></hi></l><lb/>
          <l>Jch traue deinem Wort, ich kom in Buß zu dir,</l><lb/>
          <l>Jch nehme Chri&#x017F;ti Blut, das reinigt fu&#x0364;r und fu&#x0364;r.</l><lb/>
          <l>Wollan ich bin nun rein, in der Erlo&#x0364;ßten Or-<lb/><hi rendition="#et">den,</hi></l><lb/>
          <l>Durch deiner Gnaden Licht &#x017F;o weis als Schnee ge-<lb/><hi rendition="#et">worden:</hi></l><lb/>
          <l>Und leb ich ferner from, da die Gerechtigkeit</l><lb/>
          <l>Des Heilands, mich ge&#x017F;chmu&#x0364;kt mit &#x017F;einem Un&#x017F;chulds-<lb/><hi rendition="#et">Kleid;</hi></l><lb/>
          <l>So i&#x017F;t mein ganzes Thun, als unbeflekt zu &#x017F;e-<lb/><hi rendition="#et">hen,</hi></l><lb/>
          <l>So wird mein Tugend&#x017F;chein mich vor der Welt er<lb/><hi rendition="#et">ho&#x0364;hen.</hi></l><lb/>
          <l>Allein bewahre mich vor aller Prahlerei,</l><lb/>
          <l>Flo&#x0364;ß mir &#x017F;tets in den Sinn daß ich ein Men&#x017F;che<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;ey,</hi></l><lb/>
          <l>Ein &#x017F;chwarzer Erdenklos, ein Schneeklump der nicht<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;trahlet,</hi></l><lb/>
          <l>Wenn ihn des Himmels Licht mit &#x017F;einen Schein nicht<lb/><hi rendition="#et">mahlet.</hi></l><lb/>
          <l>Jhr Heuchler die ihr euch bei euren Glanz nicht<lb/><hi rendition="#et">kennt,</hi></l><lb/>
          <l>Und von gemahlten Licht zwar &#x017F;cheinet, doch nicht<lb/><hi rendition="#et">brennt,</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">G 3</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Jhr</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[101/0117] Moraliſche Betrachtung uͤber den Schnee. So lehrt mich dieſes auch, daß ich nur werde rein, Von dem Gewiſſens Schmuz durch GOttes Gna- denſchein. Jch wende mich zu dir, HErr Himmels und der Er- den! Durch dich kan jeder Menſch der Blutroth Schneeweiß werden, (*) Jch traue deinem Wort, ich kom in Buß zu dir, Jch nehme Chriſti Blut, das reinigt fuͤr und fuͤr. Wollan ich bin nun rein, in der Erloͤßten Or- den, Durch deiner Gnaden Licht ſo weis als Schnee ge- worden: Und leb ich ferner from, da die Gerechtigkeit Des Heilands, mich geſchmuͤkt mit ſeinem Unſchulds- Kleid; So iſt mein ganzes Thun, als unbeflekt zu ſe- hen, So wird mein Tugendſchein mich vor der Welt er hoͤhen. Allein bewahre mich vor aller Prahlerei, Floͤß mir ſtets in den Sinn daß ich ein Menſche ſey, Ein ſchwarzer Erdenklos, ein Schneeklump der nicht ſtrahlet, Wenn ihn des Himmels Licht mit ſeinen Schein nicht mahlet. Jhr Heuchler die ihr euch bei euren Glanz nicht kennt, Und von gemahlten Licht zwar ſcheinet, doch nicht brennt, Jhr (*) Eſ c. I. 18. G 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/117
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/117>, abgerufen am 23.11.2024.