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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.

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Die Weisheit und Güte GOttes
Die weise Vorsehung hat jedem Glied gezeiget,
Wie sehr uns seine Huld zu unsern Wohl genei-
get:

Es kan ein jeder Sinn uns überzeugend lehrn:
Wie wir auch schuldig seyn, den Schöpfer zu verehrn.
Dafür, daß er uns hat zu dem vergnügten Leben,
Gesicht, Gehör, Geschmak, Geruch, Gefühl ge-
geben.

O! kläglicher Beweis der Unempfindlichkeit,
Daß wir so undankbahr, indem uns GOtt er-
freut

Mit seiner Wundergüt; mit seinen grossen Gaben,
Daß wir dennoch dabei ein Fühllos Herze haben.
Wer denket wohl daran, daß es sey unsre Pflicht
Mit dankbahren Gemüt, für Ohren und Gesicht,
Für dem Geruch, Geschmak, dem Gütigen, All-
weisen,

Und auch für das Gefühl zu loben und zu preisen?
Der Mensch erkennet nicht das Gute was er spürt,
Er denkt niemahls daran, bis daß er es verliehrt.
Wenn sich das Augenlicht mit schwarzer Haut ver-
hüllet,

Ein eiternd faules Naß aus dessen Hölen quillet;
Und wenn der Jahre Last der Nerven Krafft ent-
spannt,

Und er nicht hören kan; so wird es erst erkannt,
Wie glüklich er gewest, befreit von allen Plagen,
An Sinnen unverlezt, in den gesunden Tagen.
Erkenne doch o Mensch! so lange dir nichts fehlt,
Wie Leib und Seele sey durchs Sinnenband ver-
mählt,

Und wie du schuldig seist, zu deines Schöpfers Ehren
Zu schmekken, riechen, sehn, zu fühlen und zu hö-
ren.

Und
Die Weisheit und Guͤte GOttes
Die weiſe Vorſehung hat jedem Glied gezeiget,
Wie ſehr uns ſeine Huld zu unſern Wohl genei-
get:

Es kan ein jeder Sinn uns uͤberzeugend lehrn:
Wie wir auch ſchuldig ſeyn, den Schoͤpfer zu verehrn.
Dafuͤr, daß er uns hat zu dem vergnuͤgten Leben,
Geſicht, Gehoͤr, Geſchmak, Geruch, Gefuͤhl ge-
geben.

O! klaͤglicher Beweis der Unempfindlichkeit,
Daß wir ſo undankbahr, indem uns GOtt er-
freut

Mit ſeiner Wunderguͤt; mit ſeinen groſſen Gaben,
Daß wir dennoch dabei ein Fuͤhllos Herze haben.
Wer denket wohl daran, daß es ſey unſre Pflicht
Mit dankbahren Gemuͤt, fuͤr Ohren und Geſicht,
Fuͤr dem Geruch, Geſchmak, dem Guͤtigen, All-
weiſen,

Und auch fuͤr das Gefuͤhl zu loben und zu preiſen?
Der Menſch erkennet nicht das Gute was er ſpuͤrt,
Er denkt niemahls daran, bis daß er es verliehrt.
Wenn ſich das Augenlicht mit ſchwarzer Haut ver-
huͤllet,

Ein eiternd faules Naß aus deſſen Hoͤlen quillet;
Und wenn der Jahre Laſt der Nerven Krafft ent-
ſpannt,

Und er nicht hoͤren kan; ſo wird es erſt erkannt,
Wie gluͤklich er geweſt, befreit von allen Plagen,
An Sinnen unverlezt, in den geſunden Tagen.
Erkenne doch o Menſch! ſo lange dir nichts fehlt,
Wie Leib und Seele ſey durchs Sinnenband ver-
maͤhlt,

Und wie du ſchuldig ſeiſt, zu deines Schoͤpfers Ehren
Zu ſchmekken, riechen, ſehn, zu fuͤhlen und zu hoͤ-
ren.

Und
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[116/0132] Die Weisheit und Guͤte GOttes Die weiſe Vorſehung hat jedem Glied gezeiget, Wie ſehr uns ſeine Huld zu unſern Wohl genei- get: Es kan ein jeder Sinn uns uͤberzeugend lehrn: Wie wir auch ſchuldig ſeyn, den Schoͤpfer zu verehrn. Dafuͤr, daß er uns hat zu dem vergnuͤgten Leben, Geſicht, Gehoͤr, Geſchmak, Geruch, Gefuͤhl ge- geben. O! klaͤglicher Beweis der Unempfindlichkeit, Daß wir ſo undankbahr, indem uns GOtt er- freut Mit ſeiner Wunderguͤt; mit ſeinen groſſen Gaben, Daß wir dennoch dabei ein Fuͤhllos Herze haben. Wer denket wohl daran, daß es ſey unſre Pflicht Mit dankbahren Gemuͤt, fuͤr Ohren und Geſicht, Fuͤr dem Geruch, Geſchmak, dem Guͤtigen, All- weiſen, Und auch fuͤr das Gefuͤhl zu loben und zu preiſen? Der Menſch erkennet nicht das Gute was er ſpuͤrt, Er denkt niemahls daran, bis daß er es verliehrt. Wenn ſich das Augenlicht mit ſchwarzer Haut ver- huͤllet, Ein eiternd faules Naß aus deſſen Hoͤlen quillet; Und wenn der Jahre Laſt der Nerven Krafft ent- ſpannt, Und er nicht hoͤren kan; ſo wird es erſt erkannt, Wie gluͤklich er geweſt, befreit von allen Plagen, An Sinnen unverlezt, in den geſunden Tagen. Erkenne doch o Menſch! ſo lange dir nichts fehlt, Wie Leib und Seele ſey durchs Sinnenband ver- maͤhlt, Und wie du ſchuldig ſeiſt, zu deines Schoͤpfers Ehren Zu ſchmekken, riechen, ſehn, zu fuͤhlen und zu hoͤ- ren. Und

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/132>, abgerufen am 18.05.2024.