Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.
Und wie sichtbahr wird die Güte, Dem bewundernden Gemüthe Das der Ohren Nuz erwegt. Würd uns das Gehöre fehlen, So blieb vieles unsrer Seelen, Unbemerkt, was in sich hegt Das Naturreich; viele Lust, Blieb uns ewig unbewust. Alsdenn blieben die Gedanken Unsers Geistes in den Schranken, Darin sie verstekket seyn; Und wir müsten das Begehren Unsers Herzens, nur erklären, Durch der Augen Strahl und Schein: Und so bliebe dem Verstand, Dennoch vieles unbekannt. Welch Vergnügen, welch Ergözzen, Das nie hoch genug zu schäzzen, Wird verspüret durch das Ohr? Welche Lust kan uns das Singen, Der beliebten Vögel bringen, Wenn ihr muntres Sänger Chor, Durch den angenehmen Schall, Füllt die Lufft und Berg und Thal. Wel- Vierter Theil. M
Und wie ſichtbahr wird die Guͤte, Dem bewundernden Gemuͤthe Das der Ohren Nuz erwegt. Wuͤrd uns das Gehoͤre fehlen, So blieb vieles unſrer Seelen, Unbemerkt, was in ſich hegt Das Naturreich; viele Luſt, Blieb uns ewig unbewuſt. Alsdenn blieben die Gedanken Unſers Geiſtes in den Schranken, Darin ſie verſtekket ſeyn; Und wir muͤſten das Begehren Unſers Herzens, nur erklaͤren, Durch der Augen Strahl und Schein: Und ſo bliebe dem Verſtand, Dennoch vieles unbekannt. Welch Vergnuͤgen, welch Ergoͤzzen, Das nie hoch genug zu ſchaͤzzen, Wird verſpuͤret durch das Ohr? Welche Luſt kan uns das Singen, Der beliebten Voͤgel bringen, Wenn ihr muntres Saͤnger Chor, Durch den angenehmen Schall, Fuͤllt die Lufft und Berg und Thal. Wel- Vierter Theil. M
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Das Ohr als ein kuͤnſtliches Meiſterſtuͤkke.
Wird derſelben Zwek bemerken;
Der hat auch zugleich erblikt,
An derſelben Einrichtung,
Seine weiſe Vorſehung.
Und wie ſichtbahr wird die Guͤte,
Dem bewundernden Gemuͤthe
Das der Ohren Nuz erwegt.
Wuͤrd uns das Gehoͤre fehlen,
So blieb vieles unſrer Seelen,
Unbemerkt, was in ſich hegt
Das Naturreich; viele Luſt,
Blieb uns ewig unbewuſt.
Alsdenn blieben die Gedanken
Unſers Geiſtes in den Schranken,
Darin ſie verſtekket ſeyn;
Und wir muͤſten das Begehren
Unſers Herzens, nur erklaͤren,
Durch der Augen Strahl und Schein:
Und ſo bliebe dem Verſtand,
Dennoch vieles unbekannt.
Welch Vergnuͤgen, welch Ergoͤzzen,
Das nie hoch genug zu ſchaͤzzen,
Wird verſpuͤret durch das Ohr?
Welche Luſt kan uns das Singen,
Der beliebten Voͤgel bringen,
Wenn ihr muntres Saͤnger Chor,
Durch den angenehmen Schall,
Fuͤllt die Lufft und Berg und Thal.
Wel-
Vierter Theil. M
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