Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.Ein Buch mit welken Blumen Blättern. Ein Buch mit welken Blumen Blättern. Antophilus war stets gewohnt, der Blu- men Schönheit zu betrachten; Und sie als Kinder der Natur, als GOttes Werke hoch zu achten. Er sahe aber auch dabei, daß dieses bunt gemahlte Heer, Ein Sinnbild der Vergänglichkeit, von einer kur- zen Dauer wär. Er wünschte diese Sinnenlust, sich an den wohl ge- wachsnen Gaben, Auch gerne zu der Winterszeit bey einem strengen Frost zu laben. Die Regeln der Natur sind fest, die Zeit bleibt vol- ler Aenderung, Und nach der Jahres Zeitenlauf, erfolgt auch die Verwandelung, An Blumen die in Gärten blühn. Der Herbstwind der von Norden hauchet, Verdorrt der Blumen Herrlichkeit, die vor den Winter noch verrauchet; Der Schnee verdekt der Blumen Gold, begräbt der Farben bunten Schein, Und hüllt die Kinder der Natur in lauter Todten Schleier ein, An-
Ein Buch mit welken Blumen Blaͤttern. Ein Buch mit welken Blumen Blaͤttern. Antophilus war ſtets gewohnt, der Blu- men Schoͤnheit zu betrachten; Und ſie als Kinder der Natur, als GOttes Werke hoch zu achten. Er ſahe aber auch dabei, daß dieſes bunt gemahlte Heer, Ein Sinnbild der Vergaͤnglichkeit, von einer kur- zen Dauer waͤr. Er wuͤnſchte dieſe Sinnenluſt, ſich an den wohl ge- wachsnen Gaben, Auch gerne zu der Winterszeit bey einem ſtrengen Froſt zu laben. Die Regeln der Natur ſind feſt, die Zeit bleibt vol- ler Aenderung, Und nach der Jahres Zeitenlauf, erfolgt auch die Verwandelung, An Blumen die in Gaͤrten bluͤhn. Der Herbſtwind der von Norden hauchet, Verdorrt der Blumen Herrlichkeit, die vor den Winter noch verrauchet; Der Schnee verdekt der Blumen Gold, begraͤbt der Farben bunten Schein, Und huͤllt die Kinder der Natur in lauter Todten Schleier ein, An-
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Ein Buch mit welken Blumen Blaͤttern.
Ein Buch mit welken Blumen
Blaͤttern.
Antophilus war ſtets gewohnt, der Blu-
men Schoͤnheit zu betrachten;
Und ſie als Kinder der Natur, als
GOttes Werke hoch zu achten.
Er ſahe aber auch dabei, daß dieſes bunt gemahlte
Heer,
Ein Sinnbild der Vergaͤnglichkeit, von einer kur-
zen Dauer waͤr.
Er wuͤnſchte dieſe Sinnenluſt, ſich an den wohl ge-
wachsnen Gaben,
Auch gerne zu der Winterszeit bey einem ſtrengen
Froſt zu laben.
Die Regeln der Natur ſind feſt, die Zeit bleibt vol-
ler Aenderung,
Und nach der Jahres Zeitenlauf, erfolgt auch die
Verwandelung,
An Blumen die in Gaͤrten bluͤhn. Der Herbſtwind
der von Norden hauchet,
Verdorrt der Blumen Herrlichkeit, die vor den
Winter noch verrauchet;
Der Schnee verdekt der Blumen Gold, begraͤbt
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