Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Der grösseste Held.
Der grösseste Held.
Die grossen Fürsten miteinander,
Pompejus, Cäsar, Alexander,
Die fast die halbe Welt bekriegt,
Und Land und Völker gnug be-
siegt,

Die nennt man wunderbahre Helden,
Wie uns der Zeit Geschichte melden.
Allein sieht man die Thaten an,
So haben sie sonst nichts gethan,
Als durch die Kriegrischen Soldaten,
Verwüstet die gebauten Staaten.
Die Ehre war ihr größtes Gut,
Jhr Lorbeer wächset nur im Blut;
Sie sind durch Rauben, Plündern, Mor-
den,

Durch Grausamkeit zu Helden worden.
Sie scheinen gros, und sind doch klein,
Weil sie offt arme Sclaven seyn,
Die, wenn sie sich mit Ruhm bekrönen,
Den stärksten Leidenschaften fröhnen.
Was ist es, wenn des Philipps Sohn,
Auf Menschen Knochen baut den Thron,
Und da er fast die Welt besieget,
Als Knecht in Wollust-Ketten lieget?
Der
Der groͤſſeſte Held.
Der groͤſſeſte Held.
Die groſſen Fuͤrſten miteinander,
Pompejus, Caͤſar, Alexander,
Die faſt die halbe Welt bekriegt,
Und Land und Voͤlker gnug be-
ſiegt,

Die nennt man wunderbahre Helden,
Wie uns der Zeit Geſchichte melden.
Allein ſieht man die Thaten an,
So haben ſie ſonſt nichts gethan,
Als durch die Kriegriſchen Soldaten,
Verwuͤſtet die gebauten Staaten.
Die Ehre war ihr groͤßtes Gut,
Jhr Lorbeer waͤchſet nur im Blut;
Sie ſind durch Rauben, Pluͤndern, Mor-
den,

Durch Grauſamkeit zu Helden worden.
Sie ſcheinen gros, und ſind doch klein,
Weil ſie offt arme Sclaven ſeyn,
Die, wenn ſie ſich mit Ruhm bekroͤnen,
Den ſtaͤrkſten Leidenſchaften froͤhnen.
Was iſt es, wenn des Philipps Sohn,
Auf Menſchen Knochen baut den Thron,
Und da er faſt die Welt beſieget,
Als Knecht in Wolluſt-Ketten lieget?
Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0239" n="223"/>
      <fw place="top" type="header">Der gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;te Held.</fw><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Der gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;te Held.</hi> </head><lb/>
        <lg type="poem">
          <l><hi rendition="#in">D</hi>ie gro&#x017F;&#x017F;en Fu&#x0364;r&#x017F;ten miteinander,</l><lb/>
          <l>Pompejus, Ca&#x0364;&#x017F;ar, Alexander,</l><lb/>
          <l>Die fa&#x017F;t die halbe Welt bekriegt,</l><lb/>
          <l>Und Land und Vo&#x0364;lker gnug be-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;iegt,</hi></l><lb/>
          <l>Die nennt man wunderbahre Helden,</l><lb/>
          <l>Wie uns der Zeit Ge&#x017F;chichte melden.</l><lb/>
          <l>Allein &#x017F;ieht man die Thaten an,</l><lb/>
          <l>So haben &#x017F;ie &#x017F;on&#x017F;t nichts gethan,</l><lb/>
          <l>Als durch die Kriegri&#x017F;chen Soldaten,</l><lb/>
          <l>Verwu&#x0364;&#x017F;tet die gebauten Staaten.</l><lb/>
          <l>Die Ehre war ihr gro&#x0364;ßtes Gut,</l><lb/>
          <l>Jhr Lorbeer wa&#x0364;ch&#x017F;et nur im Blut;</l><lb/>
          <l>Sie &#x017F;ind durch Rauben, Plu&#x0364;ndern, Mor-<lb/><hi rendition="#et">den,</hi></l><lb/>
          <l>Durch Grau&#x017F;amkeit zu Helden worden.</l><lb/>
          <l>Sie &#x017F;cheinen gros, und &#x017F;ind doch klein,</l><lb/>
          <l>Weil &#x017F;ie offt arme Sclaven &#x017F;eyn,</l><lb/>
          <l>Die, wenn &#x017F;ie &#x017F;ich mit Ruhm bekro&#x0364;nen,</l><lb/>
          <l>Den &#x017F;ta&#x0364;rk&#x017F;ten Leiden&#x017F;chaften fro&#x0364;hnen.</l><lb/>
          <l>Was i&#x017F;t es, wenn des Philipps Sohn,</l><lb/>
          <l>Auf Men&#x017F;chen Knochen baut den Thron,</l><lb/>
          <l>Und da er fa&#x017F;t die Welt be&#x017F;ieget,</l><lb/>
          <l>Als Knecht in Wollu&#x017F;t-Ketten lieget?</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[223/0239] Der groͤſſeſte Held. Der groͤſſeſte Held. Die groſſen Fuͤrſten miteinander, Pompejus, Caͤſar, Alexander, Die faſt die halbe Welt bekriegt, Und Land und Voͤlker gnug be- ſiegt, Die nennt man wunderbahre Helden, Wie uns der Zeit Geſchichte melden. Allein ſieht man die Thaten an, So haben ſie ſonſt nichts gethan, Als durch die Kriegriſchen Soldaten, Verwuͤſtet die gebauten Staaten. Die Ehre war ihr groͤßtes Gut, Jhr Lorbeer waͤchſet nur im Blut; Sie ſind durch Rauben, Pluͤndern, Mor- den, Durch Grauſamkeit zu Helden worden. Sie ſcheinen gros, und ſind doch klein, Weil ſie offt arme Sclaven ſeyn, Die, wenn ſie ſich mit Ruhm bekroͤnen, Den ſtaͤrkſten Leidenſchaften froͤhnen. Was iſt es, wenn des Philipps Sohn, Auf Menſchen Knochen baut den Thron, Und da er faſt die Welt beſieget, Als Knecht in Wolluſt-Ketten lieget? Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/239
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/239>, abgerufen am 27.11.2024.