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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.

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Der Seidenwürmer künstliche
Menschen! seht die Faden an, die aus einem Wurm
geflossen,

Und aus einem zähen Harz, in desselben Bauch ent-
sprossen;

Müsset ihr nicht eingestehen, daß sie künlich, herrlich
schön,

Welcher Künstler wird es wagen solchen Würmern
gleich zu drehn?

Das? was die Natur gemacht, ist viel zärterlicher ge-
sponnen,

Als was Menschen Hand gedreht, und ihr eigner
Wiz ersonnen;

Lernet daran dies erkennen: GOtt ist auch im Klei-
nen gros,

Der ein Würmchen so gebildet, daß es wie ein Er-
denklos,

Doch so künstlich wirken kan; daß es alle Kunst be-
schämet,

Wenn es nur der Menschen Hand, ferner zum Ge-
brauch bequemet.

Merket daran GOttes Güte; daß auch kein Ge-
schöpf so klein,

Welches nicht zu unsern Leben, uns kan nüz und
dienlich seyn.

Dieses feineste Gespinst, und die Flokken von der
Seide,

Geben uns den schönen Stof, zu so manchen prächt-
gen Kleide,

Womit sich die Erden-Götter, Hoch und Niedrige be-
ziern;

Muß uns wenn wir dies betrachten nicht des Her-
zens Jnnres rührn?

Grosser Schöpfer der Natur! du läst uns dein herr-
lich Wesen,

Auch
Der Seidenwuͤrmer kuͤnſtliche
Menſchen! ſeht die Faden an, die aus einem Wurm
gefloſſen,

Und aus einem zaͤhen Harz, in deſſelben Bauch ent-
ſproſſen;

Muͤſſet ihr nicht eingeſtehen, daß ſie kuͤnlich, herrlich
ſchoͤn,

Welcher Kuͤnſtler wird es wagen ſolchen Wuͤrmern
gleich zu drehn?

Das? was die Natur gemacht, iſt viel zaͤrterlicher ge-
ſponnen,

Als was Menſchen Hand gedreht, und ihr eigner
Wiz erſonnen;

Lernet daran dies erkennen: GOtt iſt auch im Klei-
nen gros,

Der ein Wuͤrmchen ſo gebildet, daß es wie ein Er-
denklos,

Doch ſo kuͤnſtlich wirken kan; daß es alle Kunſt be-
ſchaͤmet,

Wenn es nur der Menſchen Hand, ferner zum Ge-
brauch bequemet.

Merket daran GOttes Guͤte; daß auch kein Ge-
ſchoͤpf ſo klein,

Welches nicht zu unſern Leben, uns kan nuͤz und
dienlich ſeyn.

Dieſes feineſte Geſpinſt, und die Flokken von der
Seide,

Geben uns den ſchoͤnen Stof, zu ſo manchen praͤcht-
gen Kleide,

Womit ſich die Erden-Goͤtter, Hoch und Niedrige be-
ziern;

Muß uns wenn wir dies betrachten nicht des Her-
zens Jnnres ruͤhrn?

Groſſer Schoͤpfer der Natur! du laͤſt uns dein herr-
lich Weſen,

Auch
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[236/0252] Der Seidenwuͤrmer kuͤnſtliche Menſchen! ſeht die Faden an, die aus einem Wurm gefloſſen, Und aus einem zaͤhen Harz, in deſſelben Bauch ent- ſproſſen; Muͤſſet ihr nicht eingeſtehen, daß ſie kuͤnlich, herrlich ſchoͤn, Welcher Kuͤnſtler wird es wagen ſolchen Wuͤrmern gleich zu drehn? Das? was die Natur gemacht, iſt viel zaͤrterlicher ge- ſponnen, Als was Menſchen Hand gedreht, und ihr eigner Wiz erſonnen; Lernet daran dies erkennen: GOtt iſt auch im Klei- nen gros, Der ein Wuͤrmchen ſo gebildet, daß es wie ein Er- denklos, Doch ſo kuͤnſtlich wirken kan; daß es alle Kunſt be- ſchaͤmet, Wenn es nur der Menſchen Hand, ferner zum Ge- brauch bequemet. Merket daran GOttes Guͤte; daß auch kein Ge- ſchoͤpf ſo klein, Welches nicht zu unſern Leben, uns kan nuͤz und dienlich ſeyn. Dieſes feineſte Geſpinſt, und die Flokken von der Seide, Geben uns den ſchoͤnen Stof, zu ſo manchen praͤcht- gen Kleide, Womit ſich die Erden-Goͤtter, Hoch und Niedrige be- ziern; Muß uns wenn wir dies betrachten nicht des Her- zens Jnnres ruͤhrn? Groſſer Schoͤpfer der Natur! du laͤſt uns dein herr- lich Weſen, Auch

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/252>, abgerufen am 21.11.2024.