Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.Der Menschliche Körper. Die Arme die daran gespannt, Sind fast wie eingebogne Stangen, Und gleichen mit jedweder Hand Und Fingern den gelenkten Zangen. Wie wunderbahr, wenn mans bedenkt, Sind nicht die Finger auch gelenkt? Die sich, nachdem wir uns bemühen, Bald von einander drehn, und bald zusam- men ziehen. Die Beine an des Körpers Bau, An unsers Leibes Kunstgehäuse, Die legen uns auch klar zum Schau, Daß ihr Werkmeister sey allweise. Sie sind von Knochen voller Mark, Als Säulen dikke, fest und stark, Sind Stüzzen drauf der Körper stehet, Worauf er sich erhält, wodurch er weiter ge- het. O! Mensch was ist dein Körper nun? Ein Jnbegriff von Wunderwerken, Ein Räderwerk, da wir im Ruhn, Doch stetige Bewegung merken. Ein Kunstgehäuse das sich lenkt, So wie nur sein Besizzer denkt; Ein Bau daran kein Theil zu finden, Das aller Menschen Wiz vermögend zu er- ergründen. Du
Der Menſchliche Koͤrper. Die Arme die daran geſpannt, Sind faſt wie eingebogne Stangen, Und gleichen mit jedweder Hand Und Fingern den gelenkten Zangen. Wie wunderbahr, wenn mans bedenkt, Sind nicht die Finger auch gelenkt? Die ſich, nachdem wir uns bemuͤhen, Bald von einander drehn, und bald zuſam- men ziehen. Die Beine an des Koͤrpers Bau, An unſers Leibes Kunſtgehaͤuſe, Die legen uns auch klar zum Schau, Daß ihr Werkmeiſter ſey allweiſe. Sie ſind von Knochen voller Mark, Als Saͤulen dikke, feſt und ſtark, Sind Stuͤzzen drauf der Koͤrper ſtehet, Worauf er ſich erhaͤlt, wodurch er weiter ge- het. O! Menſch was iſt dein Koͤrper nun? Ein Jnbegriff von Wunderwerken, Ein Raͤderwerk, da wir im Ruhn, Doch ſtetige Bewegung merken. Ein Kunſtgehaͤuſe das ſich lenkt, So wie nur ſein Beſizzer denkt; Ein Bau daran kein Theil zu finden, Das aller Menſchen Wiz vermoͤgend zu er- ergruͤnden. Du
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Der Menſchliche Koͤrper.
Die Arme die daran geſpannt,
Sind faſt wie eingebogne Stangen,
Und gleichen mit jedweder Hand
Und Fingern den gelenkten Zangen.
Wie wunderbahr, wenn mans bedenkt,
Sind nicht die Finger auch gelenkt?
Die ſich, nachdem wir uns bemuͤhen,
Bald von einander drehn, und bald zuſam-
men ziehen.
Die Beine an des Koͤrpers Bau,
An unſers Leibes Kunſtgehaͤuſe,
Die legen uns auch klar zum Schau,
Daß ihr Werkmeiſter ſey allweiſe.
Sie ſind von Knochen voller Mark,
Als Saͤulen dikke, feſt und ſtark,
Sind Stuͤzzen drauf der Koͤrper ſtehet,
Worauf er ſich erhaͤlt, wodurch er weiter ge-
het.
O! Menſch was iſt dein Koͤrper nun?
Ein Jnbegriff von Wunderwerken,
Ein Raͤderwerk, da wir im Ruhn,
Doch ſtetige Bewegung merken.
Ein Kunſtgehaͤuſe das ſich lenkt,
So wie nur ſein Beſizzer denkt;
Ein Bau daran kein Theil zu finden,
Das aller Menſchen Wiz vermoͤgend zu er-
ergruͤnden.
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