Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.Der Winter. Wenn diese Erd in Frost erstarrt, mit weissen Dün-sten überschneit: Die Kälte ist es die uns ia, so wie die Wärme herrlich nüzzet, Und vor dem ungeheuren Schwarm des Ungezief- fers sehr beschüzzet; Der Frost zerstreut ihr fressend Heer, befreit uns von der bangen Noth, Womit uns ihr geschärfter Zahn, bei der vermehr- ten Anzahl droht. Der kalte Nord zersteubt den Schmuz von den ver- wirrten Spinneweben, Die um der Bäume Zweig und Ast, zu ihres Wachsthums Schaden kleben. Sie schliest uns zwar in Häuser ein; sie macht uns aber auch dabei, Von den erhitzten Sonnenbrand, und einer lauen Unlust frei; Sie schenket in der stillen Rast den Menschen man- cherlei Vergnügen, Womit die Bürger in der Stadt, der Landman den Verdrus besiegen, Den eine dunkle Zeit erwekt. Auf last uns durch die Thore gehn, Womit die Städte sind versperrt, und ihre Win- terlust besehn! Der Frost hemmt das Gewerbe nicht, ein jeder kan in seiner Hütten, Wenn die erhitzten Ofen glühn, sich in bequemer Wärme brüten, Es pfeift und heult der rauhe Nord, der Himmel zeiget rauhe Blikke, Und hält dadurch den Bürger oft in seiner Werkstat still zurükke. Der
Der Winter. Wenn dieſe Erd in Froſt erſtarrt, mit weiſſen Duͤn-ſten uͤberſchneit: Die Kaͤlte iſt es die uns ia, ſo wie die Waͤrme herrlich nuͤzzet, Und vor dem ungeheuren Schwarm des Ungezief- fers ſehr beſchuͤzzet; Der Froſt zerſtreut ihr freſſend Heer, befreit uns von der bangen Noth, Womit uns ihr geſchaͤrfter Zahn, bei der vermehr- ten Anzahl droht. Der kalte Nord zerſteubt den Schmuz von den ver- wirrten Spinneweben, Die um der Baͤume Zweig und Aſt, zu ihres Wachsthums Schaden kleben. Sie ſchlieſt uns zwar in Haͤuſer ein; ſie macht uns aber auch dabei, Von den erhitzten Sonnenbrand, und einer lauen Unluſt frei; Sie ſchenket in der ſtillen Raſt den Menſchen man- cherlei Vergnuͤgen, Womit die Buͤrger in der Stadt, der Landman den Verdrus beſiegen, Den eine dunkle Zeit erwekt. Auf laſt uns durch die Thore gehn, Womit die Staͤdte ſind verſperrt, und ihre Win- terluſt beſehn! Der Froſt hemmt das Gewerbe nicht, ein jeder kan in ſeiner Huͤtten, Wenn die erhitzten Ofen gluͤhn, ſich in bequemer Waͤrme bruͤten, Es pfeift und heult der rauhe Nord, der Himmel zeiget rauhe Blikke, Und haͤlt dadurch den Buͤrger oft in ſeiner Werkſtat ſtill zuruͤkke. Der
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Der Winter.
Wenn dieſe Erd in Froſt erſtarrt, mit weiſſen Duͤn-
ſten uͤberſchneit:
Die Kaͤlte iſt es die uns ia, ſo wie die Waͤrme
herrlich nuͤzzet,
Und vor dem ungeheuren Schwarm des Ungezief-
fers ſehr beſchuͤzzet;
Der Froſt zerſtreut ihr freſſend Heer, befreit uns
von der bangen Noth,
Womit uns ihr geſchaͤrfter Zahn, bei der vermehr-
ten Anzahl droht.
Der kalte Nord zerſteubt den Schmuz von den ver-
wirrten Spinneweben,
Die um der Baͤume Zweig und Aſt, zu ihres
Wachsthums Schaden kleben.
Sie ſchlieſt uns zwar in Haͤuſer ein; ſie macht uns
aber auch dabei,
Von den erhitzten Sonnenbrand, und einer lauen
Unluſt frei;
Sie ſchenket in der ſtillen Raſt den Menſchen man-
cherlei Vergnuͤgen,
Womit die Buͤrger in der Stadt, der Landman
den Verdrus beſiegen,
Den eine dunkle Zeit erwekt. Auf laſt uns durch
die Thore gehn,
Womit die Staͤdte ſind verſperrt, und ihre Win-
terluſt beſehn!
Der Froſt hemmt das Gewerbe nicht, ein jeder kan
in ſeiner Huͤtten,
Wenn die erhitzten Ofen gluͤhn, ſich in bequemer
Waͤrme bruͤten,
Es pfeift und heult der rauhe Nord, der Himmel
zeiget rauhe Blikke,
Und haͤlt dadurch den Buͤrger oft in ſeiner Werkſtat
ſtill zuruͤkke.
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