Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.Der Winter. Der wenn die Sonne feurig brennt, mit trägerHand zur Arbeit greift, Und von des Sommers Lust gereitzt, zu einem Sauf- gelage läuft, Und dadurch den Beruf versäumt, der ihm zu sei- nem Bürgerleben, Muß Nahrung, Speise, Trank und Kleid und was er sonst gebrauchet, geben. Der rauhe Winter hält ihm ab, und macht daß er zu Hause bleibt, Und was sein Ruf ihm anbefiehlt, in seinem Win- kel emsig treibt, Er sitzet in der lauen Lust, da er sein Tagewerk erfüllet, Wenn durch der Hände regen Trieb, das Blut be- wegt, in Adern quillet. Des trüben Winters Dunkelheit vertreibet bald den kurzen Tag, Und eine stille Abendruh, die lindert oft die saure Plag Jn welcher er mit Sorgen schwitzt. Er sucht ein kürtzendes Vergnügen, Vor eine lange Abendzeit, und geht wie sich es pflegt zu fügen, Zu einem Freund, zum Nachbahr hin; wo nicht so kömmt der zu ihm her, Erzählen sich zum Zeitvertreib, was sie gehört von neuer Mähr, Und was der Zeitungsschreiber denkt, der aller Fürsten Herz ergründet, Und was in Cabineten stekt, in seinem ofnen Blat verbindet. Dadurch verstreicht die schnelle Zeit, die späte Nacht die bricht herein, Der
Der Winter. Der wenn die Sonne feurig brennt, mit traͤgerHand zur Arbeit greift, Und von des Sommers Luſt gereitzt, zu einem Sauf- gelage laͤuft, Und dadurch den Beruf verſaͤumt, der ihm zu ſei- nem Buͤrgerleben, Muß Nahrung, Speiſe, Trank und Kleid und was er ſonſt gebrauchet, geben. Der rauhe Winter haͤlt ihm ab, und macht daß er zu Hauſe bleibt, Und was ſein Ruf ihm anbefiehlt, in ſeinem Win- kel emſig treibt, Er ſitzet in der lauen Luſt, da er ſein Tagewerk erfuͤllet, Wenn durch der Haͤnde regen Trieb, das Blut be- wegt, in Adern quillet. Des truͤben Winters Dunkelheit vertreibet bald den kurzen Tag, Und eine ſtille Abendruh, die lindert oft die ſaure Plag Jn welcher er mit Sorgen ſchwitzt. Er ſucht ein kuͤrtzendes Vergnuͤgen, Vor eine lange Abendzeit, und geht wie ſich es pflegt zu fuͤgen, Zu einem Freund, zum Nachbahr hin; wo nicht ſo koͤmmt der zu ihm her, Erzaͤhlen ſich zum Zeitvertreib, was ſie gehoͤrt von neuer Maͤhr, Und was der Zeitungsſchreiber denkt, der aller Fuͤrſten Herz ergruͤndet, Und was in Cabineten ſtekt, in ſeinem ofnen Blat verbindet. Dadurch verſtreicht die ſchnelle Zeit, die ſpaͤte Nacht die bricht herein, Der
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0028" n="12"/> <fw place="top" type="header">Der Winter.</fw><lb/> <l>Der wenn die Sonne feurig brennt, mit traͤger<lb/><hi rendition="#et">Hand zur Arbeit greift,</hi></l><lb/> <l>Und von des Sommers Luſt gereitzt, zu einem Sauf-<lb/><hi rendition="#et">gelage laͤuft,</hi></l><lb/> <l>Und dadurch den Beruf verſaͤumt, der ihm zu ſei-<lb/><hi rendition="#et">nem Buͤrgerleben,</hi></l><lb/> <l>Muß Nahrung, Speiſe, Trank und Kleid und<lb/><hi rendition="#et">was er ſonſt gebrauchet, geben.</hi></l><lb/> <l>Der rauhe Winter haͤlt ihm ab, und macht daß er<lb/><hi rendition="#et">zu Hauſe bleibt,</hi></l><lb/> <l>Und was ſein Ruf ihm anbefiehlt, in ſeinem Win-<lb/><hi rendition="#et">kel emſig treibt,</hi></l><lb/> <l>Er ſitzet in der lauen Luſt, da er ſein Tagewerk<lb/><hi rendition="#et">erfuͤllet,</hi></l><lb/> <l>Wenn durch der Haͤnde regen Trieb, das Blut be-<lb/><hi rendition="#et">wegt, in Adern quillet.</hi></l><lb/> <l>Des truͤben Winters Dunkelheit vertreibet bald<lb/><hi rendition="#et">den kurzen Tag,</hi></l><lb/> <l>Und eine ſtille Abendruh, die lindert oft die ſaure<lb/><hi rendition="#et">Plag</hi></l><lb/> <l>Jn welcher er mit Sorgen ſchwitzt. Er ſucht ein<lb/><hi rendition="#et">kuͤrtzendes Vergnuͤgen,</hi></l><lb/> <l>Vor eine lange Abendzeit, und geht wie ſich es<lb/><hi rendition="#et">pflegt zu fuͤgen,</hi></l><lb/> <l>Zu einem Freund, zum Nachbahr hin; wo nicht<lb/><hi rendition="#et">ſo koͤmmt der zu ihm her,</hi></l><lb/> <l>Erzaͤhlen ſich zum Zeitvertreib, was ſie gehoͤrt von<lb/><hi rendition="#et">neuer Maͤhr,</hi></l><lb/> <l>Und was der Zeitungsſchreiber denkt, der aller<lb/><hi rendition="#et">Fuͤrſten Herz ergruͤndet,</hi></l><lb/> <l>Und was in Cabineten ſtekt, in ſeinem ofnen Blat<lb/><hi rendition="#et">verbindet.</hi></l><lb/> <l>Dadurch verſtreicht die ſchnelle Zeit, die ſpaͤte Nacht<lb/><hi rendition="#et">die bricht herein,</hi></l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [12/0028]
Der Winter.
Der wenn die Sonne feurig brennt, mit traͤger
Hand zur Arbeit greift,
Und von des Sommers Luſt gereitzt, zu einem Sauf-
gelage laͤuft,
Und dadurch den Beruf verſaͤumt, der ihm zu ſei-
nem Buͤrgerleben,
Muß Nahrung, Speiſe, Trank und Kleid und
was er ſonſt gebrauchet, geben.
Der rauhe Winter haͤlt ihm ab, und macht daß er
zu Hauſe bleibt,
Und was ſein Ruf ihm anbefiehlt, in ſeinem Win-
kel emſig treibt,
Er ſitzet in der lauen Luſt, da er ſein Tagewerk
erfuͤllet,
Wenn durch der Haͤnde regen Trieb, das Blut be-
wegt, in Adern quillet.
Des truͤben Winters Dunkelheit vertreibet bald
den kurzen Tag,
Und eine ſtille Abendruh, die lindert oft die ſaure
Plag
Jn welcher er mit Sorgen ſchwitzt. Er ſucht ein
kuͤrtzendes Vergnuͤgen,
Vor eine lange Abendzeit, und geht wie ſich es
pflegt zu fuͤgen,
Zu einem Freund, zum Nachbahr hin; wo nicht
ſo koͤmmt der zu ihm her,
Erzaͤhlen ſich zum Zeitvertreib, was ſie gehoͤrt von
neuer Maͤhr,
Und was der Zeitungsſchreiber denkt, der aller
Fuͤrſten Herz ergruͤndet,
Und was in Cabineten ſtekt, in ſeinem ofnen Blat
verbindet.
Dadurch verſtreicht die ſchnelle Zeit, die ſpaͤte Nacht
die bricht herein,
Der
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |