Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite

Moralisch beantwortete Fragen.

Gedoppelt mitgetheilt? Antw. Er will uns dadurch
lehren,

Daß er durch Hand und Fuß, uns wolle Brodt
bescheren,

Ein Mensch soll fleißig seyn, um sich recht zu ernährn,
Doch soll er so viel nicht, als er gewinnt, ver-
zehrn.

III. Frage.
Warum fehln unserm Leib, die Hörner und die
Klauen,

Das starke Schuzgewehr, das wir an Thieren
schauen?
Antwort.
Weil unser Schöpfer uns nicht auf die Welt
gesezt,

Daß unser Nächster würd durch unsern Grimm ver-
lezt:

Die Liebe sol allein in unsern Staat regieren,
Die wilde Grausamkeit, bei denen wilden Thieren.
IV. Frage.
Warum ist Haß und Neid, die Rachbegier, der
Zorn,

Wobei das Blut aufschäummt in unsrer Adern
Born

So schädlich der Natur? Warum sind wir ge-
schaffen,

Daß die Affecten uns an Leib und Leben straffen?
Ant-
R 2

Moraliſch beantwortete Fragen.

Gedoppelt mitgetheilt? Antw. Er will uns dadurch
lehren,

Daß er durch Hand und Fuß, uns wolle Brodt
beſcheren,

Ein Menſch ſoll fleißig ſeyn, um ſich recht zu ernaͤhrn,
Doch ſoll er ſo viel nicht, als er gewinnt, ver-
zehrn.

III. Frage.
Warum fehln unſerm Leib, die Hoͤrner und die
Klauen,

Das ſtarke Schuzgewehr, das wir an Thieren
ſchauen?
Antwort.
Weil unſer Schoͤpfer uns nicht auf die Welt
geſezt,

Daß unſer Naͤchſter wuͤrd durch unſern Grimm ver-
lezt:

Die Liebe ſol allein in unſern Staat regieren,
Die wilde Grauſamkeit, bei denen wilden Thieren.
IV. Frage.
Warum iſt Haß und Neid, die Rachbegier, der
Zorn,

Wobei das Blut aufſchaͤummt in unſrer Adern
Born

So ſchaͤdlich der Natur? Warum ſind wir ge-
ſchaffen,

Daß die Affecten uns an Leib und Leben ſtraffen?
Ant-
R 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="3">
            <l>
              <pb facs="#f0275" n="259"/>
              <fw place="top" type="header">Morali&#x017F;ch beantwortete Fragen.</fw>
            </l><lb/>
            <l>Gedoppelt mitgetheilt? <hi rendition="#fr">Antw.</hi> Er will uns dadurch<lb/><hi rendition="#et">lehren,</hi></l><lb/>
            <l>Daß er durch Hand und Fuß, uns wolle Brodt<lb/><hi rendition="#et">be&#x017F;cheren,</hi></l><lb/>
            <l>Ein Men&#x017F;ch &#x017F;oll fleißig &#x017F;eyn, um &#x017F;ich recht zu erna&#x0364;hrn,</l><lb/>
            <l>Doch &#x017F;oll er &#x017F;o viel nicht, als er gewinnt, ver-<lb/><hi rendition="#et">zehrn.</hi></l>
          </lg><lb/>
          <lg n="4">
            <head> <hi rendition="#aq">III.</hi> <hi rendition="#fr">Frage.</hi> </head><lb/>
            <l><hi rendition="#in">W</hi>arum fehln un&#x017F;erm Leib, die Ho&#x0364;rner und die<lb/><hi rendition="#et">Klauen,</hi></l><lb/>
            <l>Das &#x017F;tarke Schuzgewehr, das wir an Thieren<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chauen?</hi></l>
          </lg><lb/>
          <lg n="5">
            <head> <hi rendition="#fr">Antwort.</hi> </head><lb/>
            <l><hi rendition="#in">W</hi>eil un&#x017F;er Scho&#x0364;pfer uns nicht auf die Welt<lb/><hi rendition="#et">ge&#x017F;ezt,</hi></l><lb/>
            <l>Daß un&#x017F;er Na&#x0364;ch&#x017F;ter wu&#x0364;rd durch un&#x017F;ern Grimm ver-<lb/><hi rendition="#et">lezt:</hi></l><lb/>
            <l>Die Liebe &#x017F;ol allein in un&#x017F;ern Staat regieren,</l><lb/>
            <l>Die wilde Grau&#x017F;amkeit, bei denen wilden Thieren.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="6">
            <head> <hi rendition="#aq">IV.</hi> <hi rendition="#fr">Frage.</hi> </head><lb/>
            <l><hi rendition="#in">W</hi>arum i&#x017F;t Haß und Neid, die Rachbegier, der<lb/><hi rendition="#et">Zorn,</hi></l><lb/>
            <l>Wobei das Blut auf&#x017F;cha&#x0364;ummt in un&#x017F;rer Adern<lb/><hi rendition="#et">Born</hi></l><lb/>
            <l>So &#x017F;cha&#x0364;dlich der Natur? Warum &#x017F;ind wir ge-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chaffen,</hi></l><lb/>
            <l>Daß die Affecten uns an Leib und Leben &#x017F;traffen?</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">R 2</fw>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Ant-</hi> </fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[259/0275] Moraliſch beantwortete Fragen. Gedoppelt mitgetheilt? Antw. Er will uns dadurch lehren, Daß er durch Hand und Fuß, uns wolle Brodt beſcheren, Ein Menſch ſoll fleißig ſeyn, um ſich recht zu ernaͤhrn, Doch ſoll er ſo viel nicht, als er gewinnt, ver- zehrn. III. Frage. Warum fehln unſerm Leib, die Hoͤrner und die Klauen, Das ſtarke Schuzgewehr, das wir an Thieren ſchauen? Antwort. Weil unſer Schoͤpfer uns nicht auf die Welt geſezt, Daß unſer Naͤchſter wuͤrd durch unſern Grimm ver- lezt: Die Liebe ſol allein in unſern Staat regieren, Die wilde Grauſamkeit, bei denen wilden Thieren. IV. Frage. Warum iſt Haß und Neid, die Rachbegier, der Zorn, Wobei das Blut aufſchaͤummt in unſrer Adern Born So ſchaͤdlich der Natur? Warum ſind wir ge- ſchaffen, Daß die Affecten uns an Leib und Leben ſtraffen? Ant- R 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/275
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/275>, abgerufen am 21.11.2024.