Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.Die Religion. Der Eindruk von dem höchsten Wesen, Der in des Menschen Herzen stekt; Und was wir offenbahret lesen, Was das Gewissen in uns wekt, Jst gar zu tief in uns gedrükket, Und wird nicht leicht hinweggerükket; Dies sieht die Höllen Rotte ein Drum streiten sie mit solchen Waffen, Das Licht, die Warheit abzuschaffen; Die nur des Teuffels Werkzeug seyn. Sie schreien all mit hellen Hauffen, Die Staatsregenten haben nur, Damit die Völker nicht entlauffen, Es eingedrükt in die Natur; Als wenn ein göttlich Wesen wäre; Es ist die GOtt erzeigte Ehre, Ein Kapzaum vor die [b]linde Welt, Womit der Fürste seine Staaten, Der Feldherr kriegrische Soldaten, Von Furcht geplagt, in Ordnung hält. So schrein die Spötter alter Zeiten, Und jezt in unsern Tagen noch; Es sey vor denen niedren Leuten, Es nur ein aufgebürdet Joch; Daß sie die GOttheit dienen müsten, Und sich enthalten von den Lüsten, Die ihr verdorbnes Blut entflammt; Es sey die Drohung von der Hölle, Nur eine fürchterliche Welle, Die von dem Wind des Staats herstammt. Sie
Die Religion. Der Eindruk von dem hoͤchſten Weſen, Der in des Menſchen Herzen ſtekt; Und was wir offenbahret leſen, Was das Gewiſſen in uns wekt, Jſt gar zu tief in uns gedruͤkket, Und wird nicht leicht hinweggeruͤkket; Dies ſieht die Hoͤllen Rotte ein Drum ſtreiten ſie mit ſolchen Waffen, Das Licht, die Warheit abzuſchaffen; Die nur des Teuffels Werkzeug ſeyn. Sie ſchreien all mit hellen Hauffen, Die Staatsregenten haben nur, Damit die Voͤlker nicht entlauffen, Es eingedruͤkt in die Natur; Als wenn ein goͤttlich Weſen waͤre; Es iſt die GOtt erzeigte Ehre, Ein Kapzaum vor die [b]linde Welt, Womit der Fuͤrſte ſeine Staaten, Der Feldherr kriegriſche Soldaten, Von Furcht geplagt, in Ordnung haͤlt. So ſchrein die Spoͤtter alter Zeiten, Und jezt in unſern Tagen noch; Es ſey vor denen niedren Leuten, Es nur ein aufgebuͤrdet Joch; Daß ſie die GOttheit dienen muͤſten, Und ſich enthalten von den Luͤſten, Die ihr verdorbnes Blut entflammt; Es ſey die Drohung von der Hoͤlle, Nur eine fuͤrchterliche Welle, Die von dem Wind des Staats herſtammt. Sie
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0301" n="285"/> <fw place="top" type="header">Die Religion.</fw><lb/> <lg n="3"> <l><hi rendition="#in">D</hi>er Eindruk von dem hoͤchſten Weſen,</l><lb/> <l>Der in des Menſchen Herzen ſtekt;</l><lb/> <l>Und was wir offenbahret leſen,</l><lb/> <l>Was das Gewiſſen in uns wekt,</l><lb/> <l>Jſt gar zu tief in uns gedruͤkket,</l><lb/> <l>Und wird nicht leicht hinweggeruͤkket;</l><lb/> <l>Dies ſieht die Hoͤllen Rotte ein</l><lb/> <l>Drum ſtreiten ſie mit ſolchen Waffen,</l><lb/> <l>Das Licht, die Warheit abzuſchaffen;</l><lb/> <l>Die nur des Teuffels Werkzeug ſeyn.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l><hi rendition="#in">S</hi>ie ſchreien all mit hellen Hauffen,</l><lb/> <l>Die Staatsregenten haben nur,</l><lb/> <l>Damit die Voͤlker nicht entlauffen,</l><lb/> <l>Es eingedruͤkt in die Natur;</l><lb/> <l>Als wenn ein goͤttlich Weſen waͤre;</l><lb/> <l>Es iſt die <hi rendition="#fr">GOtt</hi> erzeigte Ehre,</l><lb/> <l>Ein Kapzaum vor die <supplied>b</supplied>linde Welt,</l><lb/> <l>Womit der Fuͤrſte ſeine Staaten,</l><lb/> <l>Der Feldherr kriegriſche Soldaten,</l><lb/> <l>Von Furcht geplagt, in Ordnung haͤlt.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l><hi rendition="#in">S</hi>o ſchrein die Spoͤtter alter Zeiten,</l><lb/> <l>Und jezt in unſern Tagen noch;</l><lb/> <l>Es ſey vor denen niedren Leuten,</l><lb/> <l>Es nur ein aufgebuͤrdet Joch;</l><lb/> <l>Daß ſie die GOttheit dienen muͤſten,</l><lb/> <l>Und ſich enthalten von den Luͤſten,</l><lb/> <l>Die ihr verdorbnes Blut entflammt;</l><lb/> <l>Es ſey die Drohung von der Hoͤlle,</l><lb/> <l>Nur eine fuͤrchterliche Welle,</l><lb/> <l>Die von dem Wind des Staats herſtammt.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Sie</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [285/0301]
Die Religion.
Der Eindruk von dem hoͤchſten Weſen,
Der in des Menſchen Herzen ſtekt;
Und was wir offenbahret leſen,
Was das Gewiſſen in uns wekt,
Jſt gar zu tief in uns gedruͤkket,
Und wird nicht leicht hinweggeruͤkket;
Dies ſieht die Hoͤllen Rotte ein
Drum ſtreiten ſie mit ſolchen Waffen,
Das Licht, die Warheit abzuſchaffen;
Die nur des Teuffels Werkzeug ſeyn.
Sie ſchreien all mit hellen Hauffen,
Die Staatsregenten haben nur,
Damit die Voͤlker nicht entlauffen,
Es eingedruͤkt in die Natur;
Als wenn ein goͤttlich Weſen waͤre;
Es iſt die GOtt erzeigte Ehre,
Ein Kapzaum vor die blinde Welt,
Womit der Fuͤrſte ſeine Staaten,
Der Feldherr kriegriſche Soldaten,
Von Furcht geplagt, in Ordnung haͤlt.
So ſchrein die Spoͤtter alter Zeiten,
Und jezt in unſern Tagen noch;
Es ſey vor denen niedren Leuten,
Es nur ein aufgebuͤrdet Joch;
Daß ſie die GOttheit dienen muͤſten,
Und ſich enthalten von den Luͤſten,
Die ihr verdorbnes Blut entflammt;
Es ſey die Drohung von der Hoͤlle,
Nur eine fuͤrchterliche Welle,
Die von dem Wind des Staats herſtammt.
Sie
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |