Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.Die Religion. Verthädiger der Warheits-Lehre, Jhr Diener der Religion! Wagts nur getrost! zu GOttes Ehre, Und rettet ihren Schimpf und Hohn. Es muß bei dem gestellten Schlingen, Dem Glauben ferner noch gelingen, Was ists, worauf sich jezt verläst, Der Unglaub der in Finstern schleichet, Und vor dem Licht und Rechte weichet? Ein Spinngeweb, ein Wespen-Nest. Die Spötter wollen euch berükken, Wenn ihr Wiz eitle Grillen fängt, Und in den ausgespannten Strikken, Nach Spinnen Art ein Fangnez hängt: Allein gebraucht nur eure Augen, Vernunfft und Schrifft die werden taugen, Die Schlinge leichtlich einzusehn. Lößt solche auf; so ists geschehen So muß das Hirn-Gespinst verwehen, Das solche gifftge Spötter drehn. Jhr Christen zeigt im heilgen Leben, Daß euch der Warheit Licht und Recht, Den Grund zur Frömmigkeit gegeben Gestärkt, da euch das Fleisch geschwächt. Dient euren GOtt von ganzer Seelen, Nicht blos mit Mund und Zung und Kehlen; Wie nur der albern Heuchler Art, Ein Gottesdienst kan nicht gefallen, Wenn bei der heilgen Zungen Lallen, Nicht auch ein feurig Herz verpaart. Allse- T 3
Die Religion. Verthaͤdiger der Warheits-Lehre, Jhr Diener der Religion! Wagts nur getroſt! zu GOttes Ehre, Und rettet ihren Schimpf und Hohn. Es muß bei dem geſtellten Schlingen, Dem Glauben ferner noch gelingen, Was iſts, worauf ſich jezt verlaͤſt, Der Unglaub der in Finſtern ſchleichet, Und vor dem Licht und Rechte weichet? Ein Spinngeweb, ein Wespen-Neſt. Die Spoͤtter wollen euch beruͤkken, Wenn ihr Wiz eitle Grillen faͤngt, Und in den ausgeſpannten Strikken, Nach Spinnen Art ein Fangnez haͤngt: Allein gebraucht nur eure Augen, Vernunfft und Schrifft die werden taugen, Die Schlinge leichtlich einzuſehn. Loͤßt ſolche auf; ſo iſts geſchehen So muß das Hirn-Geſpinſt verwehen, Das ſolche gifftge Spoͤtter drehn. Jhr Chriſten zeigt im heilgen Leben, Daß euch der Warheit Licht und Recht, Den Grund zur Froͤmmigkeit gegeben Geſtaͤrkt, da euch das Fleiſch geſchwaͤcht. Dient euren GOtt von ganzer Seelen, Nicht blos mit Mund und Zung und Kehlen; Wie nur der albern Heuchler Art, Ein Gottesdienſt kan nicht gefallen, Wenn bei der heilgen Zungen Lallen, Nicht auch ein feurig Herz verpaart. Allſe- T 3
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Die Religion.
Verthaͤdiger der Warheits-Lehre,
Jhr Diener der Religion!
Wagts nur getroſt! zu GOttes Ehre,
Und rettet ihren Schimpf und Hohn.
Es muß bei dem geſtellten Schlingen,
Dem Glauben ferner noch gelingen,
Was iſts, worauf ſich jezt verlaͤſt,
Der Unglaub der in Finſtern ſchleichet,
Und vor dem Licht und Rechte weichet?
Ein Spinngeweb, ein Wespen-Neſt.
Die Spoͤtter wollen euch beruͤkken,
Wenn ihr Wiz eitle Grillen faͤngt,
Und in den ausgeſpannten Strikken,
Nach Spinnen Art ein Fangnez haͤngt:
Allein gebraucht nur eure Augen,
Vernunfft und Schrifft die werden taugen,
Die Schlinge leichtlich einzuſehn.
Loͤßt ſolche auf; ſo iſts geſchehen
So muß das Hirn-Geſpinſt verwehen,
Das ſolche gifftge Spoͤtter drehn.
Jhr Chriſten zeigt im heilgen Leben,
Daß euch der Warheit Licht und Recht,
Den Grund zur Froͤmmigkeit gegeben
Geſtaͤrkt, da euch das Fleiſch geſchwaͤcht.
Dient euren GOtt von ganzer Seelen,
Nicht blos mit Mund und Zung und Kehlen;
Wie nur der albern Heuchler Art,
Ein Gottesdienſt kan nicht gefallen,
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Nicht auch ein feurig Herz verpaart.
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