Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.Die weise und wunderbahre Güte GOttes Den Weg erwählt die Güt. Der Krankheit ban-ges Quälen, Wird oft zur Artzenei an den verdorbnen Seelen. Wie viele hat die Noth zu Christo hergebracht, Die er durch diesem Zug hernach gesund gemacht, Am Leib und an der Seel. Wie viele sind bekeh- ret, Wenn sie mit einer Last des Kummers sind beschwe- ret? Wie ist dies alles nur von Ohngefehr geschehn? Nein! die Allwissenheit hat dies vorher gesehn, Die alles weislich lenkt, und die Begebenheiten, Zu einer Ursach macht, daraus das herzuleiten, Was nachdem draus entsteht. Exempel zeigen klar, Daß dieses oft geschehn. Jst es nicht wunderbahr, Daß jener Könische (*) zu unsern Heiland eilet, Als er desselben Sohn von Fieber hat geheilet. Der Heiland zog umher und in der Juden Land, Ward er als ein Prophet, und als ein Arzt bekandt, Der Wunder Curen that, dies hatt er längst ge- höret, Allein er blieb dennoch in Blindheit unbekehret. So bald sein Sohn erkrankt, und man durch das Gerücht, Von JEsu Wundermacht und seiner Ankunft spricht, Ging er zu JEsu hin, darnach er sonst nicht fragte, Bis ihm des Fiebers Wuth woran sein Kind lag, plagte. Des Sohnes Elend war hier die Gelegenheit, Die GOttes Güte braucht; da war die beste Zeit Wie seine Weisheit sah, ihn aus den finstren Ket- ten, Drin er gefesselt lag, auf einmahl zu erretten. Er (*) Joh. 4. 47-54.
Die weiſe und wunderbahre Guͤte GOttes Den Weg erwaͤhlt die Guͤt. Der Krankheit ban-ges Quaͤlen, Wird oft zur Artzenei an den verdorbnen Seelen. Wie viele hat die Noth zu Chriſto hergebracht, Die er durch dieſem Zug hernach geſund gemacht, Am Leib und an der Seel. Wie viele ſind bekeh- ret, Wenn ſie mit einer Laſt des Kummers ſind beſchwe- ret? Wie iſt dies alles nur von Ohngefehr geſchehn? Nein! die Allwiſſenheit hat dies vorher geſehn, Die alles weislich lenkt, und die Begebenheiten, Zu einer Urſach macht, daraus das herzuleiten, Was nachdem draus entſteht. Exempel zeigen klar, Daß dieſes oft geſchehn. Jſt es nicht wunderbahr, Daß jener Koͤniſche (*) zu unſern Heiland eilet, Als er deſſelben Sohn von Fieber hat geheilet. Der Heiland zog umher und in der Juden Land, Ward er als ein Prophet, und als ein Arzt bekandt, Der Wunder Curen that, dies hatt er laͤngſt ge- hoͤret, Allein er blieb dennoch in Blindheit unbekehret. So bald ſein Sohn erkrankt, und man durch das Geruͤcht, Von JEſu Wundermacht und ſeiner Ankunft ſpricht, Ging er zu JEſu hin, darnach er ſonſt nicht fragte, Bis ihm des Fiebers Wuth woran ſein Kind lag, plagte. Des Sohnes Elend war hier die Gelegenheit, Die GOttes Guͤte braucht; da war die beſte Zeit Wie ſeine Weisheit ſah, ihn aus den finſtren Ket- ten, Drin er gefeſſelt lag, auf einmahl zu erretten. Er (*) Joh. 4. 47-54.
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Die weiſe und wunderbahre Guͤte GOttes
Den Weg erwaͤhlt die Guͤt. Der Krankheit ban-
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Wird oft zur Artzenei an den verdorbnen Seelen.
Wie viele hat die Noth zu Chriſto hergebracht,
Die er durch dieſem Zug hernach geſund gemacht,
Am Leib und an der Seel. Wie viele ſind bekeh-
ret,
Wenn ſie mit einer Laſt des Kummers ſind beſchwe-
ret?
Wie iſt dies alles nur von Ohngefehr geſchehn?
Nein! die Allwiſſenheit hat dies vorher geſehn,
Die alles weislich lenkt, und die Begebenheiten,
Zu einer Urſach macht, daraus das herzuleiten,
Was nachdem draus entſteht. Exempel zeigen klar,
Daß dieſes oft geſchehn. Jſt es nicht wunderbahr,
Daß jener Koͤniſche (*) zu unſern Heiland eilet,
Als er deſſelben Sohn von Fieber hat geheilet.
Der Heiland zog umher und in der Juden Land,
Ward er als ein Prophet, und als ein Arzt bekandt,
Der Wunder Curen that, dies hatt er laͤngſt ge-
hoͤret,
Allein er blieb dennoch in Blindheit unbekehret.
So bald ſein Sohn erkrankt, und man durch das
Geruͤcht,
Von JEſu Wundermacht und ſeiner Ankunft
ſpricht,
Ging er zu JEſu hin, darnach er ſonſt nicht fragte,
Bis ihm des Fiebers Wuth woran ſein Kind lag,
plagte.
Des Sohnes Elend war hier die Gelegenheit,
Die GOttes Guͤte braucht; da war die beſte Zeit
Wie ſeine Weisheit ſah, ihn aus den finſtren Ket-
ten,
Drin er gefeſſelt lag, auf einmahl zu erretten.
Er
(*) Joh. 4. 47-54.
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