Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.in Bekehrung der Menschen. Er kam, des Heilands Wort macht gleich das Kindgesund, Kaum wird ihm diese That, das grosse Wunder kund; So glaubt er und sein Haus; sein Kind sieht er genesen, Die Krankheit seines Sohns ist ihm ein Trieb ge- wesen, Daß er zu JEsu kommt, dabei er Hülfe findt, Der Glaube wird dadurch in seiner Seel entzündt: Und die Gelegenheit, die wunderlich entstanden, Befreiet seine Seel aus des Verderbens Banden. O! Menschen denkt hiebei, wie treu der Schöp- fer ist, Der wenn wir ihm entfliehn, uns dennoch nicht vergißt. Es muß sich oftermahls so wunderbarlich schikken Daß er den Sünder kan, in seinem Nez bestrikken. Wenn man es gar nicht denkt, so hat sie seine Hand, Auf ihrer wilden Bahn ins Liebes-Seil gespannt. Wie mancher Sünder ist, der seinen GOtt ver- fluchet, Wie ein verlohrnes Schaaf so gütig aufgesuchet. Wenn ein Onesimus (*) Philemons Haus be- stiehlt, Jst er gleich einem Wild, wornach die Gnade zielt, Er flieht gleich einem Reh von banger Angst ge- scheuchet, Er eilet fort nach Rom, da er dem HErrn ent- weichet; Er läuft und geht dahin, wo Paulus eben lehrt, Von welchen er zuvor als Sclave viel gehört, Die Neubegier treibt ihn, dem Lehrer auch zu ken- nen, Und (*) Brief an den Philemon v. 15.
in Bekehrung der Menſchen. Er kam, des Heilands Wort macht gleich das Kindgeſund, Kaum wird ihm dieſe That, das groſſe Wunder kund; So glaubt er und ſein Haus; ſein Kind ſieht er geneſen, Die Krankheit ſeines Sohns iſt ihm ein Trieb ge- weſen, Daß er zu JEſu kommt, dabei er Huͤlfe findt, Der Glaube wird dadurch in ſeiner Seel entzuͤndt: Und die Gelegenheit, die wunderlich entſtanden, Befreiet ſeine Seel aus des Verderbens Banden. O! Menſchen denkt hiebei, wie treu der Schoͤp- fer iſt, Der wenn wir ihm entfliehn, uns dennoch nicht vergißt. Es muß ſich oftermahls ſo wunderbarlich ſchikken Daß er den Suͤnder kan, in ſeinem Nez beſtrikken. Wenn man es gar nicht denkt, ſo hat ſie ſeine Hand, Auf ihrer wilden Bahn ins Liebes-Seil geſpannt. Wie mancher Suͤnder iſt, der ſeinen GOtt ver- fluchet, Wie ein verlohrnes Schaaf ſo guͤtig aufgeſuchet. Wenn ein Oneſimus (*) Philemons Haus be- ſtiehlt, Jſt er gleich einem Wild, wornach die Gnade zielt, Er flieht gleich einem Reh von banger Angſt ge- ſcheuchet, Er eilet fort nach Rom, da er dem HErrn ent- weichet; Er laͤuft und geht dahin, wo Paulus eben lehrt, Von welchen er zuvor als Sclave viel gehoͤrt, Die Neubegier treibt ihn, dem Lehrer auch zu ken- nen, Und (*) Brief an den Philemon v. 15.
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in Bekehrung der Menſchen.
Er kam, des Heilands Wort macht gleich das Kind
geſund,
Kaum wird ihm dieſe That, das groſſe Wunder
kund;
So glaubt er und ſein Haus; ſein Kind ſieht er
geneſen,
Die Krankheit ſeines Sohns iſt ihm ein Trieb ge-
weſen,
Daß er zu JEſu kommt, dabei er Huͤlfe findt,
Der Glaube wird dadurch in ſeiner Seel entzuͤndt:
Und die Gelegenheit, die wunderlich entſtanden,
Befreiet ſeine Seel aus des Verderbens Banden.
O! Menſchen denkt hiebei, wie treu der Schoͤp-
fer iſt,
Der wenn wir ihm entfliehn, uns dennoch nicht
vergißt.
Es muß ſich oftermahls ſo wunderbarlich ſchikken
Daß er den Suͤnder kan, in ſeinem Nez beſtrikken.
Wenn man es gar nicht denkt, ſo hat ſie ſeine Hand,
Auf ihrer wilden Bahn ins Liebes-Seil geſpannt.
Wie mancher Suͤnder iſt, der ſeinen GOtt ver-
fluchet,
Wie ein verlohrnes Schaaf ſo guͤtig aufgeſuchet.
Wenn ein Oneſimus (*) Philemons Haus be-
ſtiehlt,
Jſt er gleich einem Wild, wornach die Gnade zielt,
Er flieht gleich einem Reh von banger Angſt ge-
ſcheuchet,
Er eilet fort nach Rom, da er dem HErrn ent-
weichet;
Er laͤuft und geht dahin, wo Paulus eben lehrt,
Von welchen er zuvor als Sclave viel gehoͤrt,
Die Neubegier treibt ihn, dem Lehrer auch zu ken-
nen,
Und
(*) Brief an den Philemon v. 15.
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