Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Lehrreiche Winter Grün.
Das
Lehrreiche Winter Grün.
Die Welt ist weiß zur Winterszeit,
Und in dies bleiche Todtenkleid,
Jst alles gleichsam eingehüllet;
Die Luft ist schwärzlich angefüllet
Mit Dünsten, und ihr hell Revier,
Kommt uns, als wie ein Zimmer für,
Darin die Wände und die Bogen,
Mit schwarzen Trauer-Flor bezogen.
Erbärmlich Bild! der Erden Reich,
Jst einem Sterbaewölbe gleich,
Worin der kalte Todt regieret,
Das was im Sommer schön gezieret,
Da unsre Erd ein Freudenthal,
Jst nun im Winter blaß und kahl;
Der Bäume Schirm, der sie umlaubet,
Jst durch den Frost hinweggeraubet.
Der grünen Gipfel schöner Kranz,
Und der smaragdnen Blätter Glanz
Jst hin: die Aeste die wir schauen,
Erwekken uns ein banges Grauen:
Der
Das Lehrreiche Winter Gruͤn.
Das
Lehrreiche Winter Gruͤn.
Die Welt iſt weiß zur Winterszeit,
Und in dies bleiche Todtenkleid,
Jſt alles gleichſam eingehuͤllet;
Die Luft iſt ſchwaͤrzlich angefuͤllet
Mit Duͤnſten, und ihr hell Revier,
Kommt uns, als wie ein Zimmer fuͤr,
Darin die Waͤnde und die Bogen,
Mit ſchwarzen Trauer-Flor bezogen.
Erbaͤrmlich Bild! der Erden Reich,
Jſt einem Sterbaewoͤlbe gleich,
Worin der kalte Todt regieret,
Das was im Sommer ſchoͤn gezieret,
Da unſre Erd ein Freudenthal,
Jſt nun im Winter blaß und kahl;
Der Baͤume Schirm, der ſie umlaubet,
Jſt durch den Froſt hinweggeraubet.
Der gruͤnen Gipfel ſchoͤner Kranz,
Und der ſmaragdnen Blaͤtter Glanz
Jſt hin: die Aeſte die wir ſchauen,
Erwekken uns ein banges Grauen:
Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0050" n="34"/>
      <fw place="top" type="header">Das Lehrreiche Winter Gru&#x0364;n.</fw><lb/>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#fr">Das<lb/>
Lehrreiche Winter Gru&#x0364;n.</hi> </head><lb/>
          <lg n="1">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>ie Welt i&#x017F;t weiß zur Winterszeit,</l><lb/>
            <l>Und in dies bleiche Todtenkleid,</l><lb/>
            <l>J&#x017F;t alles gleich&#x017F;am eingehu&#x0364;llet;</l><lb/>
            <l>Die Luft i&#x017F;t &#x017F;chwa&#x0364;rzlich angefu&#x0364;llet</l><lb/>
            <l>Mit Du&#x0364;n&#x017F;ten, und ihr hell Revier,</l><lb/>
            <l>Kommt uns, als wie ein Zimmer fu&#x0364;r,</l><lb/>
            <l>Darin die Wa&#x0364;nde und die Bogen,</l><lb/>
            <l>Mit &#x017F;chwarzen Trauer-Flor bezogen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="2">
            <l><hi rendition="#in">E</hi>rba&#x0364;rmlich Bild! der Erden Reich,</l><lb/>
            <l>J&#x017F;t einem Sterbaewo&#x0364;lbe gleich,</l><lb/>
            <l>Worin der kalte Todt regieret,</l><lb/>
            <l>Das was im Sommer &#x017F;cho&#x0364;n gezieret,</l><lb/>
            <l>Da un&#x017F;re Erd ein Freudenthal,</l><lb/>
            <l>J&#x017F;t nun im Winter blaß und kahl;</l><lb/>
            <l>Der Ba&#x0364;ume Schirm, der &#x017F;ie umlaubet,</l><lb/>
            <l>J&#x017F;t durch den Fro&#x017F;t hinweggeraubet.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="3">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>er gru&#x0364;nen Gipfel &#x017F;cho&#x0364;ner Kranz,</l><lb/>
            <l>Und der &#x017F;maragdnen Bla&#x0364;tter Glanz</l><lb/>
            <l>J&#x017F;t hin: die Ae&#x017F;te die wir &#x017F;chauen,</l><lb/>
            <l>Erwekken uns ein banges Grauen:<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/></l>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[34/0050] Das Lehrreiche Winter Gruͤn. Das Lehrreiche Winter Gruͤn. Die Welt iſt weiß zur Winterszeit, Und in dies bleiche Todtenkleid, Jſt alles gleichſam eingehuͤllet; Die Luft iſt ſchwaͤrzlich angefuͤllet Mit Duͤnſten, und ihr hell Revier, Kommt uns, als wie ein Zimmer fuͤr, Darin die Waͤnde und die Bogen, Mit ſchwarzen Trauer-Flor bezogen. Erbaͤrmlich Bild! der Erden Reich, Jſt einem Sterbaewoͤlbe gleich, Worin der kalte Todt regieret, Das was im Sommer ſchoͤn gezieret, Da unſre Erd ein Freudenthal, Jſt nun im Winter blaß und kahl; Der Baͤume Schirm, der ſie umlaubet, Jſt durch den Froſt hinweggeraubet. Der gruͤnen Gipfel ſchoͤner Kranz, Und der ſmaragdnen Blaͤtter Glanz Jſt hin: die Aeſte die wir ſchauen, Erwekken uns ein banges Grauen: Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/50
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/50>, abgerufen am 23.11.2024.