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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.

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Der Schnee.
O! Schöpfer dieses Flokken Heer,
Das mein gerührtes Aug erblikket,
Jst mir ein Spiegel deiner Ehr,
Darin sich deine Macht abdrükket.
Es denk ein roher Atheist,
Nur immerhin, wenn er dies liest,
Das dies von Ohngefehr geschehen,
Woran ich deine Macht gesehen.
Der Spötter sagt: da ich im Schnee,
So viele Bilder und Figuren,
Die künstlich sind gedrükt, erseh:
Jch sehe keine Gottheit Spuren;
Es zeiget mir dies Spiel vielmehr,
Daß auch vom blinden Ohngesehr,
Figuren leicht entstehen können',
Die wir der Weisheit Kunststük nennen.
Wie thörigt ist der Unbedacht,
Der also schließt; wenn GOttes Wesen,
Das er aus blinden Wahn verlacht,
Den Schnee so künstlich auserlesen;
So müste er, wie wir doch sehn,
So leicht nicht wiederum vergehn;
So müsten die geformmten Spizzen
Die Zierligkeiten wozu nüzzen.
Allein wie falsch ist dieser Schlus,
Daß man an einem schönen Werke,
Das bald vergehn, zerfliessen muß,
Des Höchsten Finger nicht bemerke.
Wie
Der Schnee.
O! Schoͤpfer dieſes Flokken Heer,
Das mein geruͤhrtes Aug erblikket,
Jſt mir ein Spiegel deiner Ehr,
Darin ſich deine Macht abdruͤkket.
Es denk ein roher Atheiſt,
Nur immerhin, wenn er dies lieſt,
Das dies von Ohngefehr geſchehen,
Woran ich deine Macht geſehen.
Der Spoͤtter ſagt: da ich im Schnee,
So viele Bilder und Figuren,
Die kuͤnſtlich ſind gedruͤkt, erſeh:
Jch ſehe keine Gottheit Spuren;
Es zeiget mir dies Spiel vielmehr,
Daß auch vom blinden Ohngeſehr,
Figuren leicht entſtehen koͤnnen’,
Die wir der Weisheit Kunſtſtuͤk nennen.
Wie thoͤrigt iſt der Unbedacht,
Der alſo ſchließt; wenn GOttes Weſen,
Das er aus blinden Wahn verlacht,
Den Schnee ſo kuͤnſtlich auserleſen;
So muͤſte er, wie wir doch ſehn,
So leicht nicht wiederum vergehn;
So muͤſten die geformmten Spizzen
Die Zierligkeiten wozu nuͤzzen.
Allein wie falſch iſt dieſer Schlus,
Daß man an einem ſchoͤnen Werke,
Das bald vergehn, zerflieſſen muß,
Des Hoͤchſten Finger nicht bemerke.
Wie
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[44/0060] Der Schnee. O! Schoͤpfer dieſes Flokken Heer, Das mein geruͤhrtes Aug erblikket, Jſt mir ein Spiegel deiner Ehr, Darin ſich deine Macht abdruͤkket. Es denk ein roher Atheiſt, Nur immerhin, wenn er dies lieſt, Das dies von Ohngefehr geſchehen, Woran ich deine Macht geſehen. Der Spoͤtter ſagt: da ich im Schnee, So viele Bilder und Figuren, Die kuͤnſtlich ſind gedruͤkt, erſeh: Jch ſehe keine Gottheit Spuren; Es zeiget mir dies Spiel vielmehr, Daß auch vom blinden Ohngeſehr, Figuren leicht entſtehen koͤnnen’, Die wir der Weisheit Kunſtſtuͤk nennen. Wie thoͤrigt iſt der Unbedacht, Der alſo ſchließt; wenn GOttes Weſen, Das er aus blinden Wahn verlacht, Den Schnee ſo kuͤnſtlich auserleſen; So muͤſte er, wie wir doch ſehn, So leicht nicht wiederum vergehn; So muͤſten die geformmten Spizzen Die Zierligkeiten wozu nuͤzzen. Allein wie falſch iſt dieſer Schlus, Daß man an einem ſchoͤnen Werke, Das bald vergehn, zerflieſſen muß, Des Hoͤchſten Finger nicht bemerke. Wie

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/60>, abgerufen am 24.11.2024.