Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864."Jhr nehmt so viele Frauen zur Ehe!" "Meine Sappho ..." "Versteh' mich nicht falsch! Sieh, ich habe Dich so "Jch will." "Und dann, wenn meine Zeit vorüber ist und Du der "O Sappho, diese Seligkeit muß kurz sein, denn sie „Jhr nehmt ſo viele Frauen zur Ehe!“ „Meine Sappho ...“ „Verſteh’ mich nicht falſch! Sieh, ich habe Dich ſo „Jch will.“ „Und dann, wenn meine Zeit vorüber iſt und Du der „O Sappho, dieſe Seligkeit muß kurz ſein, denn ſie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0182" n="164"/> <p>„Jhr nehmt ſo viele Frauen zur Ehe!“</p><lb/> <p>„Meine Sappho ...“</p><lb/> <p>„Verſteh’ mich nicht falſch! Sieh, ich habe Dich ſo<lb/> lieb, daß ich Nichts will, als Dich glücklich ſehen und<lb/> Dein ganzes Daſein theilen zu dürfen. Verſtößt Du,<lb/> wenn Du mich allein zum Weibe nimmſt, gegen die Sitten<lb/> Deiner Heimat, ſollte man Dich Deiner Treue wegen<lb/> verachten oder nur tadeln wollen, denn wer dürfte meinen<lb/> Bartja verachten, ſo nimm Dir andere Weiber neben mir;<lb/> aber erſt laß mich nur zwei, nur drei Jahre lang Dich<lb/> ganz allein beſitzen. Willſt Du das, Bartja?“</p><lb/> <p>„Jch will.“</p><lb/> <p>„Und dann, wenn meine Zeit vorüber iſt und Du der<lb/> Sitte Deines Landes nachgeben mußt, — denn aus Liebe<lb/> wirſt Du keine Zweite heimführen, — ſo laß mich Deine<lb/> erſte Sclavin bleiben. O, ich habe mir das ſo herrlich<lb/> ausgemalt! Wenn Du in den Krieg ziehſt, ſo ſetze ich<lb/> Dir die Tiara auf die Locken, ſo gürte ich Dir das<lb/> Schwert um und gebe Dir die Lanzen in die Hand. —<lb/> Wenn Du als Sieger heimkehrſt, dann bekränze ich Dich<lb/> zuerſt. Reiteſt Du zur Jagd, ſo ſchnalle ich Dir die<lb/> Sporen an, und gehſt Du zum Gaſtmahle, dann ſchmücke<lb/> und ſalbe ich Dich, winde Dir Pappel- und Roſenkränze und<lb/> ſchlinge ſie um Deine Stirn und Deine Schultern. Biſt<lb/> Du verwundet, ſo pflege ich Dich, biſt Du krank, ſo<lb/> weiche ich nicht von Deiner Seite, biſt Du glücklich, dann<lb/> ziehe ich mich zurück und weide mich aus der Ferne an<lb/> Deiner Ehre und Deinem Wohlergehen, bis Du mich zu<lb/> Dir rufſt und meine Wonne durch einen Kuß oder ein<lb/> freundliches Wort verdoppelſt.“</p><lb/> <p>„O Sappho, dieſe Seligkeit muß kurz ſein, denn ſie<lb/> iſt zu groß! Keine zweite, Du ganz allein ſollſt meine<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [164/0182]
„Jhr nehmt ſo viele Frauen zur Ehe!“
„Meine Sappho ...“
„Verſteh’ mich nicht falſch! Sieh, ich habe Dich ſo
lieb, daß ich Nichts will, als Dich glücklich ſehen und
Dein ganzes Daſein theilen zu dürfen. Verſtößt Du,
wenn Du mich allein zum Weibe nimmſt, gegen die Sitten
Deiner Heimat, ſollte man Dich Deiner Treue wegen
verachten oder nur tadeln wollen, denn wer dürfte meinen
Bartja verachten, ſo nimm Dir andere Weiber neben mir;
aber erſt laß mich nur zwei, nur drei Jahre lang Dich
ganz allein beſitzen. Willſt Du das, Bartja?“
„Jch will.“
„Und dann, wenn meine Zeit vorüber iſt und Du der
Sitte Deines Landes nachgeben mußt, — denn aus Liebe
wirſt Du keine Zweite heimführen, — ſo laß mich Deine
erſte Sclavin bleiben. O, ich habe mir das ſo herrlich
ausgemalt! Wenn Du in den Krieg ziehſt, ſo ſetze ich
Dir die Tiara auf die Locken, ſo gürte ich Dir das
Schwert um und gebe Dir die Lanzen in die Hand. —
Wenn Du als Sieger heimkehrſt, dann bekränze ich Dich
zuerſt. Reiteſt Du zur Jagd, ſo ſchnalle ich Dir die
Sporen an, und gehſt Du zum Gaſtmahle, dann ſchmücke
und ſalbe ich Dich, winde Dir Pappel- und Roſenkränze und
ſchlinge ſie um Deine Stirn und Deine Schultern. Biſt
Du verwundet, ſo pflege ich Dich, biſt Du krank, ſo
weiche ich nicht von Deiner Seite, biſt Du glücklich, dann
ziehe ich mich zurück und weide mich aus der Ferne an
Deiner Ehre und Deinem Wohlergehen, bis Du mich zu
Dir rufſt und meine Wonne durch einen Kuß oder ein
freundliches Wort verdoppelſt.“
„O Sappho, dieſe Seligkeit muß kurz ſein, denn ſie
iſt zu groß! Keine zweite, Du ganz allein ſollſt meine
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