Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864.Erstes Kapitel. Der Nil hatte sein Bett verlassen. Weit und breit Ebers, Eine ägyptische Königstochter. I. 1
Erſtes Kapitel. Der Nil hatte ſein Bett verlaſſen. Weit und breit Ebers, Eine ägyptiſche Königstochter. I. 1
<TEI> <text> <front> <div type="preface" n="1"> <pb facs="#f0019" n="[1]"/> </div> </front> <body> <div n="1"> <head> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#g">Erſtes Kapitel.</hi> </hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p><hi rendition="#in">D</hi>er Nil hatte ſein Bett verlaſſen. Weit und breit<lb/> dehnte ſich da, wo ſonſt üppige Saatfelder und blühende<lb/> Beete zu ſehen waren, eine unermeßliche Waſſerfläche. Nur<lb/> die von Dämmen beſchützten Städte mit ihren Rieſentem-<lb/> peln und Paläſten, die Dächer der Dörfer, ſo wie die<lb/> Kronen der hochſtämmigen Palmen und Akazien überrag-<lb/> ten den Spiegel der Fluth. Die Zweige der Sykomoren<lb/> und Platanen hingen in den Wellen, während die hohen<lb/> Silberpappeln mit aufwärts ſtrebenden Aeſten das feuchte<lb/> Element meiden zu wollen ſchienen. Der volle Mond<lb/> war aufgegangen und goß ſein mildes Licht über den mit<lb/> dem weſtlichen Horizonte verſchwimmenden libyſchen Höhen-<lb/> zug. Jm Norden ſchimmerte, kaum erkennbar, das mittel-<lb/> ländiſche Meer. Auf dem Spiegel des Waſſers ſchwammen<lb/> blaue und weiße Lotosblumen. Fledermäuſe verſchiedener Art<lb/> ſchwangen und ſchnellten ſich durch die ſtille, von dem Duft<lb/> der Akazien und Jasminblüthen erfüllte Nachtluft. Jn den<lb/> Kronen der Bäume ſchlummerten wilde Tauben und andere<lb/> Vögel, während, beſchützt von dem Papyrosſchilfe und den<lb/> Nilbohnen, die am Ufer grünten, Pelikane, Störche und<lb/> Kraniche hockten. Erſtere verbargen im Schlafe die langge-<lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Ebers,</hi> Eine ägyptiſche Königstochter. <hi rendition="#aq">I.</hi> 1</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [[1]/0019]
Erſtes Kapitel.
Der Nil hatte ſein Bett verlaſſen. Weit und breit
dehnte ſich da, wo ſonſt üppige Saatfelder und blühende
Beete zu ſehen waren, eine unermeßliche Waſſerfläche. Nur
die von Dämmen beſchützten Städte mit ihren Rieſentem-
peln und Paläſten, die Dächer der Dörfer, ſo wie die
Kronen der hochſtämmigen Palmen und Akazien überrag-
ten den Spiegel der Fluth. Die Zweige der Sykomoren
und Platanen hingen in den Wellen, während die hohen
Silberpappeln mit aufwärts ſtrebenden Aeſten das feuchte
Element meiden zu wollen ſchienen. Der volle Mond
war aufgegangen und goß ſein mildes Licht über den mit
dem weſtlichen Horizonte verſchwimmenden libyſchen Höhen-
zug. Jm Norden ſchimmerte, kaum erkennbar, das mittel-
ländiſche Meer. Auf dem Spiegel des Waſſers ſchwammen
blaue und weiße Lotosblumen. Fledermäuſe verſchiedener Art
ſchwangen und ſchnellten ſich durch die ſtille, von dem Duft
der Akazien und Jasminblüthen erfüllte Nachtluft. Jn den
Kronen der Bäume ſchlummerten wilde Tauben und andere
Vögel, während, beſchützt von dem Papyrosſchilfe und den
Nilbohnen, die am Ufer grünten, Pelikane, Störche und
Kraniche hockten. Erſtere verbargen im Schlafe die langge-
Ebers, Eine ägyptiſche Königstochter. I. 1
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |