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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864.

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verließ der Athener, schweren aber festen Schrittes der
Spartaner das Fahrzeug. Aristomachos trug einen Stelz-
fuß; dennoch wanderte er so kräftigen Schrittes neben dem
leichtfüßigen Phanes dahin, daß man denken konnte, er
sei mit dem hölzernen Beine zur Welt gekommen.

Jm Garten der Rhodopis duftete, blühte und schwirrte
es, wie in einer Märchennacht. Akanthus, gelbe Mimosen,
Hecken von Schneeballen, Jasmin und Flieder, Rosen und
Goldregenbüsche drängten sich aneinander; hohe Palmen,
Akazien und Balsambäume überragten die Sträucher, große
Fledermäuse mit zarten Flügeln wiegten sich über dem
Ganzen, und auf dem Strome tönte Gesang und Ge-
lächter.

Ein Aegypter hatte diesen Garten angelegt, und die
Erbauer der Pyramiden waren von Alters her als Gar-
tenkünstler hoch berühmt 7). Sie verstanden es, die Beete
sauber abzustecken, regelmäßige Baum- und Sträuchergrup-
pen zu pflanzen, Wasserleitungen und Springbrunnen,
Lauben und Lusthäuschen anzulegen, ja sogar die Wege
(wie in den Gärten Ludwig XIV.) mit künstlich beschnit-
tenen Hecken zu umzäunen, und Goldfischzucht in steinernen
Becken zu treiben.

Phanes blieb an der Pforte der Gartenmauer stehen,
schaute sich aufmerksam um und horchte in die Luft hinaus,
dann schüttelte er den Kopf und sagte: "Jch begreife
nicht, was dieß zu bedeuten hat. Jch höre keine Stimmen,
sehe kein Licht, alle Barken sind fort, und dennoch flat-
tert die Fahne auf der bunten Stange neben den Obe-
lisken zu beiden Seiten der Pforte 8). Rhodopis muß ab-
wesend sein. Sollte man vergessen haben? -- -- ..."
Er hatte nicht ausgeredet, als er von einer tiefen Stimme
unterbrochen wurde: "Ach, der Oberst der Leibwache!"

verließ der Athener, ſchweren aber feſten Schrittes der
Spartaner das Fahrzeug. Ariſtomachos trug einen Stelz-
fuß; dennoch wanderte er ſo kräftigen Schrittes neben dem
leichtfüßigen Phanes dahin, daß man denken konnte, er
ſei mit dem hölzernen Beine zur Welt gekommen.

Jm Garten der Rhodopis duftete, blühte und ſchwirrte
es, wie in einer Märchennacht. Akanthus, gelbe Mimoſen,
Hecken von Schneeballen, Jasmin und Flieder, Roſen und
Goldregenbüſche drängten ſich aneinander; hohe Palmen,
Akazien und Balſambäume überragten die Sträucher, große
Fledermäuſe mit zarten Flügeln wiegten ſich über dem
Ganzen, und auf dem Strome tönte Geſang und Ge-
lächter.

Ein Aegypter hatte dieſen Garten angelegt, und die
Erbauer der Pyramiden waren von Alters her als Gar-
tenkünſtler hoch berühmt 7). Sie verſtanden es, die Beete
ſauber abzuſtecken, regelmäßige Baum- und Sträuchergrup-
pen zu pflanzen, Waſſerleitungen und Springbrunnen,
Lauben und Luſthäuschen anzulegen, ja ſogar die Wege
(wie in den Gärten Ludwig XIV.) mit künſtlich beſchnit-
tenen Hecken zu umzäunen, und Goldfiſchzucht in ſteinernen
Becken zu treiben.

Phanes blieb an der Pforte der Gartenmauer ſtehen,
ſchaute ſich aufmerkſam um und horchte in die Luft hinaus,
dann ſchüttelte er den Kopf und ſagte: „Jch begreife
nicht, was dieß zu bedeuten hat. Jch höre keine Stimmen,
ſehe kein Licht, alle Barken ſind fort, und dennoch flat-
tert die Fahne auf der bunten Stange neben den Obe-
lisken zu beiden Seiten der Pforte 8). Rhodopis muß ab-
weſend ſein. Sollte man vergeſſen haben? — — ...“
Er hatte nicht ausgeredet, als er von einer tiefen Stimme
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[5/0023] verließ der Athener, ſchweren aber feſten Schrittes der Spartaner das Fahrzeug. Ariſtomachos trug einen Stelz- fuß; dennoch wanderte er ſo kräftigen Schrittes neben dem leichtfüßigen Phanes dahin, daß man denken konnte, er ſei mit dem hölzernen Beine zur Welt gekommen. Jm Garten der Rhodopis duftete, blühte und ſchwirrte es, wie in einer Märchennacht. Akanthus, gelbe Mimoſen, Hecken von Schneeballen, Jasmin und Flieder, Roſen und Goldregenbüſche drängten ſich aneinander; hohe Palmen, Akazien und Balſambäume überragten die Sträucher, große Fledermäuſe mit zarten Flügeln wiegten ſich über dem Ganzen, und auf dem Strome tönte Geſang und Ge- lächter. Ein Aegypter hatte dieſen Garten angelegt, und die Erbauer der Pyramiden waren von Alters her als Gar- tenkünſtler hoch berühmt 7). Sie verſtanden es, die Beete ſauber abzuſtecken, regelmäßige Baum- und Sträuchergrup- pen zu pflanzen, Waſſerleitungen und Springbrunnen, Lauben und Luſthäuschen anzulegen, ja ſogar die Wege (wie in den Gärten Ludwig XIV.) mit künſtlich beſchnit- tenen Hecken zu umzäunen, und Goldfiſchzucht in ſteinernen Becken zu treiben. Phanes blieb an der Pforte der Gartenmauer ſtehen, ſchaute ſich aufmerkſam um und horchte in die Luft hinaus, dann ſchüttelte er den Kopf und ſagte: „Jch begreife nicht, was dieß zu bedeuten hat. Jch höre keine Stimmen, ſehe kein Licht, alle Barken ſind fort, und dennoch flat- tert die Fahne auf der bunten Stange neben den Obe- lisken zu beiden Seiten der Pforte 8). Rhodopis muß ab- weſend ſein. Sollte man vergeſſen haben? — — ...“ Er hatte nicht ausgeredet, als er von einer tiefen Stimme unterbrochen wurde: „Ach, der Oberſt der Leibwache!“

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter01_1864/23>, abgerufen am 21.11.2024.