Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864.der Einfachheit ihres Gastmahls, wohl aber wegen der Als die Gäste satt waren, wuschen sie sich von Neuem "Edler Freund! Wir haben jetzt unsere Ungeduld so der Einfachheit ihres Gaſtmahls, wohl aber wegen der Als die Gäſte ſatt waren, wuſchen ſie ſich von Neuem „Edler Freund! Wir haben jetzt unſere Ungeduld ſo <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0039" n="21"/> der Einfachheit ihres Gaſtmahls, wohl aber wegen der<lb/> Ueppigkeit deſſelben zu entſchuldigen habe. Wann er näch-<lb/> ſtens wiederkomme, ſolle ihm ihr Sclave Knakias, der ſich<lb/> rühme, als entwichener ſpartaniſcher Helot, eine köſtliche<lb/> Blutſuppe kochen zu können, (bei dieſen Worten ſchau-<lb/> derte der Sybarit) eine echt lakedämoniſche Mahlzeit be-<lb/> reiten.</p><lb/> <p>Als die Gäſte ſatt waren, wuſchen ſie ſich von Neuem<lb/> die Hände. Dann wurde das Speiſegeſchirr abgeräumt,<lb/> der Fußboden geſäubert, und Wein und Waſſer in den<lb/> Miſchkeſſel gegoſſen. Endlich <hi rendition="#sup">46</hi>) wandte ſich Rhodopis,<lb/> nachdem ſie ſich überzeugt hatte, daß Alles im beſten<lb/> Gange ſei, an den mit den Mileſiern ſtreitenden Phanes<lb/> und ſagte:</p><lb/> <p>„Edler Freund! Wir haben jetzt unſere Ungeduld ſo<lb/> lange bemeiſtert, daß es wohl Deine Pflicht wäre, uns<lb/> mitzutheilen, welches ſchlimme Ungefähr Dich aus Aegyp-<lb/> ten und unſerem Kreiſe zu entreißen droht. Mit leichtem<lb/> Sinne, den die Götter euch Joniern Allen, als köſtliches<lb/> Geſchenk, bei der Geburt zu ſpenden pflegen, magſt Du<lb/> Dich von uns und dieſem Lande trennen; — wir aber<lb/> werden Deiner lange ſchmerzlich gedenken, denn ich kenne<lb/> keinen größeren Verluſt, als den eines ſeit Jahren treu<lb/> bewährten Freundes. Einige von uns haben auch zu lange<lb/> am Nil gelebt, um nicht ein wenig von dem unwandelbar<lb/> beſtändigen Sinne der Aegypter angenommen zu haben!<lb/> Du lächelſt zwar; ich weiß aber doch, daß Du, obgleich<lb/> Du Dich ſchon lange nach Hellas ſehneſt, nicht ohne alles<lb/> Bedauern von uns ſcheiden wirſt. Du gibſt mir Recht?<lb/> Nun ich wußte ja, daß ich mich nicht täuſchte. Aber er-<lb/> zähle jetzt, warum Du Aegypten verlaſſen willſt, damit<lb/> wir überlegen können, ob es nicht möglich ſei, Deine Ver-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [21/0039]
der Einfachheit ihres Gaſtmahls, wohl aber wegen der
Ueppigkeit deſſelben zu entſchuldigen habe. Wann er näch-
ſtens wiederkomme, ſolle ihm ihr Sclave Knakias, der ſich
rühme, als entwichener ſpartaniſcher Helot, eine köſtliche
Blutſuppe kochen zu können, (bei dieſen Worten ſchau-
derte der Sybarit) eine echt lakedämoniſche Mahlzeit be-
reiten.
Als die Gäſte ſatt waren, wuſchen ſie ſich von Neuem
die Hände. Dann wurde das Speiſegeſchirr abgeräumt,
der Fußboden geſäubert, und Wein und Waſſer in den
Miſchkeſſel gegoſſen. Endlich 46) wandte ſich Rhodopis,
nachdem ſie ſich überzeugt hatte, daß Alles im beſten
Gange ſei, an den mit den Mileſiern ſtreitenden Phanes
und ſagte:
„Edler Freund! Wir haben jetzt unſere Ungeduld ſo
lange bemeiſtert, daß es wohl Deine Pflicht wäre, uns
mitzutheilen, welches ſchlimme Ungefähr Dich aus Aegyp-
ten und unſerem Kreiſe zu entreißen droht. Mit leichtem
Sinne, den die Götter euch Joniern Allen, als köſtliches
Geſchenk, bei der Geburt zu ſpenden pflegen, magſt Du
Dich von uns und dieſem Lande trennen; — wir aber
werden Deiner lange ſchmerzlich gedenken, denn ich kenne
keinen größeren Verluſt, als den eines ſeit Jahren treu
bewährten Freundes. Einige von uns haben auch zu lange
am Nil gelebt, um nicht ein wenig von dem unwandelbar
beſtändigen Sinne der Aegypter angenommen zu haben!
Du lächelſt zwar; ich weiß aber doch, daß Du, obgleich
Du Dich ſchon lange nach Hellas ſehneſt, nicht ohne alles
Bedauern von uns ſcheiden wirſt. Du gibſt mir Recht?
Nun ich wußte ja, daß ich mich nicht täuſchte. Aber er-
zähle jetzt, warum Du Aegypten verlaſſen willſt, damit
wir überlegen können, ob es nicht möglich ſei, Deine Ver-
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