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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864.

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Fahrzeuge, welches jemals gebaut wurde, zu Kenchreae
eingeschifft habe.

"Mich wundert's nicht, daß noch kein Hellene vor
mir in Naukratis eingelaufen ist, denn wir hatten grau-
same Stürme zu bestehen, und wären kaum mit dem Leben
davon gekommen, wenn diese samischen Schiffe mit ihren
dicken Bäuchen, Jbisschnäbeln und Fischschwänzen 64) nicht
gar so vortrefflich gezimmert und bemannt wären.

"Die andern Heimkehrenden mögen, wer weiß wohin,
verschlagen worden sein; wir aber konnten uns in den
Hafen von Samos bergen und nach zehntägigem Aufent-
halte wieder absegeln.

"Als wir endlich heute früh in den Nil eingelaufen
waren, setzte ich mich sofort in meine Barke und wurde
von Boreas, der mir wenigstens am Schlusse der Reise
zeigen wollte, daß er seinen alten Kallias noch immer lieb
habe, so schnell befördert, daß ich schon vor wenigen Augen-
blicken das freundlichste aller Häuser erblicken konnte. Jch
sah die Fahne wehen, sah die offenen Fenster erleuchtet,
kämpfte in mir, ob ich eintreten solle oder nicht; konnte
Deinem Zauber, o Rhodopis, unmöglich widerstehen, und
wäre außerdem vor lauter Neuigkeiten, die ich noch uner-
zählt bei mir habe, geplatzt, wenn ich nicht ausgestiegen
wäre, -- um Euch, bei einem Stücke Braten und einem
Becher Wein, Dinge mitzutheilen, die Jhr Euch nicht träu-
men lasset."

Kallias legte sich behaglich auf ein Polster nieder,
und überreichte, eh' er seine Neuigkeiten auszukramen
begann, Rhodopis ein prächtiges, eine Schlange darstel-
lendes Armband von Gold 65), welches er zu Samos in
der Werkstatt eben jenes Theodoros, der mit ihm an einem
Tische saß, für vieles Geld erstanden hatte.

Ebers, Eine ägyptische Königstochter. I. 3

Fahrzeuge, welches jemals gebaut wurde, zu Kenchreae
eingeſchifft habe.

„Mich wundert’s nicht, daß noch kein Hellene vor
mir in Naukratis eingelaufen iſt, denn wir hatten grau-
ſame Stürme zu beſtehen, und wären kaum mit dem Leben
davon gekommen, wenn dieſe ſamiſchen Schiffe mit ihren
dicken Bäuchen, Jbisſchnäbeln und Fiſchſchwänzen 64) nicht
gar ſo vortrefflich gezimmert und bemannt wären.

„Die andern Heimkehrenden mögen, wer weiß wohin,
verſchlagen worden ſein; wir aber konnten uns in den
Hafen von Samos bergen und nach zehntägigem Aufent-
halte wieder abſegeln.

„Als wir endlich heute früh in den Nil eingelaufen
waren, ſetzte ich mich ſofort in meine Barke und wurde
von Boreas, der mir wenigſtens am Schluſſe der Reiſe
zeigen wollte, daß er ſeinen alten Kallias noch immer lieb
habe, ſo ſchnell befördert, daß ich ſchon vor wenigen Augen-
blicken das freundlichſte aller Häuſer erblicken konnte. Jch
ſah die Fahne wehen, ſah die offenen Fenſter erleuchtet,
kämpfte in mir, ob ich eintreten ſolle oder nicht; konnte
Deinem Zauber, o Rhodopis, unmöglich widerſtehen, und
wäre außerdem vor lauter Neuigkeiten, die ich noch uner-
zählt bei mir habe, geplatzt, wenn ich nicht ausgeſtiegen
wäre, — um Euch, bei einem Stücke Braten und einem
Becher Wein, Dinge mitzutheilen, die Jhr Euch nicht träu-
men laſſet.“

Kallias legte ſich behaglich auf ein Polſter nieder,
und überreichte, eh’ er ſeine Neuigkeiten auszukramen
begann, Rhodopis ein prächtiges, eine Schlange darſtel-
lendes Armband von Gold 65), welches er zu Samos in
der Werkſtatt eben jenes Theodoros, der mit ihm an einem
Tiſche ſaß, für vieles Geld erſtanden hatte.

Ebers, Eine ägyptiſche Königstochter. I. 3
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[33/0051] Fahrzeuge, welches jemals gebaut wurde, zu Kenchreae eingeſchifft habe. „Mich wundert’s nicht, daß noch kein Hellene vor mir in Naukratis eingelaufen iſt, denn wir hatten grau- ſame Stürme zu beſtehen, und wären kaum mit dem Leben davon gekommen, wenn dieſe ſamiſchen Schiffe mit ihren dicken Bäuchen, Jbisſchnäbeln und Fiſchſchwänzen 64) nicht gar ſo vortrefflich gezimmert und bemannt wären. „Die andern Heimkehrenden mögen, wer weiß wohin, verſchlagen worden ſein; wir aber konnten uns in den Hafen von Samos bergen und nach zehntägigem Aufent- halte wieder abſegeln. „Als wir endlich heute früh in den Nil eingelaufen waren, ſetzte ich mich ſofort in meine Barke und wurde von Boreas, der mir wenigſtens am Schluſſe der Reiſe zeigen wollte, daß er ſeinen alten Kallias noch immer lieb habe, ſo ſchnell befördert, daß ich ſchon vor wenigen Augen- blicken das freundlichſte aller Häuſer erblicken konnte. Jch ſah die Fahne wehen, ſah die offenen Fenſter erleuchtet, kämpfte in mir, ob ich eintreten ſolle oder nicht; konnte Deinem Zauber, o Rhodopis, unmöglich widerſtehen, und wäre außerdem vor lauter Neuigkeiten, die ich noch uner- zählt bei mir habe, geplatzt, wenn ich nicht ausgeſtiegen wäre, — um Euch, bei einem Stücke Braten und einem Becher Wein, Dinge mitzutheilen, die Jhr Euch nicht träu- men laſſet.“ Kallias legte ſich behaglich auf ein Polſter nieder, und überreichte, eh’ er ſeine Neuigkeiten auszukramen begann, Rhodopis ein prächtiges, eine Schlange darſtel- lendes Armband von Gold 65), welches er zu Samos in der Werkſtatt eben jenes Theodoros, der mit ihm an einem Tiſche ſaß, für vieles Geld erſtanden hatte. Ebers, Eine ägyptiſche Königstochter. I. 3

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter01_1864/51>, abgerufen am 04.12.2024.